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Holger Kelch (CDU), Oberbürgermeister von Cottbus.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Promi-Bonus für Holger Kelch?: Cottbuser Oberbürgermeister war nicht für Malteser unterwegs, als er Impfung bekam

Im Januar ließ sich der Cottbuser Oberbürgermeister impfen – lange bevor er an der Reihe war. Die Dosis erhielt er aber nicht wie behauptet im Malteser-Dienst.

Von Sandra Dassler

Der in die Kritik geratene Oberbürgermeister von Cottbus, Holger Kelch (CDU), hat seine umstrittene Corona-Impfung nicht wie behauptet während einer ehrenamtlichen Tätigkeit für die Malteser erhalten. Das teilte eine Sprecherin der Hilfsorganisation am Montag auf Anfrage des Tagesspiegels mit. Der 53-jährige Kelch hatte sich bereits am 8. Januar impfen lassen – lange bevor er an der Reihe war.

In der Stadt löste der vermutete „Promi-Bonus“ große Aufregung aus. Schließlich warten viele Bürger, die zu den Risikogruppen gehören oder in hochgradig gefährdeten Berufen arbeiten, bislang vergeblich auf die rettende Spritze.

In der vergangenen Woche hatte ein ehemaliger Richter deshalb Strafanzeige wegen Vorteilsnahme im Amt gegen den Oberbürgermeister und seinen Ordnungsdezernenten gestellt, der ebenfalls geimpft wurde, obwohl er noch nicht an der Reihe war. Der Richter a.D. begründete seine Anzeige auch damit, dass immer neue Versionen gefunden würden, um die vorzeitige Impfung des Oberbürgermeisters zu rechtfertigen.

Tatsächlich war diese zunächst damit begründet worden, dass Kelch „zufällig“ in einem Cottbuser Pflegeheim gewesen wäre. Dort seien Impfdosen übriggeblieben, für die es sonst keine Verwendung gegeben hätte. Deshalb habe er die übrige Dosis genommen – auch, um die Vernichtung des nur begrenzt haltbaren und mit Steuergeldern bezahlten Impfstoffes zu verhindern.

Alle Impfwilligen in dem Pflegeheim seien bereits versorgt gewesen. Mitarbeiter und Bewohner des betreffenden Pflegezentrums hatten allerdings der in Cottbus erscheinenden „Lausitzer Rundschau“ berichtet, dass die im besagten Pflegezentrum angeschlossenen ambulanten Pflegedienste, die viele Haushalte mit Risikopatienten versorgen, keine Impfung erhalten haben. Später hieß es dann, Kelch habe die Impfung im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Malteser erhalten, bei der er alte Leute zum Impfzentrum und dann ins Pflegeheim transportiert habe.

Malteser: Kelch hat Seniorinnen nach eigener Aussage als Privatperson begleitet

In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung sagte Kelch selbst: „Ich habe drei Damen zum Impfen gebracht, und dabei ist mir in einem Pflegeheim erklärt worden, dass ich geimpft werden könne, damit die Dosis nicht weggeworfen werden muss. Mir war auch nicht bewusst, dass ich mich für gut 13 Jahre ehrenamtliche Hilfe bei den Maltesern einmal rechtfertigen muss – nämlich indem man mir unterstellt, ich würde diese Tätigkeit nur vorschieben.“

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Genau das scheint aber der Fall zu sein. In der schriftlichen Stellungnahme des Malteser Hilfsdienstes heißt es, Kelch habe laut eigener Aussage am 8. Januar als Privatperson drei ältere Damen zum Impfen gefahren und begleitet: „Dabei war er nicht im Auftrag der Malteser unterwegs.“

Zwar sei der Oberbürgermeister tatsächlich seit 13 Jahren ehrenamtlich für die Malteser tätig, heißt es weiter. Das beinhaltet aber vor allem repräsentative Aufgaben. Der Sprecher der Stadt Cottbus, Jan Gloßmann, wollte sich am Montag zunächst nicht zu der Stellungnahme der Malteser äußern.

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