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Start war in Bayern (hier ein Bild aus Kirchheim), jetzt versucht Uber es in Brandenburg.

© Sven Hoppe/dpa

Pendler im Berliner Umland: Kann Uber die Verkehrswende in Brandenburg voranbringen?

Rein in die Provinz: An der Grenze von Berlin und Brandenburg startet Uber ein Pilotprojekt für Pendler – es ist erst das zweite in Deutschland.

Falkensees Bürgermeister Heiko Müller (SPD) blickt zunächst einmal zurück: „Mobilität ist ein großes Thema in Falkensee“, sagte er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Schon in den 1920er Jahren seien viele Falkenseer nach Berlin gependelt, damals mit der Dampflok, um zum Beispiel in den Siemens-Werken zu arbeiten.

Heute kann man den Berliner Hauptbahnhof in 20 Minuten mit dem Regionalzug erreichen. Doch auf dem letzten Wegstück vom Bahnhof zur Haustür decke das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs die hohe Nachfrage nicht ab, sagt Müller. Deshalb hofft er auf die Zusammenarbeit mit Uber.

Im März hatte der Konzern angekündigt, ein Pilotprojekt im ländlichen Raum in Brandenburg zu starten und nach Partnern gesucht. Es ist erst das zweite dieser Art in Deutschland. Von zahlreichen Interessenten sei die Wahl auf Falkensee gefallen, sagt Christoph Weigler, General Manager von Uber Deutschland. Das Unternehmen spielt auf dem Land bislang keine Rolle. Gerade im dünn besiedelten Flächenland Brandenburg bleibt das eigene Auto die Nummer eins.

Doch nun will Uber die Provinz erobern. Das Pilotprojekt in Falkensee soll eine Art Brückenkopf dafür sein. Doch glaubt man Weigler, dann geht es auch um Nachhaltigkeit: Uber wolle die Verkehrswende vorantreiben. „Wir hoffen, dass das Schließen der letzten Meile viele Falkenseer davon überzeugen wird, das Auto stehen zu lassen“, sagt er. Wenn das eigene Fahrzeug nicht mehr zwingend notwendig sei, verändere sich die Verkehrsnutzung langfristig zugunsten des klimafreundlicheren öffentlichen Nahverkehrs.“

Falkensee gehört mit seinen 44.000 Einwohnern zu den Städten, die am stärksten wachsen. Zur Wendezeit lebten hier nur etwa halb so viele Menschen. Attraktiv ist der Standort unter anderem wegen der günstigen Anbindung an die Hauptstadt mit den Regionalbahnen.

Zwei Tarife: „Der Falkenseer“ und „Der Spandauer“

Schwieriger ist das letzte Stück des Weges. Ohne Auto ist man auf die Linienbusse der Havelbus Verkehrsgesellschaft angewiesen. Abends und am Wochenende fährt nur ein Rufbus, der mindestens eine Stunde vor Abfahrt telefonisch bestellt werden muss. Sonst bleibt nur das Taxi.

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An dieser Stelle setzt das Uber-Pilotprojekt an. Es startet mit zwei neuen Pauschaltarifen. Der erste, „Der Falkenseer“, soll Fahrten von jeder Adresse in Falkensee zu den drei Bahnhöfen Falkensee, Finkenkrug und Seegefeld ermöglichen oder von dort nach Hause. Eine Fahrt kostet in den ersten drei Monaten fünf Euro, später acht Euro. Ein weiteres Angebot namens „Der Spandauer“ wird zwischen Falkensee und dem Bahnhof Spandau für pauschal 15 Euro verfügbar sein. Es gilt zwischen 22 und 6 Uhr, wenn die Bahn in größeren Abständen fährt.

Der SPD-Bürgermeister ist überzeugt, die Grünen nicht

Der Bürgermeister betont, dass die Stadt finanziell nicht beteiligt ist: „Es handelt sich um ein rein unternehmerisches Projekt.“ Aber er ist sich sicher: „Das Konzept passt zu Falkensee.“

Doch das ist nicht unumstritten. Der Grünen-Stadtpolitiker Gerd-Henning Gunkel glaubt nicht, dass am Ende wirklich zu jeder Zeit Fahrten zur Verfügung stehen: „Das kann Uber nicht garantieren.“ Gunkel möchte lieber ein lokales Mobilitätsprojekt mit stärkerer Einbeziehung der Kommune starten.

Wenn es nach ihm geht, sollten Kleinbusse nach Bedarf auf „virtuellen Linien“ durch die Stadt fahren und auch telefonisch bestellbar sein, um zum Beispiel ältere Bürger zu erreichen. Er sei bereits mit Experten im Gespräch. Uber könnte also Konkurrenz bekommen in Falkensee.

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