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Geistlicher Beistand. Pater Alberich wurde Mönch – und jetzt Priester.

© Benjamin Lassiwe

Pater Alberich aus Neuzelle: In Brandenburg wird der erste Priester seit Jahrzehnten geweiht

Am Pfingstsamstag wird Pater Alberich Maria Fritsche zum Priester geweiht. Einen solchen Gottesdienst gab es in Brandenburg schon lange nicht mehr.

Neuzelle - Am Pfingstsamstag wird Pater Alberich vor dem Altar der barocken Klosterkirche St. Marien von Neuzelle liegen. In der Kirche wird die Allerheiligenlitanei gesungen werden. „Ihr Heiligen Erzengel Gabriel, Michael und Raphael, betet für uns...“ Schließlich werden Pater Alberich Maria Fritsche vom Görlitzer Bischof die Hände zum Segen aufgelegt. Denn der Mönch aus dem Zisterzienserorden wird am Pfingstsamstag zum Priester geweiht.

Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten findet so ein Gottesdienst wieder in Brandenburg statt, zum ersten Mal auch wieder in Neuzelle, wo die Zisterzienser erst seit 2017 wieder zu Hause sind. Und es ist auch ein waschechter Brandenburger, der dort zum Priester geweiht wird: Fritsche, der bei seiner Taufe noch Dominik hieß, stammt aus Senftenberg, wo seine Mutter einst die Caritas mitaufbaute.

Und eigentlich wollte auch Fritsche in einem katholischen Krankenhaus eine Ausbildung zum Krankenpfleger machen. Doch mit den Sterbenden betete er lieber. „Es ist schön, dass Sie sich so um die Menschen kümmern“, sagten seine Ausbilder damals. „Aber bitte, Herr Fritsche, das machen die Seelsorger und nicht die Krankenpfleger.“

Es gab unterschiedliche Reaktionen in seiner Familie

Fritsche merkte, dass „Gott einen anderen Dienst für mich vorsah.“ Für eine kurze Auszeit ging er in die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz bei Wien. In einer Messe, die dort zur Beerdigung eines Paters gefeiert wurde, fühlte er sich in der Seele berührt. Zwei Freunden sagte er eine im Anschluss geplante Radtour ab, der junge Lausitzer blieb im Kloster, studierte Theologie – nun wird er Priester. „Es ist unverdient, dass ich Priester werden darf“, sagt Fritsche. „Es ist die Gnade Gottes, die von ganz vielen Menschen erbeten wurde – dass Christus mich als Jünger in seine Nachfolge ruft.“

Wie er sich kurz vor der Priesterweihe fühlt? „Dankbar, aufgeregt, in Vorfreude“, sagt Fritsche. „Es übersteigt mein Vorstellungsvermögen, dass ich dann ewig im Namen und der Person Christi Seelen heilen, führen und lehren werde.“ In seiner Familie gab es unterschiedliche Reaktionen auf die Entscheidung, erst Mönch und dann auch noch Priester zu werden. „Die in der Familie, die gläubig sind, sind sehr gerührt und freuen sich“, sagt er. „Die, die nicht so gläubig sind, staunen nur und sagen aber doch: Das ist dann eben sein Weg.“ Ihn selber stört das nicht. „Die Familie ist nicht die Menschengruppe, für die ich geweiht werde. Ein Mönch wird ebenso wie ein Priester eigentlich aus der Familie herausgelöst, um für viele Andere ein Diener des Heils zu sein.“

Menschen würden heute einsamer sterben

Sein Weg bleibt trotzdem ungewöhnlich in einer Zeit, in der viele Menschen die katholische Kirche wegen der Missbrauchsskandale verlassen. Fritsche kann aber freilich auch einer kleiner werdenden Kirche etwas abgewinnen. „Die katholische Kirche in Deutschland nähert sich dem Profil einer starr verwalteten Nationalkirche“, sagt er. „Unsere pluralistische und materialistische Gesellschaft wird die Klöster neu als Kraft- und Erholungsorte entdecken.“

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Wie sein eigener Weg nach der Priesterweihe weitergehen wird? Vorerst ist er Seelsorger in der Neuzeller Sankt-Florian-Stiftung, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Wenn ihm Prior und Bischof solch einen Auftrag geben, würde er sich aber auch gern in der Seelsorge für Sterbende einbringen. „Die Menschen sterben heute einsamer und orientierungsloser“, sagt Fritsche. „Auch die, die nicht gläubig sind, brauchen Beistand auf dem letzten Weg.“ Da könne die Kirche, da könne aber auch er selbst sich einbringen und diesen Beistand anbieten.

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