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Einjähriger Beifuß (artemisia annua) könnte gegen Covid-19 helfen.

© Imago/Blickwinkel

Klinische Studie zu Beifuß: Kraut gegen Covid-19 wird in Mexiko getestet

Der Potsdamer Biochemiker Peter Seeberger forscht zur Wirkung von Beifuß. Extrakte der Pflanze könnten eine Corona-Erkrankung milder verlaufen lassen.

Von Sandra Dassler

Dass für und gegen vieles ein Kräutlein gewachsen ist, weiß die Menschheit seit langem. Deshalb mutet es auch nur auf den ersten Blick seltsam an, dass ausgerechnet ein renommierter Wissenschaftler glaubt, ein Kraut gegen den Verursacher der Pandemie, das Virus SARS-CoV-2, gefunden zu haben: Der Biochemiker Peter Seeberger ist seit 2009 Direktor einer Abteilung am Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie Honorarprofessor für Organische Chemie an der Freien Universität Berlin (FU). Vor einigen Wochen stellte er seine Laborstudien mit Zellen vor, die belegen, dass wässrige und ethanolische Extrakte von einjährigem Beifuß, lateinisch: Artemisia annua, auf Zellebene gegen das Coronavirus wirken.

Jetzt hat seinen Angaben zufolge eine entsprechende klinische Studie mit Patienten in Mexiko begonnen. Erste Ergebnisse könnten laut Seeberger bereits Ende September vorliegen. „Die klinischen Studien in den USA sind beantragt“, sagte der Wissenschaftler. Sie verzögere sich allerdings „vier bis fünf Wochen“, wegen eines Dokumentenfehlers. „Nun wird es wohl um den 10. September herum losgehen“, sagt Seeberger.

Die bei den Studien verwendeten Extrakte werden aus speziell gezüchteten Beifuß-Pflanzen gewonnen, die in Kentucky angebaut werden. Sie enthalten einen besonders hohen Anteil an Artemisinin, das bereits weltweit gegen den Malaria-Erreger eingesetzt wird.

Seeberger und sein Team hatten in den vergangenen Jahren die Wirkung von Artemisinin bei der Bekämpfung von Krebs erforscht. Sie wussten aber aus Berichten chinesischer Forscher, dass Artemisinin-Extrakte auch gegen das Virus SARS-CoV-1 wirken. Und das eng verwandt mit SARS-CoV-2, das Covid-19 verursacht.

Peter Seeberger ist Chemiker und Direktor des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam.
Peter Seeberger ist Chemiker und Direktor des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam.

© promo

In den durchgeführten Studien hätten die Extrakte eine gute Wirkung gezeigt und das Wachstum des Covid-19-Virus’ deutlich gemindert, sagt der Wissenschaftler: „Am besten wirkte übrigens der ethanolische Extrakt in Kombination mit Kaffee.“

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Deshalb sollten die klinischen Studien mit Covid-19-Patienten, welche die betreffenden Extrakte in Form von Tee oder Kaffee zu sich nehmen, eigentlich bereits Anfang Juli an der Universität von Kentucky starten. Seeberger ist trotz der Verzögerung optimistisch und hofft, dass die Krankheit bei den getesteten Personen einen wesentlich milderen Verlauf nimmt.

Seine wissenschaftliche Studie selbst habe sehr gute Resultate gebracht, sagte er: „Die volle Studie wird nun gerade fertiggestellt und dann zum Peer Review eingereicht“. Peer Review, zu deutsch: Kreuzgutachten, ist ein Verfahren, bei dem unabhängige Gutachter die Qualität von wissenschaftlichen Publikationen beurteilen. 

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