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Eine Dorfkirche in der Uckermark.

© IMAGO / Hanke

Immer weniger Gläubige: Was passiert mit nicht mehr benötigten Kirchen in Brandenburg?

Mittelfristig werden rund 30 Prozent der Gotteshäuser nicht mehr gebraucht. Sie könnten aber anders genutzt werden - zum Beispiel als Begegnungsorte.

Wer in ein Brandenburger Dorf fährt, sieht ihre Türme schon von weitem: Mehr als 1600 alte Dorfkirchen gibt es zwischen Prignitz, Uckermark und Niederlausitz. Lange galt ihre Rettung nach der Wende als Erfolgsprojekt: 80 Prozent der Dorfkirchen sind heute saniert, kein einziges Gotteshaus in Brandenburg musste nach 1990 abgerissen werden. Doch nun sorgt die rückläufige Zahl der Kirchenmitglieder für neue Probleme am Horizont.

Mittelfristig werden rund 30 Prozent der Gotteshäuser von der Kirche nicht mehr benötigt, sagte der Leiter des kirchlichen Bauamts der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Frank Röger, kürzlich im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Brandenburger Landtags.

Von der Kirche alleine könne die Erhaltung der Kirchen nicht sichergestellt werden. Röger sprach sich ebenso wie Landesdenkmalpfleger Thomas Drachenberg und der Vorsitzende des Förderkreis Alte Kirchen, Bernd Janowski, für neue Nutzungen der Kirchengebäude aus.

Gute Beispiele seien etwa die Dorfkirche in Rosenhagen in der Prignitz, die zu einem Begegnungsort geworden sei, eine Pilgerunterkunft in der Dorfkirche in Barsikow und die Nutzung der uckermärkischen Dorfkirche Temmen als Nabu-Kirche.

„Dorfkirchen sind kein Thema für die Kirchengemeinden allein, sie brauchen ein Netzwerk der Unterstützung“, sagte Drachenberg. Gesucht werden müsse eine Lösung für „das Problem, dass drei Leute über 80 mit der Pflege der Kirche überfordert sind.“ Konkret fragte Drachenberg: „Wozu muss ich ein Dorfgemeinschaftshaus neu bauen, wenn mit der Kirche schon eines da ist?“

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Der Förderkreisvorsitzende Bernd Janowski sprach sich ebenso wie Drachenberg dafür aus, dort, wo Kirchen nicht mehr genutzt werden, diese auch in eine Art Wartestand zu versetzen, um sie für künftige Generationen zu erhalten. „Das ist oftmals gar nicht so teuer“, sagt Janowski.

In der Uckermark bilde man gegenwärtig Ehrenamtliche aus, um sie für ein Baumonitoring zu befähigen. „Ich denke, dass hier die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung steht, um ein über Jahrhunderte gewachsenes kulturelles Erbe für die Zukunft zu bewahren“, sagt der Förderkreisvorsitzende.

Der Vorsitzende des Landesdenkmalbeirats, der frühere Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD), sprach sich gegen eine Privatisierung von Kirchengebäuden aus: „Einmal etwas aus der Hand gegeben, führt dazu, dass es extrem schwer würde, über eine sinnvolle Lösung nachzudenken.“ Wichtig sei es, erst einmal die Gebäude zu sichern. Es sei nicht schlimm, erst in zehn oder fünfzehn Jahren über eine Nutzung nachzudenken.

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