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Der Rapper Bushido und sein Anwalt beim Prozess.

© dpa Pool/dpa

„Ich musste ihn mit 30 Prozent beteiligen“: Düster und unnahbar - Bushido sagt über Abou-Chaker aus

Rapper Bushido und Arafat „Ari“ Abou-Chaker traten jahrelang als Geschäftspartner in die Öffentlichkeit. Nun wird vor Gericht abgerechnet.

Der Rapper begann mit der Abrechnung vom Zeugenstuhl aus. „Ich hatte nie vor, ihn zu beteiligen“ erklärte Bushido mit Blick auf seinen einstigen Geschäftspartner Arafat „Ari „Abou-Chaker. Er sei in der Lage, seine Geschäfte selbst zu führen, so Bushido am Montag vor dem Landgericht. „Er wollte prozentual an allem beteiligt werden, was ich verdiene.“ Der Clanchef habe schließlich 30 Prozent bekommen – „steuerlich nicht erfasst“.

Am inzwischen vierten Verhandlungstag im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder um mutmaßliche Straftaten zum Nachteil von Anis „Bushido“ Ferchichi gab es zunächst eine stundenlange Debatte um die weitere Aussage des 41-Jährigen. 

In der vergangenen Woche hatte er mit Angaben zu seiner musikalischen Karriere begonnen. Nun sollte es mit dem Beginn der Kontakte zu Arafat Abou-Chaker weitergehen. Die Verteidiger erneuerten ihren Antrag, zuvor Einsicht in alle Vernehmungen von Bushido auch in anderen Verfahren zu nehmen. Es gebe welche als Zeugen und als Beschuldigter. Doch Angaben in Verfahren, in denen die Ermittlungen noch laufen, seien nicht offenzulegen, entschied das Gericht.

Bushido und der Clanchef lernten sich vor mehr als 15 Jahren in Kreuzberg kennen. Der junge Rapper hatte seine ersten größeren Erfolge. Ein Label nahm ihn unter Vertrag. Stolz war er darüber, doch dann trübte sich das Verhältnis zu der Plattenfirma: Er wollte den für ihn finanziell nicht günstigen Vertrag auflösen. Die Firma habe dem erst nicht zugestimmt, dann übernahmen Ari und seine Brüder die Geschäfte des Musikers. 

Einiges an gemeinsamem Vermögen sammelte sich in den Jahren an, darunter ein über 16.000 Quadratmeter großes Anwesen mit drei Häusern in Kleinmachnow.

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Erst habe er sich an einen Ali gewandt, so Bushido. Von dem habe man auf der Straße gehört, dass er Sachen auch „ich sage mal mit Rowdyverhalten“ geklärt habe, so der Rapper. Man habe „definitiv Respekt“ vor diesem Mann gehabt. Doch es habe lange keine Rückmeldung gegeben. Schließlich sei ein anderer auf ihn zugekommen und habe ihm gesagt, dass nur Arafat das Problem lösen könne. Der würde dafür sorgen, dass die Firma den Auflösungsvertrag schnell unterschreibe.

Abou-Chaker habe einen der Verantwortlichen am Ohr gezerrt und zur Unterschrift gedrängt

Einige Treffen habe es gegeben. Als relativ düster und unnahbar habe er seinen späteren „Manager“ zunächst empfunden, so Bushido. Nach dem dritten Treffen seien sie zum Label „Aggro Berlin“ gefahren. Arafat Abou-Chaker habe unmissverständlich deutlich gemacht, was er verlange. Er habe mit Blick auf eine strittige Zusatzvereinbarung verlangt: „Hier, unterschreiben.“ Einen der Verantwortlichen habe er am Ohr genommen: „Sofort unterschreiben!“

Was er dafür bekomme, habe der Clanchef bald darauf gefragt. Eine Summe von 20.000 Euro habe ihn wütend gemacht. Er lasse sich nicht abspeisen, wolle prozentual beteiligt werden. „Ich warf 20 Prozent in den Raum.“ Wieder habe sich der Clanchef aufgeregt: „Bin ich dein Wasserträger?“ Völlig eingeschüchtert habe er auf dem Beifahrersitz gesessen, so der Rapper. „Ab da musste ich Arafat Abou-Chaker zu 30 Prozent an allem beteiligen.“ Er sei dazu gezwungen worden. Darüber habe er bis zu seiner Aussage bei der Polizei geschwiegen.

Beschimpft, bedroht und mit dem Stuhl attackiert

Nun sitzen sie sich als erbitterte Feinde vor Gericht gegenüber. Die Anklage gegen den Clanchef und drei mitangeklagte Brüdern des 44-Jährigen lautet auf versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung und Untreue.

In der Anklage heißt es, Arafat Abou-Chaker habe die von Anis Ferchichi im Herbst 2017 erklärte private und geschäftliche Trennung nicht akzeptieren wollen. Von dem Rapper habe er dafür ein Vermögen verlangt. Er habe seinen Ex-Partner im Dezember 2017 und Anfang 2018 ins Büro einbestellt, die Tür abgeschlossen, ihn beschimpft, bedroht, mit Stuhl und Wasserflasche attackiert. Der Rapper sollte laut Anklage „einen Betrag nennen – ab zwischen zwei bis drei Millionen Euro, den Arafat Abou-Chaker erhalten sollte“.

Die vier Angeklagten haben zu den Vorwürfen zu Prozessbeginn geschwiegen. Die Vernehmung des Rappers soll am Mittwoch fortgesetzt werden.

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