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Annalena Baernbock zwischen Bäumen im Biesenthaler Becken.

© Tobias Schwarz/REUTERS

Grünen-Chefin verwechselt Biesenthal mit Oderbruch: Annalena Baerbock sieht Brandenburg vor lauter Bäumen nicht

In einem Naturschutzgebiet stellte das Spitzenduo der Grünen sein Klimaschutzprogramm vor. Doch dann verlor Annalena Baerbock die Orientierung. Eine Glosse.

Annalena Baerbock, 40, ist nicht nur Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl in acht Wochen. Sie steht auch auf Listenplatz eins der Brandenburger Landespartei. Im Potsdamer Promi-Wahlkreis tritt sie sogar gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz um das Direktmandat an.

Am Dienstag absolvierte sie erstmals seit zwei Monaten, nach wiederholten Patzern wie bei ihrem Lebenslauf und bei ihrem Buch, wieder einen Auftritt mit ihrem Co-Parteichef Robert Habeck – in Brandenburg. Dabei stellten sie beide das Klimaschutz-Sofortprogramm für die ersten 100 Tage in Regierungsverantwortung vor.

Doch ausgerechnet in Brandenburg, ihrer Wahlheimat, unterlief Baerbock der nächste Schnitzer. Der Termin für die Hauptstadtpresse war im 1000 Hektar großen Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken nördlich von Bernau angesetzt.

Es ist Teil des Naturparks Barnim, der Naturschutzbund (Nabu) engagiert sich hier. Die Nabu-Stiftung „Nationales Naturerbe“ kümmert sich darum, dass das Moor und die Niedermoorwiesen wieder vernässt werden. Sie binden das Klimagas Kohlendioxid.

An die Symbolik für den Auftritt von Baerbock und Habeck haben die Grünen also gedacht. Im Buchenwald stehend, sagte Baerbock dann aber vor laufenden Kameras: „Da ist der Wald hier im Oderbruch anders als der Wald im Süden des Landes.“ Aufgezeichnet und veröffentlich hat diese Passage der Bild-Chefreporter Peter Tiede.

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Oderbruch? Bad Freienwalde am nordwestlichen Rand des platten Oderbruchs liegt 30 Kilometer östlich von Biesenthal. Die Landschaft könnte unterschiedlicher nicht sein. Für die gemeine Brandenburgerin und den gemeinen Brandenburger dürfte dieser Patzer jetzt kein Skandal sein, schon gar nicht von der Qualität nachgemeldeter Nebentätigkeiten, Lebenslauf-Schönereien oder Abschreiber-Passagen in ihrem Buch.

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Aber die Brandenburgerinnen und Brandenburger sind dann doch eigen. Es macht einen Unterschied: Prignitz oder Ostprignitz, Uckermark oder Barnim, Havelland oder Oberhavel, Fläming oder Lausitz – und Biesenthaler Becken oder Oderbruch. Zumindest hätte Baerbock vorbereitet sein können, wo sie genau ist. Jedenfalls nicht im Oderbruch.

Und dann sind wir doch wieder ganz schnell bei Baerbocks Buch. Auf Seite 92 stand dort: „Als ich im Herbst 2020 zu Gast beim Triebwerksunternehmen MTU Aero Engines in Berlin-Ludwigsfelde war [...]“. Moment, Ludwigsfelde, ein Teil von Berlin?

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Die „taz“ hatte die Passage in einem Faktencheck entdeckt und schrieb: „Ludwigsfelde ist eine selbstständige Stadt in Brandenburg, es gehört nicht zu Berlin. Es gehört zu dem Bundestagswahlkreis 61, in dem Baerbock kandidiert.“

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Armes Brandenburg. Dabei hat Brandenburg der aus Hannover über Berlin nach Potsdam gezogenen Baerbock einen Karrieresprung verschafft, mehrere sogar. Obwohl sie noch in Berlin lebte, war sie 2009 bis 2013 Landesvorsitzender der Brandenburger Grünen. 2013 und 2017 zog sie jeweils auf Platz eins der Landesliste in den Bundestag ein, das dürfte ihr auch diesmal gelingen.

Weitaus mehr Brandenburgerinnen und Brandenburgern dürfte Baerbock diesmal bekannt sein als vor vier Jahren. Mitte Juli lagen die Grünen in Brandenburg bei Umfragen zur Bundestagswahl bei 19 Prozent. Das dürfte zu schaffen sein.

Wenn Baerbock dann nach der Wahl weiter täglich in die Bundeshauptstadt pendelt und die Geografie des Landes, das sie im Bundestag vertritt, studiert, bleibt in Anlehnung an einen berühmten Fußballerspruch nur zu sagen: Potsdam oder Berlin – Hauptsache Brandenburg.

- Hinweis: Das Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken ist 1.000 Hektar groß und nicht wie zunächst geschrieben 1.000 Quadratmeter. Wir haben den Fehler korrigiert.

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