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Katherina Reiche

© Manfred Thomas

Fahrradwege: Hier holpert’s noch in Brandenburg

Im Bundesverkehrsministerium kümmert sich Katherina Reiche um Radwege – und ärgert sich gerade in der Mark oft über holperige Pisten.

Berlin - Der schärfste Kritiker der Bundes-Radverkehrsbeauftragten sitzt wohl zu Hause am Küchentisch in Luckenwalde. Denn der Mann von Katherina Reiche, der CDU-Politiker Sven Petke, fährt ambitioniert Rennrad und kennt deshalb die heimischen Radwege recht gut. Seit einem knappen Jahr ist die CDU-Politikerin Staatssekretärin des Bundesverkehrsministeriums und in dieser Funktion Fahrradbeauftragte. Am Freitag stellte sie die Radpolitik ihres Hauses vor, 90 Millionen hat sie für Radwege. Das ist in einem Ministerium, das für viele Milliarden jedes Jahr Autobahnen baut, ziemlich wenig Geld.

Reiche weiß das und gibt sich dennoch optimistisch. Sie spricht davon, dass Radfahrer bislang gerne „stigmatisiert“ würden, vor allem durch die sogenannte Kampfradlerdebatte. Dass es ausgerechnet der bis 2013 amtierende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) war, der mit diesem Schlagwort hausieren ging, das sagt Reiche nicht. „Wir müssen lernen, miteinander auszukommen“, sagte Reiche, ganz diplomatisch. Dass die Bretter ziemlich dick sind, die in dem seit fünf Jahren CSU-geführten Ministerium gebohrt werden müssen, zeigen schon die Fahrradständer vor dem Ministerium: Die wenigen Radständer sind so dicht an der Hauswand aufgestellt, dass das zweite Rad nur mit Gewürge angeschlossen werden kann. Jeder Praktikant beim Fahrradverband ADFC hätte es besser gemacht.

Vor Jahren hatte die CDU-Abgeordnete Reiche über Facebook über den Radweg an der B 246 bei Beelitz gelästert. Ihr Mann war dort mal fast vom Rennrad gefallen, weil Wurzeln den Belag zerstört hatten. Nun ist ihr Ministerium für die Finanzierung dieser Wege zuständig, hat aber gar keinen Einfluss auf die Qualität. Die Kommunen müssen sich am Regelwerk „orientieren“, verbindlich sei dies aber nicht. An der B 246 wurde der Radweg nun vorbildlich saniert, mit sogenannter Wurzelschutzfolie, die künftige Aufbrüche verhindern soll. Der Radweg an der B 246 zeigt aber darüber hinaus, dass das Radnetz in Brandenburg keines ist. An der Kreisgrenze zu Teltow-Fläming endet die auf Potsdamer Seite perfekt ausgebaute Trasse seit Jahren an einem Erdwall.

Neue Radwege werden mit Wurzelschutzfolien vor Aufbrüchen gesichert, wie hier bei Zauchwitz.
Neue Radwege werden mit Wurzelschutzfolien vor Aufbrüchen gesichert, wie hier bei Zauchwitz.

© Jörn Hasselmann

Dafür bekommt Deutschland im kommenden Jahr einen neuen Radfernweg. Der „Radweg Deutsche Einheit“ soll nicht nur Berlin mit Bonn verbinden, sondern auch „Radeln, Elektromobilität und digitale Infrastruktur“, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gerade zum Tag der Deutschen Einheit verkündet hat. Knapp fünf Millionen Euro soll der Weg kosten und überwiegend auf bestehenden Fernradwegen verlaufen. Brandenburg ist mittlerweile für Fahrradurlauber eines der beliebtesten Bundesländer. Mehrere Fernrouten haben in der ADFC-Klassifizierung vier Sterne erhalten, allerdings liegt keiner oben an der Fünf-Sterne-Spitze. Dafür gibt es Spitzenradwege, von denen niemand weiß. Wie der von Paulinenaue bis kurz vor Neuruppin, entstanden vor zwei Jahren auf einem alten Bahndamm. Auf der offiziellen Internetseite www.radeln-in-brandenburg.de fährt dort noch die Eisenbahn – die wurde 1970 stillgelegt. Von einem kreuzungsfreien, 100 Kilometer langen Radschnellweg, wie er gerade an der Ruhr geplant wird, ist die Region Berlin-Brandenburg noch weit entfernt.

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