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Im Berliner Senat gibt es Überlegungen, den Flughafen Tegel vorübergehend zu schließen.

© Paul Zinken/dpa

Entgegen der Pläne von Flughafenchef Lütke Daldrup: Bund und Brandenburg wollen Tegel weiter offen halten

Am Montag sollte über die vorübergehende Schließung des City-Airports entschieden werden. Doch es wird ein Kompromiss gesucht.

Der Flughafen Tegel wird wohl nicht vor dem 1. Mai 2020 vorübergehend geschlossen, falls überhaupt. Nach Tagesspiegel-Informationen hat neben dem Bund jetzt auch Brandenburg Bedenken gegen den Plan von Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, den City-Airport wegen der Corona-Epidemie „zunächst für zwei Monate“ stillzulegen.

Eigentlich soll die Entscheidung, eine Befreiung von der Betriebspflicht für Tegel zu beantragen und den aktuell minimalen Flugverkehr komplett in Schönefeld abzuwickeln, am Montag auf einer Gesellschafterversammlung der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) fallen. Bislang ist nur Berlin klar dafür. Um eine Kampfabstimmung zu vermeiden, wird ein Kompromiss gesucht.

Es sieht so aus, dass die Entscheidung vertagt wird. So wird intern ein Vorschlag Lütke Daldrups diskutiert: die temporäre Schließung von Tegel ab 1. Mai 2020 vorzubereiten, dafür auch die Genehmigung zu beantragen, aber erst Ende April eine endgültige Entscheidung zu treffen. Zwar fliegt in Tegel derzeit ohnehin fast nichts mehr. Trotzdem fallen laut Lütke Daldrup monatliche Kosten von sieben Millionen Euro an, bei einer Schließung wären es noch 1,5 Millionen Euro.

Der Bund ist dem Vernehmen nach dagegen, wegen elf Millionen Euro in Krisenzeiten „kritische Infrastruktur“ Deutschlands selbst zeitweise außer Betrieb zu nehmen und den Regierungsflughafen nach Schönefeld zu verlagern. Brandenburg wiederum will keine Konfrontation mit dem Bund und außerdem genaue Zahlen, was das Hochfahren Tegels nach zwei Monaten kosten würde.

Nothilfen von 100 bis 300 Millionen Euro

Man müsse die weiteren Folgen bedenken, hieß es. Nach Tagesspiegel-Informationen kalkuliert die FBB intern wegen der Corona-Ebbe in den Kassen inzwischen nötige Nothilfen der Eigentümer von 100 bis 300 Millionen Euro, wobei die Worst-Case-Summe neun Monaten ohne üblichen Flugbetrieb entspräche.

Auch die Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg (UVB) warnen strikt, Tegel vor dem geplanten BER-Start am 31. Oktober 2020 außer Dienst zu nehmen. Das geht aus einem dem Tagesspiegel vorliegenden Brief von UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck an Berlins Regierenden Michael Müller (SPD) hervor.

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Das komme aus „grundsätzlichen standortpolitischen Erwägungen“ nicht in Betracht, erklärt Amsinck. Niemand wisse zuverlässig, wann wieder zur Normalität zurückgekehrt werde. „Gerade dann aber werden selbstverständlich beide Flughäfen (...) auch mit geringeren Zahlen für den wirtschaftlichen Aufholprozess gebraucht.“

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