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Guido Beermann (CDU), Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.

© Andreas Klaer

Die Zukunft von Brandenburger Städten: „Ohne Engagement vor Ort ist es schwer“

Im Interview spricht Brandenburgs Infrastrukturminister über Stadtentwicklung mit Corona. Und darüber, warum der FC Bayern nicht vom BER fliegen konnte.

Guido Beermann, 55, ist seit November 2019 der CDU-Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg. Er lebt mit seiner Familie in Kleinmachnow. Als Minister gibt er mehr Geld für die Denkmalpflege aus als das Kulturministerium. Am Wochenende war sein Haus allerdings bundesweit in den Schlagzeilen, weil der FC Bayern München nicht vom BER starten durfte.

Minister Beermann, sind Sie Fan des FC Bayern München?
Mein Sport ist eigentlich der Basketball. Aber da ich in München groß geworden bin, bin ich schon als Kind mit meinem Vater bei Bayern-Spielen gewesen. Ich habe Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Uli Hoeneß live gesehen. In den 80ern war ich oft mit Freunden im Olympia-Stadion und habe dort großartige Spiele gesehen...

Aber heute zürnt der FC Bayern dem Land Brandenburg...
Ich bin am Samstagmorgen darüber unterrichtet worden, dass es leider nicht geklappt hat, dass der FC Bayern am BER nach dem Hertha-Spiel abfliegen konnte. Das bedauere ich natürlich, aber wir haben ein Nachtflugverbot, und das gilt es einzuhalten.

Ein anderes Thema: Wenn man sich Ihr Haus genau anschaut, sieht man, dass Sie mehr Mittel für den Denkmalschutz ausgeben, als das Kulturministerium. Woran liegt das?
Wir sind als Ministerium für die Städtebauförderung zuständig. Da haben wir mehrere Programme, die einen ganzheitlichen Ansatz haben – und mit denen können wir zum Beispiel die Sanierung der Altstädte und die Attraktivität der Innenstädte fördern. Aber das ist nicht alles: Städte sind Orte, die sich heute den Fragen des Klimaschutzes stellen müssen. Fragen der Mobilität, Fragen der Resilienz. Wir wollen die schönen Gebäude aus alten Zeiten erhalten, denn das gehört zu einem lebenswerten Umfeld.

Was sind die Voraussetzungen, um heute eine Innenstadt zu erhalten?
Da spielen eine ganze Reihe von Aspekten eine Rolle: Städte leben vor allem von den Menschen, die dort wohnen. Ohne das Engagement vor Ort ist es schwer, dort prägend einzuwirken. Das ist das, was wir mit dem Begriff Subsidiarität beschreiben: Verantwortung und Gestaltung finden dort statt, wo die Menschen leben, die das auch selber übernehmen.

Übergeordnete Ebenen helfen dort, wo es Sinn macht. Als Land machen wir das im Rahmen der Städtebauförderung zusammen mit dem Bund. Allein im letzten Jahr wurden 91,4 Millionen Euro bewilligt. Diese werden von Städten und Gemeinden beispielsweise zur Förderung des Stadtbildes, zur Sanierung und Belebung von Altstädten ausgegeben. Und dann haben wir da noch das Landesprogramm „Meine Stadt der Zukunft“...

Worum geht es da?
Das ist eine Initiative, mit der wir in die Menschen investieren, die ihre Stadt gestalten wollen. Das haben wir im Rahmen eines Wettbewerbs gemacht, bei dem wir bis zu 90 000 Euro Preisgeld vergeben. Auszeichnungen gingen an acht Projekte, darunter beispielsweise die Stadt Neuruppin, sowie auch Perleberg und Wittenberge.

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Wir wollen die Städte fit machen für Herausforderungen der Zukunft: Da geht es um Mobilität und neue Entwicklungen. Ein Beispiel ist das Fahrrad: Durch die Entwicklungen von Pedelecs und E-Bikes haben Fahrräder eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das Interesse, es täglich einzusetzen, etwa auch als Gewerbetreibender, ist ein ganz neuer Ansatz. Fahrräder holen als gleichberechtigte Verkehrsmittel auf, und damit gehen wir politisch um.

In Ihrer eigenen Partei gab es aber noch massive Vorbehalte, als die Lastenfahrräder in den Koalitionsvertrag sollten...
Ich weiß nicht, ob ich da von Vorbehalten reden würde. Das sehe ich eigentlich nicht so. Bei uns wurden die Diskussionen geführt, wie in der ganzen Gesellschaft – das macht eine Volkspartei aus. Aber weil Sie das Programm zu den Lastenfahrrädern schon ansprechen: Wir haben dieses Programm jetzt aufgelegt, der Landtag hat es mit Geld unterlegt.

Mit unserem Förderansatz haben wir nicht nur den städtischen Verkehr im Blick, sondern machen auch ein gutes Angebot für den ländlichen Raum in Brandenburg. Die vielen Anfragen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich bin optimistisch, dass das ein echtes Erfolgsprogramm wird.

Wie kann man denn die Innenstädte am Leben halten?
Wir sind darüber vor allem mit der Wirtschaft und den Industrie- und Handelskammern in engem Austausch. Es ist falsch zu glauben, man könne Entwicklungen ausblenden. Gerade in der Corona-Situation und unter dem Eindruck der Vorgaben zu Lasten des Einzelhandels hat sich das Problem verschärft.

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Wir können Städte und Gemeinden mit unseren Fördermitteln finanziell dabei unterstützen, ihr Stadtzentrum attraktiv zu gestalten. Aber es gibt keine pauschalen Lösungen. Wichtig ist, dass sich die Akteure vor Ort zusammenspannen, die kommunale Politik und Verwaltung, der Einzelhandel und die Vermieter und passgenaue Lösungen suchen.

Welche Auswirkungen wird Corona auf die Innenstädte haben?
Wir erleben, dass der Einzelhandel leider gerade große Probleme hat. Gleichzeitig erfährt das Thema Homeoffice durch Corona eine höhere Aufmerksamkeit. Ich kann mir gut vorstellen, dass man künftig öfter von zu Hause arbeiten wird, auch nach der Pandemie.

Dadurch bleiben Menschen, die heute zur Arbeit ins Büro pendeln, vielleicht auch künftig öfter zu Hause, gehen dort einkaufen oder nutzen die örtliche Gastronomie während ihrer Mittagspause. Wo der Einzelhandel rausgeht, kann zum Beispiel ein Co-Working-Space einziehen oder ein nichtstörendes Gewerbe. Und das Wohnen wird in den Innenstädten künftig noch wichtiger werden.

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