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Tesla-CEO Elon Musk im Mai 2021 vor der Baustelle der Gigafactory in Grünheide.

© Christophe Gateau/dpa

Exklusiv

Coup für Gigafactory in Grünheide bei Berlin: Bundesregierung will Tesla-Batteriezellwerk mit 1,14 Milliarden Euro fördern

Der US-Elektrobauer kann für das Batteriezellwerk der Gigafactory in Grünheide mit einer staatlichen Förderung von fast 1,14 Milliarden Euro rechnen. Es geht um 2000 Jobs.

In Teslas neuer Batteriefabrik in Deutschland, um die in Grünheide bei Berlin die Gigafactory für E-Autos erweitert wird, sollen deutlich mehr Jobs entstehen als bisher bekannt. Das von Peter Altmaier (CDU) geführte Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) hält, wie es auf Tagesspiegel-Anfrage erklärte, „bei Produkt- und Produktionserfolg eine Zahl von 2000 oder mehr Arbeitsplätzen im Batteriebereich des Werks in Grünheide für realistisch“.

Schon diese Zahl lässt aufhorchen, da das Ministerium mit dem Unternehmen seit Monaten über eine Förderung verhandelt. Öffentlich war bisher von rund 1000 Jobs die Rede, die in der von Elon Musk angekündigten „weltgrößten Batteriefabrik“ zusätzlich zu den 12.000 Jobs für die erste Ausbaustufe des Tesla-Autowerks geplant sind. Es ist für eine Jahresproduktion von 500.000 Fahrzeugen der Y-Modellreihe ausgelegt.

Dazu passt, dass nach Tagesspiegel-Recherchen auch die Milliardeninvestition von Tesla in das neue Batteriezellwerk in Grünheide deutlich höher ausfällt als bekannt. Dort soll laut Musks Ankündigungen eine neue Generation leistungsfähigerer und umweltschonenderer Batteriezellen produziert werden. Sie sollen die Reichweite der Fahrzeuge signifikant erhöhen. Tesla selbst hat sich zu den Zahlen bislang bedeckt gehalten. Im Genehmigungsantrag für das Batteriewerk, der jüngst öffentlich auslag, sind die entsprechenden Passagen geschwärzt.

Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert in der Monatspublikation „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ vom August 2021 das Investitionsvolumen für Teslas Batteriezellenfertigung in Grünheide auf „ca. 5 Milliarden Euro“. Diese Dimension wäre auch eine plausible Erklärung dafür, dass Tesla für das Batteriezellwerk in Grünheide nach Tagesspiegel-Informationen eine staatliche Förderung in Höhe von 1,135 Milliarden Euro aus dem zweiten Europäischen Batteriezellenprogramm (IPCEI) des BMWI erhalten soll.

Noch keine offizielle Bestätigung für Höhe der Tesla-Förderung

Diese 1,135-Milliarden-Förderung für Tesla durch das BMWI ist nach Tagesspiegel-Informationen mit allen Beteiligten abgestimmt und bewilligungsreif. Damit würde ein Drittel des aktuell laufenden, inzwischen zweiten deutschen IPCEI-Gesamtprogramms (Volumen 2,9 Milliarden Euro) an Tesla fließen. Mit dem Programm fördert das Bundeswirtschaftsministerium innovative Batteriezellenprojekte von 11 Unternehmen in der Bundesrepublik.

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Eine offizielle Bestätigung für die Höhe der Tesla-Förderung gibt es allerdings noch nicht. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen, so das BMWI. Und „vor Ausreichung des Zuwendungsbescheids“ könnten auch keine Angaben zur Förderhöhe gemacht werden. „Die Ausreichung des Bescheids wird aktuell intensiv vorbereitet und ist für das 4. Quartal 2021 geplant“, so das Ministerium.

Altmaier: „2030 bis zu 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen“

Die Fünf-Milliarden-Summe in der BMWI-Publikation erklärt das Ministerium als eine „Schätzung der perspektivischen Gesamtinvestition“ durch die Begleitforschung zum Förderprogramm. Nach der von Elon Musk genannten Zielmarke soll das Zellwerk in Grünheide längerfristig eine Kapazität von über 100 GWh haben.

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Erst vor wenigen Tagen hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) einen IPCEI-Bewilligungsbescheid in Höhe von 437 Millionen für ein Batteriezellenwerk des Autobauers Opel in Kaiserslautern übergeben, die beteiligten Unternehmen investieren demnach rund 2 Milliarden Euro in die Fabrik. Diese Förderquote im Verhältnis von etwa 1:4,5 passt zu den Größenordnungen, die für Tesla in Grünheide vorgesehen sind.

Mit dem Programm wollen Europa und Deutschland technologische Unabhängigkeit erreichen und klimaneutrale Mobilität forcieren, Tesla gilt als Technologieführer. „Wir werden 2030 auf den Straßen in Deutschland 14 bis 15 Millionen Elektrofahrzeuge sehen. Heute sind es eine Million“, sagte Altmaier bei der Scheckübergabe in Kaiserslautern.

Die Entwicklung verlaufe schneller als vorgesehen. Er erwähnte dort auch, dass Elon Musk „eine große Batteriezellen-Gigafactory in Grünheide“ bauen wolle. Wie berichtet hat der US-Elektroautobauer bereits eine Vorabzulassung beantragt, um wie bereits bei der Auto-Gigafactory – noch vor der finalen umweltrechtlichen Genehmigung – den Bau zu beschleunigen.

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