zum Hauptinhalt
Derzeit ohne U-Bahnanschluss: Blick auf den S-Bahnhof Mexikoplatz in Berlin-Zehlendorf.

© imago images / Schöning

CDU-Politikerin fordert U-Bahn bis Kleinmachnow: Hinterm Mexikoplatz liegt Brandenburg

Die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig (CDU) will die Berliner U-Bahn-Linie 3 bis Kleinmachnow verlängern – neu ist die Idee nicht.

Seit Jahrzehnten ist eine Verlängerung der Dahlemer U-Bahn geplant, eine U3-Station mehr bis Mexikoplatz. In der vergangenen Woche hat sich auch die Grünen-Verkehrssenatorin Regine Günther dafür ausgesprochen.

Entschieden ist noch nichts, da kommt aus Potsdam die nächste Idee: Die CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig fordert die Verlängerung gleich bis Kleinmachnow. Das wäre eine „effektive Erweiterung“, teilte Ludwig mit.

„Wenn wir den U- Bahn-Ausbau weiterdenken als bis zum Mexikoplatz, dann liegt die Verlängerung bis nach Kleinmachnow nahe. Das Projekt ist ideal“, sagte Ludwig. Mirna Richel, die Vorsitzende der CDU in Kleinmachnow, unterstützt das: „Ein großartiger Vorschlag mit einem Riesenpotential.“

Vergangenen Dienstag hatte sich der Berliner Senat mit möglichen U-Bahn-Verlängerungen befasst: Es soll geprüft werden, ob sich der Ausbau der U7 an beiden Enden lohnt. Für die Verlängerungen zum BER und zur Heerstraße Nord in Spandau sollen Kosten-Nutzen-Untersuchungen beauftragt werden. So wird ermittelt, ob die Investitionen volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Diese Studien dauern drei Jahre.

Bei der U3 könnte es auch ohne gehen. Die Verlängerung um eine Station bis Mexikoplatz sei so kostengünstig und leicht zu verwirklichen, dass der Bau beschleunigt werden sollte, sagte Senatorin Günther. Erst 2020 hatte die Berliner SPD einen Plan veröffentlicht, fünf Linien zu verlängern, darunter die U3.

1929 erschien der Lückenschluss eine Frage von wenigen Jahren

Dieser Plan ist so alt wie die Strecke. Als 1929 die Dahlemer U-Bahn von Thielplatz – heute Freie Universität – bis Krumme Lanke verlängert wurde, erschien der Lückenschluss bis zur S-Bahn eine Frage von wenigen Jahren. In der Eröffnungsbroschüre ist die Verlängerung bereits detailliert eingezeichnet.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Mittlerweile sind 90 Jahre vergangen. Und es fehlen immer noch die etwa 700 Meter, um am heutigen Mexikoplatz – bis 1987 Lindenthaler Allee, bis 1958 Zehlendorf West – die U3 mit der Wannseebahn zu verknüpfen. Die BVG schätzt die Kosten auf 40 Millionen Euro.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Auch die nun von Saskia Ludwig vorgebrachte Idee des Weiterbaus nach Kleinmachnow ist Jahrzehnte alt. Eine Verlängerung bis Düppel und quer durch Kleinmachnow – bis zur Machnower Schleuse – ist auf alten Karten eingezeichnet.

Zu West-Berliner Zeiten tauchte die Verlängerung noch auf dem 200-Kilometer-Plan von 1977 auf. Damals wollte die BVG in Düppel eine Werkstatt für die U-Bahn bauen, die Freiflächen neben der US-Siedlung an der Lloyd-G.-Wells-Straße sind noch zu erkennen.

Die BVG wirbt damit, dass bis Mexikoplatz der Bau einfach sei

Alle Pläne waren allerdings im September 1980 hinfällig, als die von der DDR in West-Berlin betriebene S-Bahn nach dem so genannten Reichsbahner-Streik die Strecke nach Düppel und die Wannseebahn stilllegte. Im Flächennutzungsplan von 1984 ist die Strecke nach Düppel deshalb nicht mehr enthalten. Und auch von der Verlängerung um eine Station bis Mexikoplatz war seitdem kaum mehr die Rede. Und das, obwohl die Wannseebahn – nunmehr unter BVG-Regie – seit 1985 wieder betrieben wurde. Die Verknüpfung zwischen U- und S-Bahn hätte zum Beispiel für Studenten aus Potsdam oder Steglitz einen Nutzen.

[Der Verkehr in der Metropole: Das ist regelmäßig auch ein Thema in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Die BVG wirbt damit, dass bis Mexikoplatz der Bau einfach sei: Die Argentinische Allee aufgraben, Gleise rein, Deckel wieder drauf. Platz ist genug, 200 Meter Tunnel gibt es bereits für die Kehranlage. Wenn der U-Bahnhofstumpf vor dem S-Bahnhof enden würde – so wie am Innsbrucker Platz – sei das für die Fahrgäste zwar etwas unbequemer, aber viel billiger als ein Kreuzungsbauwerk.

Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) will die U-Bahn-Linie 3 bis Mexikoplatz verlängern – danach wäre es nicht weit bis über die Grenze nach Brandenburg. In Kleinmachnow wurde schon vor 90 Jahren ein breiter Mittelstreifen frei gelassen, um dort entweder eine Straßenbahnstrecke oder eine U-Bahn-Trasse zu bauen.
Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) will die U-Bahn-Linie 3 bis Mexikoplatz verlängern – danach wäre es nicht weit bis über die Grenze nach Brandenburg. In Kleinmachnow wurde schon vor 90 Jahren ein breiter Mittelstreifen frei gelassen, um dort entweder eine Straßenbahnstrecke oder eine U-Bahn-Trasse zu bauen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Hinter der Wannseebahn wären es nochmal etwa 1,5 Kilometer nur bis Düppel. Ein Wiederaufbau der Stammbahn wird zwar diskutiert, noch ist aber nicht mal klar, ob als S-Bahn oder als Regionalbahn. Damit ist offen, ob hier ein weiterer Umsteigebahnhof theoretisch möglich ist.

In Kleinmachnow ist eine Trasse freigehalten worden

Nach den Plänen aus den 70ern sollte die U-Bahn die letzten wenigen Hundert Meter bis zum stillgelegten S-Bahnhof Düppel oberirdisch fahren – damit wäre ein Weiterbau nach Kleinmachnow nicht möglich. Die Stammbahn müsste also unterquert werden, das treibt die Kosten. Im Ort Kleinmachnow ist eine Trasse frei gehalten worden seit den 20er Jahren, in Luftfotos ist das zu erkennen. Von Düppel bis zur Schleuse sind es gut drei Kilometer. Ob die Freihaltung heute noch etwas nutzen würde, ist unklar.

In einem Ende 2018 erschienenen Buch zur U3 schreiben Alexander Seefeldt und BVG-Archivar Axel Mauruszat, dass es „nicht belegt“ sei, dass die Trasse für eine U-Bahn freigehalten wurde, denkbar sei auch für eine Straßenbahn. Angaben zu den möglichen Kosten ihres Vorschlags macht die CDU-Abgeordnete Ludwig nicht.

Das Urteil der Buchautoren lautet: „Das weit ausgedehnte Einfamilienhausgebiet von Kleinmachnow eignet sich nicht gut für eine Schnellbahn“ – zu wenig potentielle Fahrgäste. Noch im Jahr 2009 hatte die BVG sogar intern überlegt, ihre beiden am wenigsten genutzten Linien U3 und U4 wegen des Wagenmangels ganz oder teilweise einzustellen.

Zur Startseite