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 Zahlreiche Strandkörbe stehen am Strand des Ostseebades Binz auf der Insel Rügen. Es gibt eine direkte ICE-Verbindung nach Berlin.

© Stefan Sauer/dpa

Aus fürs Ostsee-Ticket: Berliner und Brandenburger kommen bald nicht mehr so günstig ans Meer

Die Bahn streicht das bei Reisenden beliebte Angebot. Fahrgastverbände halten dies für das falsche Signal.

Von Sandra Dassler

Angekündigt war es schon länger, nun steht es fest: Das bei den Berlinern und Potsdamern außerordentlich beliebte Ostsee-Ticket wird abgeschafft. Das sagte ein Bahnsprecher dem Tagesspiegel und bestätigte entsprechende Medienberichte.

Noch bis zum 12. Juni ist das Ticket bestellbar, damit fahren kann man laut Homepage der Bahn bis zum 26. Juni. Fahrgastverbände kritisieren den Schritt scharf. Der Deutsche Bahnkundenverband nennt die Streichung eine „unverständliche Entscheidung“, gerade weil der Fahrschein flexibel und kundenfreundlich war.

Mit dem Ostsee-Ticket konnte man von zehn Bahnhöfen in Berlin und 14 Bahnhöfen im nördlichen Brandenburg aus zu fast allen Bahnhöfen an der Ostsee zwischen Wismar und Greifswald fahren und auch auf die Inseln Rügen und Usedom. Die Hin- und Rückfahrt kostete in der zweiten Klasse 44 Euro. Mitfahrer oder allein reisende Kinder zahlten 35 Euro, zwei Erwachsene durften beliebig viele eigene Kinder oder Enkel mitnehmen. In der ersten Klasse betrugen die Preise 62 beziehungsweise 53 Euro.

Das Beste an dem 1999 eingeführten Ticket war aber, dass man damit alle Züge benutzen konnte, auch den Intercity (IC) oder den Intercity-Express (ICE). Genau dies ist aber offensichtlich nach Ansicht der Bahn das große Problem.

„Das Ostsee-Ticket war ein sogenanntes ungesteuertes Angebot“, sagte der Bahnsprecher. Man habe nicht nur flexibel alle Züge nutzen, sondern die Fahrkarte auch bis kurz vor der Abfahrt kaufen können: „Das Risiko von Überbesetzungen war dementsprechend hoch.“

Es gibt Alternativen - aber nicht bis nach Usedom und Rügen

Die Bahn nennt als Alternative das Stadt-Land-Meer-Ticket und das Quer-durchs-Land-Ticket. Mit ersterem kann man allerdings nicht bis Usedom oder Rügen reisen. Das Stadt-Land-Meer-Ticket kostet für die Hinfahrt 24,50 Euro, 38,50 Euro für Hin- und Rückfahrt. Das Quer-durchs-Land-Ticket kann die erste Person für 42 Euro, jeder weitere Fahrgast in einer maximal fünfköpfigen Gruppe sieben Euro. Beide Tickets gelten jedoch nur für Nahverkehrszüge.

Die Regionalzüge werden dadurch wohl noch voller

Der Sprecher des Berliner Fahrgastverbands IGEB, Jens Wieseke, findet deshalb die Abschaffung des Tickets „völlig inakzeptabel“. Es sei ein falsches Signal, gerade wegen Corona, sagt er: „Die Folge wird sein, dass die jetzt schon besonders an den Wochenenden mit Radlern und anderen Ausflüglern überlasteten Regionalzüge noch voller werden oder die Menschen wieder aufs Auto umsteigen.“

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Auch aus sozialpsychologischer Sicht sei der Schritt falsch. „Wir werden dieses Jahr noch nicht groß in die Welt reisen können“, sagt Wieseke: „Die Ostsee ist nun mal die Badewanne der Berliner. Gerade jetzt, wo alle auf vorsichtige Öffnungen im Juni oder Juli hoffen, fällt eine attraktive und umweltfreundliche Reisemöglichkeit weg – das versteht keiner.“

Nach Wiesekes Auffassung ist die Politik gefordert, Einfluss auf die Bahn zu nehmen. Die argumentiert, man könne mit dem Super-Sparpreis weiterhin preiswert mit dem IC oder ICE an die Ostsee fahren. Kritiker verweisen darauf, dass es für Super-Sparpreise nur ein bestimmtes Kontingent gibt und man frühzeitig buchen müsse. Genau dies sei in Pandemiezeiten schwierig, da sich die Situation ständig ändere.

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