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Das Vakzin von Pfizer/Biontech sinkt das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs um 95,8 Prozent.

© Corinna Kern/REUTERS

Hoffnung im Kampf gegen Corona: Biontech-Geimpfte wohl zu 90 Prozent nicht ansteckend

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer reduziert laut Daten aus Israel Ansteckungen um 89,4 Prozent. Der SPD-Politiker Lauterbach hofft daher auf Herdenimmunität.

Der Impfstoff von Biontech und seinem US-Partner Pfizer verhindert offenbar zu rund 90 Prozent weitere Ansteckungen. Das geht aus einer gemeinsam mit dem israelischen Gesundheitsministerium durchgeführten großen Beobachtungsstudie hervor.

Über die Ergebnisse berichtet der israelische Journalist Nadav Eyal, der für die Tageszeitung „Yedioth Ahronot“ schreibt. Demnach wurde festgestellt, dass der Impfstoff zu 89,4 Prozent effizient in der Verhinderung von Sars-CoV-2 Infektionen ist.

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Auch der „Spiegel“ und die „Bild“-Zeitung berichten über die Ergebnisse. Die Studie ist bislang weder auf einem Preprint-Server noch in einem Fachmagazin veröffentlicht worden. Sie basiert auf Daten von 1,775 Millionen geimpften Israelis.

Damit dürfte die Debatte über die Rückkehr von Freiheiten und Rechten für Geimpfte auch in Deutschland wieder an Fahrt gewinnen: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass bisher noch nicht geklärt sei, ob ein Geimpfter andere noch anstecken könne. Solange diese Frage nicht zweifelsfrei beantwortet sei, könne es keine besonderen Maßnahmen oder Rechte für Geimpfte geben.

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Dem „Spiegel“ zufolge sind die Ergebnisse der neuen Studie jedoch auch im Detail deutlich. Demnach sind in der Gruppe der doppelt Geimpften lediglich 1842 Sars-CoV-2-Infektionen aufgetreten (11,5 Infektionen pro 100.000 Tage, die die die Probanden zusammengenommen an der Studie teilnahmen). In der Kontrollgruppe der Ungeimpften seien es dagegen 76.797 Infektionen (114,4 Infektionen pro 100.000 Tage).

Die weiteren Ergebnisse im Überblick:

  • Das Vakzin von Pfizer/Biontech senkt zudem das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs um 95,8 Prozent.
  • Der Studie zufolge verhindert der Impfstoff in 98 Prozent der Fälle Fieber und Atemprobleme.
  • In 98,9 Prozent der Fälle führt eine Infektion mit Sars-CoV-2 nach der Impfung nicht zur Einweisung ins Krankenhaus oder zum Tod.

Israel, das eine Bevölkerung von rund 9,3 Millionen Menschen hat, fährt eines der ehrgeizigsten Impfprogramme der Welt. Regierungschef Benjamin Netanjahu erwartet, dass in zwei Wochen 95 Prozent der Bürger ab dem Alter von 50 Jahren geimpft sein werden.

Vor diesem Hintergrund dürfen Schulen und viele Läden ab diesem Sonntag wieder öffnen. Die Regierung will bis Ende März allen Bewohnern des Landes eine Impfung anbieten, die älter als 16 Jahre sind.

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Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hofft mit Blick auf die Ergebnisse aus Israel, dass sich mit dem Impfstoff von Pfizer und Biontech eine Herdenimmunität erreichen lässt. „Diese Auswertungen sind von großer Bedeutung. Sie sind der erste klare Hinweis darauf, dass man sich nach der Impfung nicht ansteckt und auch nicht ansteckend ist“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Damit würde die Impfung eine Herdenimmunität tatsächlich ermöglichen – und „die Rückkehr zum normalen Leben möglich machen“.

Israels Corona-Beauftragter Nachman Asch sagte dem Armeesender am Sonntag jedoch, die Daten seien mit Vorsicht zu genießen: „Wir wissen noch nicht genug über Infektionen, das ist die große Unbekannte.“ Es sei klar, dass die Impfung schwere Krankheitsverläufe verhindere. „Ich weiß aber nicht, inwieweit sie verhindert, dass Geimpfte das Virus in sich tragen und weitergeben.“ Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen mehr darüber herausfinden werde.

Spahn hält Impf-Vorteile in Privatwirtschaft für möglich

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich am Samstag bei einer Livestream-Veranstaltung, bei der er sich den Fragen der Bürger stellte, für mögliche Vorteile von Geimpften im privatrechtlichen Bereich ausgesprochen. Bei Restaurants und Hotels sei es denkbar, dass nur Geimpfte zugelassen werden, sagte er. Dies dürfe allerdings nicht für Bereiche des gesellschaftlichen Leben gelten, die für die Versorgung von Bürgern existentiell sind. Beim Gang zum Rathaus, der Beförderung in öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen von Lebensmitteln dürfe keine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften getroffen werden. 

„Die Frage, ob ich in diesem Hotel oder jenem Hotel übernachten kann, ist noch nicht per se lebenswichtig“, erklärte Spahn. Da greife ab einem bestimmten Punkt auch das Privatrecht. Dies habe allerdings nichts mit einer staatlichen Impfpflicht zu tun, betonte Spahn.  

Der Deutsche Ethikrat hatte Anfang des Monats empfohlen, dass es privaten Anbietern - etwa Fluggesellschaften -  langfristig nicht verwehrt werden könne, nur Geimpfte zuzulassen. Rechtlich ist das durchaus möglich: Denn die in Deutschland geltende Vertragsfreiheit wird zwar durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) beschränkt. Das AGG verbietet eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft. Vorteile für Geimpfte sind hingegen möglich. 

So ist es laut der Empfehlung des Ethikrates vorstellbar, dass bei einem Fortschreiten des Impfprogramms künftig Staaten die Einreise von einem Impfnachweis abhängig machen. Derzeit wird auf EU-Ebene die Einführung eines Impfzertifikats diskutiert, welches das grenzüberschreitende Reisen für Geimpfte erleichtern könnte.

Am Freitag hatte der Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours mitgeteilt, vom Herbst an in seinen eigenen Urlaubshotels der Marke Allsun nur noch Gäste mit einer Corona-Impfung zu beherbergen. Diese Regel solle demnach voraussichtlich ab dem 31. Oktober gelten. Der genaue Zeitpunkt hänge vom Verlauf der Impfungen ab. Alltours betreibt unter dem Namen Allsun 35 Hotels auf Mallorca, den Kanaren und in Griechenland.  

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