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Ein Oldtimer von VW fährt an einem Tesla in Berlin vorbei

© Fabrizio Bensch/REUTERS

Update

Gigafactory von Tesla bei Berlin: Eine Kampfansage an die deutschen Hersteller

Falls Elon Musks Pläne umgesetzt werden, rechnen Experten mit einem Schub für die Elektromobilität. Denn Tesla ist den deutschen Herstellern weit voraus.

Einst soll BMW Baupläne für den Kreis Oder-Spree gehabt haben, jetzt elektrisiert Tesla ganz Deutschland: Der Konzern baut eine neue Europa-Gigafabrik für Elektroautos und Batterien in der Hauptstadtregion – und zwar nach Tagesspiegel-Informationen im brandenburgischen Grünheide nahe dem Berliner Stadtrand. Dort soll sie auf eine ausgewiesene Industriefläche kommen, für die schon einmal BMW den Plan für einen Bau gehabt haben soll.

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Über den Kurznachrichtendienst Twitter kündigte Musk lediglich an, in Berlin sollten Autos, Batterien und Antriebsstränge gebaut werden. Beginnen solle die Fabrik mit der Produktion des kompakten SUV Model Y.

Die geplante Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla kommt nach Ansicht von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auch wegen der Öko-Energien nach Brandenburg. „Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg“, sagte Woidke am Mittwoch in Potsdam. Das sei im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk ein entscheidender Vorzug gewesen. „Wir verbinden hier Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke und das muss das Signal sein in die ganze Welt.“

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Bei elektrischer Leistung aus Öko-Energien pro Einwohner ist Brandenburg bundesweit vorn. Als weitere Vorzüge nannte Woidke die Metropolregion mit Berlin, eine hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen - und: „Wir haben Platz.“

Brandenburg hat nach Angaben des Regierungschefs seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla verhandelt. „Wir haben verschiedene Standorte angeboten, und die Standortauswahl hat dann Tesla getroffen“, sagte Woidke. Die Ansiedlung „bedeutet eine der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes“. In der Fabrik seien Elektromobilität und die Speicherung von Energie geplant.

Subventionen im Rahmen des EU-Beihilferechts

„Wir sind bei 95 Prozent der Fragen durch, aber es werden auch noch weitere Fragen geklärt werden müssen“, sagte der Regierungschef. Tesla seien Zusagen für übliche Subventionen im Rahmen des EU-Beihilferechts gemacht worden. Auf die Frage, ob noch ein Risiko bestehe, sagte er mit Blick auf Musk: „Ich habe ihn als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt.“

  • Die Details der Tesla-Gigafabrik im Überblick: Als Tesla-Standort ist Grünheide im Landkreis Oder-Spree geplant.
  • Bis zu 10.000 neue Jobs sollen dort entstehen.
  • Zunächst sollen Batterien und das SUV-Modell Y dort gebaut werden.
  • Wann die Gigafabrik fertig wird, ist nicht bekannt – spekuliert wird über einen Start Ende 2021.
  • Für die Ansiedlung hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) im Geheimen mit Tesla verhandelt.

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In der deutschen Autobranche gab man sich am Tag nach der Tesla-Ankündigung gelassen. „Wir rufen nicht ,Oh Gott!‘, sondern wir sind selbst stramm unterwegs beim Thema Elektromobilität“, sagte ein Industrievertreter. Musks geplante Investition im Großraum Berlin unterstreiche die Bedeutung des Automobilstandorts in Europa.

Der Autoverband VDA begrüßte die Investitionsentscheidung. „Sollten die Pläne in einigen Jahren umgesetzt werden, bedeutet dies einen weiteren Schub für die Elektromobilität“, sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes. Eine Ansiedlung von Tesla in Deutschland stärke den Automobilstandort Deutschland.

„Wir scheuen den Wettbewerb nicht“

Deutsche Hersteller und Zulieferer investieren bereits massiv in die Elektromobilität, bis 2023 seien 150 E-Modelle in der Planung. „Wir scheuen den Wettbewerb nicht, ganz im Gegenteil“, sagte Mattes. Die deutsche Automobilindustrie habe im internationalen Wettbewerb eine Spitzenstellung eingenommen.

Tesla-Chef Elon Musk und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.
Tesla-Chef Elon Musk und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke.

© JAE C. HONG/AP/DPA und Sebastian Gabsch

Starke Zweifel daran formulierte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. „Tesla ist den deutschen Herstellern in der Elektromobilität einige Jahre voraus und bleibt deshalb gefährlich“, sagte er dem Tagesspiegel.

Die Investition in Deutschland sei ein Symbol für das Selbstbewusstsein der Kalifornier. „Tesla versteht sich als Premiumhersteller und dokumentiert dies mit seiner Entscheidung, im Heimatmarkt der deutschen Premiumhersteller zu investieren.“ Dies sollten Volkswagen, BMW und Daimler als Ansporn verstehen – auch wenn Tesla absehbar nicht an einer Kooperation, sondern am Wettbewerb interessiert sei. „Solange Tesla genug Cash hat“, schränkte Bratzel ein.

„Gefährlicher Wettbewerber für VW, BMW und Daimler“

Stefan Reindl, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Nürtingen, sprach von einem „positiven Impuls“ für den Automobilstandort Deutschland und die Elektromobilität. „Teslas Entscheidung, hier zu investieren, nimmt etwas von der Unsicherheit bei den Kunden und in der Industrie“, sagte Reindl dem Tagesspiegel. Aber die US-Firma sei „natürlich ein gefährlicher Wettbewerber für VW, BMW und Daimler“, weil das kalifornische Unternehmen den Takt in der E-Mobilität vorgebe. „Es ist ein Verdienst von Tesla, dem Rest der Industrie vorgeführt zu haben, dass man Elektroautos tatsächlich bauen kann“, sagte Reindl.

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Dass die Standortwahl auf Deutschland und den Großraum Berlin gefallen sei, „Ist typisch Elon Musk“, so der Experte. Der Tesla-Chef setze damit in dem Land, in dem das Auto erfunden wurde, ein Statement. Allerdings könne auch er nicht die negativen Rahmenbedingungen außer Kraft setzen: hohe Energie- und Arbeitskosten und langwierige Planungs- und Genehmigungsprozesse.

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Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, twitterte: „Wunderbar, dass Tesla nun nach Deutschland kommt.“ Die europäischen Automobilhersteller müssten nun ihre Anstrengungen für den Ausstieg aus dem fossilen Verbrenner verstärken. „Und wird Tesla Mitglied beim VDA, so kann auch dies dem Automobilverband nur gut tun“, so Gastel weiter. (mit dpa)

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