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Alles ist möglich: Annalena Baerbock führt die Grünen in den Bundestagswahlkampf.

© dpa/Kay Nietfeld

Update

„Dieses Land braucht einen Neuanfang“: Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen

Lange war spekuliert worden, nun steht fest: Annalena Baerbock führt die Grünen in den Bundestagswahlkampf. Die Entscheidung erklärt sie danach ausführlich.

Die Grünen gehen mit Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin in den Bundestagswahlkampf. Das teilten der Bundesvorstand um die beiden Parteivorsitzenden Baerbock und Robert Habeck am Montagvormittag in einer Online-Veranstaltung mit.

„Wir beide wollten es, aber am Ende kann es nur eine machen“, sagte Habeck. „Wir kämpfen um das Kanzleramt“, so Habeck, der die Entscheidung pro Baerbock auch in einem offenen Brief an die Mitglieder erklärte.

Baerbock sagte anschließend in einem Solo-Statement, es solle ein neues Kapitel für die Partei aufgeschlagen werden. „Wir haben eine klare Idee einer Kanzlerschaft für Deutschland“, sagte die 40-Jährige. Es gehe darum, „verändern statt zu versprechen“. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dieses Land einen Neuanfang braucht“, so Baerbock.

Die Entscheidung in der K-Frage sei bereits vor Ostern gefallen. „Wir haben es uns beide zugetraut“, so Baerbock. Die Frage sei in den vergangenen Monaten immer wieder vertraulich besprochen worden.

Co-Parteichef Habeck soll Baerbock zufolge im Wahlkampf eine prominente Rolle einnehmen. „Wir werden den Wahlkampf gemeinsam anführen“, sagt Baerbock. „Das hat uns drei Jahre stark gemacht.“ Habeck werde vor allem seine Regierungserfahrung in Schleswig-Holstein einbringen. „Ja, ich habe keine Regierungserfahrung. Ja, ich war noch nie Ministerin. Aber ich stehe für Erneuerung“, so Baerbock.

Die Verkündung zum Nachschauen:

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„Wenn wir es gut machen, auch für das Land“, sagte die Kanzlerkandidatin der Grünen. Es müsse nun Mut zu Änderungen geben. „Klimaschutz ist die Aufgabe unserer Zeit.“ Dies werde der Maßstab für eine neue Regierung werden. „Ein bisschen Klimaschutz wird nicht funktionieren.“

Die Grünen liegen in Umfragen konstant auf Platz zwei hinter der Union und schicken erstmals in ihrer Parteigeschichte eine Kanzlerkandidatin ins Rennen. Die ungeklärte K-Frage von CDU und CSU nannte Baerbock eine „Schlammschlacht der Union“. Ihr bereite große Sorge, dass das Vertrauen in die Demokratie insgesamt schwinde. „Vertrauen ist dafür eine wichtige Währung“, so Baerbock.

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In den vergangenen Monaten war viel spekuliert worden, welcher der beiden Parteichefs die Kanzlerkandidatur übernehmen würde. Habeck und Baerbock hatten stets betont, gemeinsam und im Einvernehmen eine Entscheidung zu finden. Basis, Fraktion und andere Parteigremien hatten sich bei der Frage explizit zurückgehalten.

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Mit Baerbock wird es nun die Kandidatin, die zuletzt in der Öffentlichkeit als leichte Favoritin gewertet worden war. Sie habe als Frau das erste Zugriffsrecht, betonte Habeck bereits vor einigen Wochen. Doch die Entscheidung für Baerbock dürfte mitnichten allein wegen ihres Geschlechts gefallen.

Die 40-Jährige, die seit 2013 im Bundestag sitzt, gilt als versierte Europa- und Klimapolitikerin. In der Corona-Pandemie hat sich Baerbock, die mit ihren zwei kleinen Töchtern und ihrem Mann seit vielen Jahren in Potsdam lebt, zudem für die Perspektive für Familien stark gemacht. „Wir dürfen kein Kind zurücklassen“, forderte sie vor einigen Wochen und drängte auf eine Garantie der Jugend- und Sozialarbeit auch im Lockdown.

Baerbocks steile Parteikarriere

Zuletzt war Baerbock auch in Umfragen an Habeck vorbeigezogen. Im aktuellen „DeutschlandTrend“ der ARD sagten 24 Prozent der Befragten Baerbock sei eine geeignete Kanzlerkandidatin. Für den früheren Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins, Robert Habeck, sagten dies 22 Prozent. Lange galt der 51-Jährige Habeck als Favorit und war in Umfragen beliebter.

Doch mit Baerbock an der Spitze rechnen sich die Grünen offenbar mehr Chancen im Rennen um das Kanzleramt aus. Union und SPD treten mit einem Mann an der Spitze an. Die 40-Jährige repräsentiert außerdem eine neue Generation, gilt als auffassungsschnell und Person, die sich auch in Konflikten durchsetzen kann.

Regierungserfahrung hat die gebürtige Hannoveranerin Baerbock allerdings noch nicht, dafür aber eine beeindruckende Parteikarriere. Mit nur 28 Jahren wurde die studierte Völkerrechtlerin Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg, mit 33 Jahren zog sie in den Bundestag, mit 37 Jahren wurden sie Parteivorsitzende. Bei ihrer Wiederwahl Ende 2019 holte sie mit 97,1 Prozent der Stimmen das stärkste Ergebnis für einen Grünen-Parteichef aller Zeiten.

Die ersten öffentlichen Gratulanten Baerbocks kommen aus der SPD. „Sauberer Prozess, saubere Kommunikation, gute Rede. Chapeau!“, schrieb der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert via Twitter. „Am Ende des Wettbewerbs um eine gerechte und lebenswerte Zukunft muss eine Regierung mit rot-grünem Kern stehen. Lasst uns um die richtige Mischung ringen – und es dann machen“, so Kühnert.

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„Ich freue mich auf einen fairen Wettbewerb mit den Grünen um die besten Ideen für die Zukunft“, twitterte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. „Das Rennen ist offen, wir haben Bock.“

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sei bereit, so Klingbeil. „Mal sehen, ob die Union auch noch jemanden findet...“ Auch Scholz selbst gratulierte Baerbock via Twitter zur Nominierung und schrieb. „Ich freue mich auf einen spannenden und fairen Wettstreit um das beste Konzept für die Zukunft unseres Landes.“

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