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Abgelehnte Asylbewerber steigen im Rahmen einer landesweiten Sammelabschiebung in ein Flugzeug.

© Daniel Maurer/dpa

Aus Angst vor Abschiebung: Immer mehr Asylbewerber flüchten aus Bayern

Trotz heftiger Kritik des Flüchtlingsrats sind 36 Menschen nach Kabul abgeschoben worden. Darunter 23 Afghanen aus Bayern - weshalb diese oft flüchten.

Deutschland hat erneut Menschen nach Afghanistan abgeschoben. Die Sammelmaschine mit 36 Männern landete am Dienstagmorgen in Kabul, 23 von ihnen lebten zuletzt in Bayern. Acht Bundesländer beteiligten sich an der "Rückführung", Berlin und Brandenburg nicht. Laut bayerischer Behörde waren 12 rechtskräftig verurteilte Straftäter dabei. Darunter Totschlag, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Kindern ebenso wie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei den anderen handele es sich um vollziehbar ausreisepflichtige Asylbewerber, deren Asylanträge abgelehnt wurden und die eine "freiwillige Rückreise" abgelehnt hätten.

Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert die Abschiebung erneut scharf. Einer der Betroffenen habe ein Kind mit einer ukrainischen Asylbewerberin aus seiner Unterkunft, ein anderer war 2012 zum Christentum konvertiert und habe auch öffentlich seine Abkehr vom Islam erklärt. "Das kann in Afghanistan ein Todesurteil sein", so der Flüchtlingsrat. Der Mann habe das Pech gehabt, nach Bayern gekommen zu sein. Seine Eltern und Geschwister, wohnhaft in Norddeutschland, seien vor Abschiebungen weitestgehend sicher.

Auch ein Geflüchteter aus Passau wurde abgeschoben. Er kann seit einem Arbeitsunfall in Deutschland seine rechte Hand nicht mehr benutzen. Seitdem braucht er Medikamente und bezieht Sozialleistungen. "Die Annahme, er könne sich in Kabul als Tagelöhner am Leben halten, zeugt entweder von großer Bedenkenlosigkeit oder Gewissenlosigkeit", kritisiert Stephan Dünnwald, Sprecher des Flüchtlingsrats. "Die bayerische Staatsregierung agiert zynisch und menschenverachtend." Immer mehr Asylbewerber flüchten aus Angst vor Abschiebungen aus Bayern in umliegende EU-Staaten. Für Dünnwald ein gewünschter Effekt der dortigen Abschiebepraxis. "Sie werden zur Weiterflucht in andere Länder gezwungen. Dabei hieß es aus Bayern eigentlich immer, man wolle Sekundärmigration verhindern."

Der Flug war die 20. Sammelabschiebung nach Afghanistan, insgesamt wurden damit seit Beginn dieser Abschiebungen rund 500 Menschen nach Afghanistan geflogen. Abschiebungen dorthin sind wegen der Sicherheitslage in dem Land hoch umstritten.

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