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Verabredung digital. Die Großeltern schrieben noch Briefe und Einladungen. Die Enkel verabreden sich per Smartphone.

© Hannah-Sophia Weggässer

Jugend und Medien: Opa erzählt von der Vor-Internetzeit

Wie war das damals, so ganz ohne Internet? Wie hat sich verabredet? Und gab es auch so viel Klatsch und Tratsch? War es ohne Smartphones schöner? Eine Potsdamer Schülerin hat ihre Großeltern befragt.

Früher, als mein Opa Jugendlicher war, ist er persönlich in einen Betrieb gegangen und hat gefragt, ob er dort arbeiten könne. Er musste keine lange Bewerbung und keinen Lebenslauf schreiben – nichts. Er musste nicht einmal einen Termin für ein Bewerbungsgespräch vereinbaren. Er musste einfach nur höflich sein. Fünf Minuten später wusste er dann bereits, ob er die Arbeitsstelle bekommt oder nicht – auch hier keine langen Wartezeiten. Ein Handschlag reichte und es war eine feste Vereinbarung.

Heute geht eine Bewerbung oder ein Einstellungsgespräch nicht mehr so leicht. Aber woran liegt das? Wie hat sich die Kommunikation zwischen früher und heute verändert?

Ich habe meine Großeltern gefragt, was für sie Kommunikation ist und wie sie diese definieren würden. Beide haben im ersten Moment gesagt, dass Kommunikation für sie die persönliche Unterhaltung sei – mit ihrem Partner, mit der Familie oder mit Gästen. Sehr wichtig sind beiden die allgemeinen Gesprächsthemen wie das Wetter, die Arbeit oder Hobbys – der typische Smalltalk gewesen. Aber auch tiefgründigere Gespräche über Probleme und wie sich diese lösen lassen, gehören für beide dazu. Laut der Definition ist mit Kommunikation „die Verständigung untereinander, also der Austausch zwischen Menschen mithilfe von Sprachen oder Zeichen“ gemeint. Für meine Großeltern war der Austausch mithilfe von Zeichen nicht so bedeutsam.

Für mich wäre der Punkt einer der ersten gewesen, die ich genannt hätte. Aber wie haben sich meine Großeltern in ihrer Jugend verabredet? Wir schreiben uns einfach eine WhatsApp-Nachricht oder rufen uns an – und all das ohne großen Aufwand – und können uns so verabreden. Meine Oma hat erzählt, dass sie sich während ihrer Schulzeit kaum mit ihren Freunden getroffen hat. Sie wünscht sich, es wäre anders gewesen und sie hätte die Möglichkeiten von heute gehabt und nutzen können.

Mein Opa dagegen meinte, dass er sich sehr viel in seiner Schulzeit mit seinen Freunden getroffen hat. Alle seine Freunde wohnten in demselben Ort und wenn man sich treffen wollte, ist man zu seinem Freund gegangen und hat gefragt, ob er Zeit hätte. Auch dabei fiel dann sofort eine Entscheidung – Spontaneität war sehr wichtig, meinte mein Opa. Man ist zu jemandem hingegangen und hat direkt im persönlichen Gespräch eine Antwort bekommen. Feste Termine, wie zum Beispiel Geburtstagsfeiern, standen schon lange vorher fest und wurden während des Schultags oder auf dem Schulweg vereinbart. Wenn eine Party stattfand, wurden die Einladungen mit der Hand geschrieben und in die Briefkästen gesteckt oder in einer Gaststätte ausgelegt und ausgehängt oder einfach von Mund zu Mund weitergegeben. Heutzutage schickt man einfach eine Nachricht oder postet einen Beitrag.

Gerüchte haben sich sehr schnell über Mundpropaganda verbreitet. Meine Großeltern meinen, dass die Verbreitung von Klatsch auch ohne soziale Medien sehr schnell ging, da die Menschen noch viel mehr miteinander geredet haben. Nachrichten und Informationen, die über ihre Heimat hinausgingen, also zum Beispiel aus anderen Städten oder sogar anderen Ländern, haben sie nicht erreicht. Während ihrer Jugend hatten sie kein Radio, geschweige denn einen Fernseher. Also bekamen sie auch über diesen Weg keine Nachrichten. Man konnte zwar Zeitungen kaufen und lesen, aber das wurde selten genutzt, weil sie einfach teuer waren. Außerdem standen in der Zeitung auch nur regionale Inhalte.

Meine Großeltern, die immerhin über 85 Jahre alt sind, versuchen beide, mit sozialen Medien umzugehen und sie zu benutzen. Sie bekommen auch große Unterstützung von uns Enkeln – was wir, glaube ich, alle gerne machen. Auf die Frage, ob sie lieber die Kommunikation von heute mit Internet, Handys und sozialen Netzwerken in ihrer Jugend gehabt hätten oder die, die sie wirklich hatten, haben sie sehr schnell und auch eindeutig geantwortet. Beide würden die Kommunikationsart von heute bevorzugen. Sie sehen darin sehr viele Vorteile, wie zum Beispiel die schnelle Verbreitung von Informationen, auch globaler Nachrichten, und vor allem die einfache Verständigung beziehungsweise die schnelle Verbindung zu Familie und Freunden. Außerdem sehen sie eine große Errungenschaft darin, dass man schnell und unkompliziert Fotos machen kann und diese nicht erst lange entwickeln lassen muss. Aber meine Großeltern erkennen auch Nachteile, zum Beispiel, dass man sehr leicht Opfer von Betrügereien werden kann oder dass viele Menschen in Verzweiflung geraten, weil Gerüchte oder Falschinformationen verbreitet werden. Am liebsten würden sie von beiden Varianten nur die Vorteile nutzen können und sich die Rosinen herauspicken – aber das funktioniert ja leider nicht.

Hannah-Sophia Weggässer

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