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Alles geregelt: Schleswig-Holsteins Strände, hier in Laboe, sind zum Ferienbeginn sehr gut gefüllt.

© Frank Molter/dpa

Start in die Ferien: An der Ostsee wird es eng

Der Urlaubsbeginn gelingt entspannt: Deutsche Küsten sind fast ausgebucht, bei der Anreise gibt es kaum Staus. Im Ausland läuft der Tourismus vorsichtig an.

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Sommerferien unter den Bedingungen, die das Virus diktiert: Noch im Mai war die Unsicherheit überall groß, ob es in diesem Jahr überhaupt Urlaubsreisen geben kann. Nur vereinzelt planen die Bundesbürger in diesem Jahr deshalb einen Sommerurlaub in der Ferne.

Von den 87 Prozent der Deutschen, die schon entschieden haben, ob und wohin sie reisen möchten, wollen nur zwei Prozent Europa verlassen. Jeder Zweite (51 Prozent) gibt in einer Umfrage des Instituts Infratest dimap für den ARD-„Deutschlandtrend“ an, den Urlaub dieses Jahr zu Hause zu verbringen, ein Drittel (35 Prozent) verreist innerhalb Deutschlands, 17 Prozent wollen in Europa verreisen.

Nur noch jeder vierte Deutsche fürchtet sich, dass er sich selbst oder ein Familienmitglied sich mit dem Coronavirus infizieren könnte – Ende März waren das noch 55 Prozent der Befragten.

Nicht zu weit soll die Reise also führen und viele Menschen wollen eigenständig mobil bleiben, um notfalls auf ein verändertes Infektionsgeschehen reagieren zu können. So füllen sich zum Ferienbeginn die Züge und die Autobahnen merklich. In Richtung der Küsten gab es vor allem im Bereich Lübeck einige Verkehrsbehinderungen durch Baustellen, in Mecklenburg-Vorpommern aber rollte der Reiseverkehr ohne größere Schwierigkeiten.

„Keine Auffälligkeiten“, meldete eine Polizeisprecherin in Rostock. Auch in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordrhein- Westfalen und Baden-Württemberg lief der Verkehr zum Start der Ferien weitgehend störungsfrei. In Bayern teilten die Polizeipräsidien mit, es sei sogar ausgesprochen ruhig gewesen, einen Ansturm in Richtung Süden gab es vorerst nicht.

An der Ostsee wird es eng

In den Urlaubsorten Scharbeutz und Haffkrug waren am Samstag die wegen der Coronakrise festgelegten Grenzen für Parkplätze und für den Strand erreicht: „Anreisende Gäste werden nur noch durch unsere Orte durchgeleitet“, schrieb die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer in einem Facebook-Post. Mit einsetzendem Regen am Nachmittag konnten die Sperrungen schnell wieder aufgehoben werden.

Im niedersächsischen Nordseebad Dangast gab es eine Auslastung der Kapazitäten „nicht zu 100 Prozent, aber die touristischen Zahlen sind gut“, sagte Kurdirektor Johann Taddigs. Auch die Einhaltung der Anti-Corona-Regeln funktioniere. Die Strandkörbe stehen auf drei Meter auseinandergerückt. Auch St. Peter-Ording meldete, 98 Prozent der Quartiere seien ausgebucht.

Auf Abstand: Urlaub am Strand der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein.
Auf Abstand: Urlaub am Strand der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein.

© Gregor Fischer/dpa

Viele Orte haben oft eigene Regeln für den Urlaub entwickelt – Abstand zu anderen Menschen, keine Großveranstaltungen, viel frische Luft und allgemeine Hygieneregeln sind die Grundvoraussetzungen. Dazu wurden mancherorts Apps zur Vorabbuchung von Strandabschnitten entwickelt wie in Scharbeutz, Inseln von Sylt bis Usedom haben Abreise-Verpflichtungen für erkrankte Urlauber oder Menschen aus Risikogebieten erlassen.

Dänemark wirbt mit Rabatten

Inzwischen werben die Nachbarstaaten Deutschlands wieder um Urlauber: Dänemark und Österreich werben ebenso für sichere Ferien wie Kroatien. In Dänemark sind innerdänische Fährüberfahrten zu den kleinen Inseln Fanø, Læsø, Ærø und Samsø im Juli für Fußgänger und Radfahrer sogar gratis, die Preise für Fahrzeuge werden im August und September deutlich ermäßigt. Auf der Fähre zwischen Rømø und Sylt dürfen Passagiere wegen der Ansteckungsgefahr im Auto sitzen bleiben. Während der dänischen Sommerferien bis zum 9. August gibt es viele Tickets für Museen, Theater, Zoos und Konzerte zum halben Preis.

Kroatien wartet auf Gäste

An der kroatischen Adria sind viele Strände, Ferienwohnungen und Hotels in den Badeorten erst spärlich gefüllt. Nach Angaben von Kroatiens Tourismusminister Cari Capelli halten sich derzeit gerade einmal 300 000 Touristen an der Küste auf. Einige Strandcafes und Restaurants haben noch geschlossen. Manche warten die Entwicklung der Epidemie und der Besucherzahlen ab, andere haben die Saison jetzt schon als erledigt abgehakt. In Kroatien gibt es bisher nur 2604 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus und 107 Tote, akut erkrankt sind nur noch 368 Menschen – doch seit einer Woche steigen die Infektionszahlen wieder auffällig. Noch schlechter sieht es in Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien und Serbien aus.

 Fragebögen zur Selbstauskunft zur Corona-Aufzeichnungspflicht am Eingang zu einem Bistro am Strandabschnitt «Buhne 16» bei Kampen auf Sylt
Fragebögen zur Selbstauskunft zur Corona-Aufzeichnungspflicht am Eingang zu einem Bistro am Strandabschnitt «Buhne 16» bei Kampen auf Sylt

© Christian Charisius/dpa

Spanien und Portugal fürchten eine Rückkehr des Virus

In Spanien wächst die Sorge, dass ausländische Feriengäste einen neuen Virusausbruch verursachen könnten. Zwar hieß König Felipe persönlich die ersten deutschen Touristen auf Mallorca willkommen. Aber Chef-Epidemiologe Fernando Simón warnte: „Wir werden sehr vorsichtig sein müssen mit den Reisenden, die in den nächsten Wochen kommen.“ Die Kanarischen Inseln verlangen von Urlaubern aus „Risikogebieten" negative Corona-Tests, die sie vorweisen müssen.

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Als Beispiel nannte Gesundheitsminister Blas Trujillo etwa den deutschen Landkreis Gütersloh oder das spanische Nachbarland Portugal, das momentan nach Schweden die höchste Neuansteckungsrate in der EU aufweist. Vom 1. Juli an sollen die Bürger von 19 Vorstädten rund um Lissabon möglichst nur zum Einkaufen, Arbeiten und für Arztbesuche auf die Straße gehen.

Für Reisen ins Ausland müssen vielfach ausführliche Formulare ausgefüllt werden, in viele Ländern gibt es Corona-Warn-Apps – für Spanien allerdings bisher nur auf der Insel Gomera. Und überall gilt weiterhin: 1,5 Meter Abstand halten, Mund-Nase-Maske benutzen, Hände waschen, für Luftzug sorgen: „Sie kennen das.“ Spaniens Premier Pedro Sánchez warnt wie alle europäischen Regierungschefs: „Das Virus kann zurückkommen.“ Ein Virenausbruch unter Touristen etwa auf Mallorca, Spaniens meistbesuchter Urlaubsinsel, könne zur Folge haben, „dass wir die Insel schließen müssen“, sagt die regionale Gesundheitsministerin Patricia Gómez. Mitten im Sommer.

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