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„Mister Frauenfußball“. Bernd Schröder blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück.

© Manfred Thomas

ZUR PERSON: „Großes Potenzial und Luft nach oben“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder blickt nicht unzufrieden auf die beendete Saison zurück und sieht der kommenden mit einem leicht veränderten Kader zuversichtlich entgegen

Herr Schröder, die Saison in der Frauenfußball-Bundesliga ist für den FFC Turbine Potsdam beendet. Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf?

Zumindest bin ich nicht unzufrieden. Wir hatten uns das Ziel gestellt, einen Titel zu erkämpfen. Den diesjährigen Hallenpokal konnten wir gewinnen, in der Meisterschaft kamen wir auf den zweiten Platz und im Finale um den DFB-Pokal mussten wir eine knappe Niederlage einstecken. Dennoch ist die Saison erfolgreich verlaufen, wenn man betrachtet, wie gut Wolfsburg und Frankfurt aufgestellt waren. Vom Etat her und auch vom Potenzial an Spielerinnen. Unsere Extremzielstellung haben wir zwar nicht erreicht. Aber wir haben gezeigt, dass wir neben Wolfsburg die einzige Mannschaft sind, die richtig auf dem Weg ist. Der Einzug in die Champions League war am Ende ein Geschenk für uns. Wir sind jetzt zum fünften Mal dabei.

Mit Yuki Ogimi, Patricia Hanebeck, Alyssa Naeher, Sara Doorsoun und Heleen Jaque haben fünf Spielerinnen den Verein verlassen. Ist das ein großer Aderlass?

Nein, denn wir hatten mit 27 Spielerinnen von Beginn an einen sehr großen Kader. Und mit Lea Wälti und Julia Simic haben wir uns deutlich verstärkt. Wichtige Positionen konnten somit ersetzt werden. Außerdem wird uns ja auch Yukis Schwester Asano Nagasato verstärken.

Ist der Kader damit perfekt?

Noch nicht ganz. Wir werden noch eine Amerikanerin für das Mittelfeld verpflichten. Bis August spielt sie noch in Washington die Saison zu Ende und wird dann unterschreiben. Genaueres sagen wir aber erst, wenn alles in Sack und Tüten ist. Und dann schauen wir uns noch nach einer jungen dritten Torhüterin um. Wir haben zwar schon zwei gute. Aber eine dritte wäre noch optimaler.

Im Pokalfinale spielten Sie mit der Viererkette und die Mannschaft war erstaunt.

Ja, das musste ich schnell entscheiden. Wegen der drei Wolfsburger Stürmerinnen musste das geändert werden. Das ist nicht ganz gelungen. Wir sind berühmt für unsere Dreierkette und an der werden wir auch festhalten. Aber wir werden in der kommenden Saison viel variieren. Denn nichts ist schlimmer, als ausrechenbar zu sein. Die Dreierkette hat sich aber bewährt. Schließlich haben wir mit die meisten Tore geschossen und die wenigsten kassiert.

Von welchen Spielerinnen erwarten Sie in der nächsten Saison den größten Leistungsschub?

Vor allem von unserem Neuzugang Julia Simic, aber auch von Johanna Elsig und Andrine Hegerberg erhoffe ich mir tolle Leistungen. Und natürlich auch von erfahrenen Spielerinnen wie Jennifer Zietz und jüngeren Spielerinnen wie Tabea Kemme und Jennifer Cramer. Das muss ein gutes Zusammenspiel sein. Unsere Mannschaft hat ein großes Potenzial und noch viel Luft nach oben.

Der SV Babelsberg 03 hat derzeit viele Probleme. Eines ist die Suche nach Sponsoren. Das dürfte bei Turbine anders aussehen.

Wir haben seit Jahren ein stabiles Gefüge und konnten auch unsere Kleinstsponsoren immer mitnehmen. Aber seien wir mal ehrlich. Für einen erfolgreichenVerein wie uns, der erst jetzt wieder fast zwei Stunden Platz im Fernsehen hatte, dessen Champions-League-Spiele auf Eurosport übertragen werden, ist es natürlich viel leichter, Unterstützer zu finden. In der vierten Liga würde das bei uns auch anders aussehen. Wir haben uns das alles aber eben auch über einen langen Zeitraum hart erarbeitet. Ich wünsche dem SV Babelsberg jedenfalls, dass er möglichst schnell zurückkommt. Denn in unserer Stadt können wir nur gemeinsam etwas bewegen.

Das Gespräch führte Henner Mallwitz.

Bernd Schröder (70) ist mit kurzen Unterbrechungen seit 1971 Trainer des mehrfachen Deutschen Meisters 1. FFC Turbine Potsdam, den er einst selbst aus der Taufe hob. Für seine Verdienste als Fußballtrainer erhielt er 2005 den Verdienstorden des Landes Brandenburg, 2008 den Kristall-Fußball des Fußball-Landesverbandes Brandenburg und 2011 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

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