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Freud und Leid dicht beieinander. Während die Spielerinnen des FC Bayern München die Torschützin Dagny Brynjarsdóttir feiern, ärgert sich Turbine-Abwehrspielerin Inka Wesely (l.) über den Gegentreffer, der wohl das Potsdamer Aus im Kampf um einen Champions-League-Platz bedeutet.

© Jan Kuppert

Sport: Wie gewonnen, so zerronnen

Fünf Tage nach dem 2:0-Triumph gegen Wolfsburg verliert Turbine das wichtige Spiel in München 0:1

Von Tobias Gutsche

Als Zeichen für Toleranz, Vielfalt und Respekt liefen die Frauenfußball-Bundesligisten FC Bayern München und Turbine Potsdam am gestrigen Freitagabend mit weißen Shirts und der Aufschrift „Mach einen Strich durch Vorurteile“ zum Spitzenspiel des 18. Spieltags auf. Auf dem Rasen machten die Münchnerinnen in den nachfolgenden 90 Minuten Turbine wiederum einen Strich durch die Rechnung. Mit 0:1 (0:0) unterlag Potsdam im Stadion an der Grünwalder Straße, bleibt damit Tabellenvierter.

Wie gewonnen, so zerronnen. Denn damit ist der 2:0-Triumph gegen Spitzenreiter VfL Wolfsburg vom vergangenen Sonntag wertlos. Die Niedersächsinnen, die bereits am Mittwoch den SC Sand 2:0 geschlagen hatten, haben nunmehr wieder fünf Punkte Vorsprung auf Turbine. Vom Meistertitel darf an der Havel vier Spieltage vor Schluss wohl keiner mehr träumen. Und auch Platz zwei, der ebenfalls noch zur Teilnahme an der Champions League in der kommenden Saison berechtigt, ist wieder in die Ferne gerückt. Der FC Bayern hat durch den glücklichen Sieg 44 Zähler auf dem Konto – vier mehr als Potsdam. Dritter ist der 1. FFC Frankfurt (43), der am Mittwoch 3:1 gegen die SGS Essen gewonnen hatte.

„Der Sieg gegen den VfL ist nur eine Momentaufnahme“, mahnte Turbine-Trainer Bernd Schröder vergangene Woche vor zu viel Euphorie, als der Blick auf die Tabelle Hoffnung im Kampf um den nationalen Thron und Europapokalplätze gemacht hatte. Er sollte recht behalten. Der 72-jährige Schröder schickte vor 1180 Zuschauern dieselbe Anfangself aufs Feld wie schon gegen Wolfsburg. An die engagierte Leistung knüpfte seine Mannschaft zunächst auch nahtlos an. Potsdam war präsent in den Zweikämpfen und ließ die Gastgeberinnen nicht ins Spiel kommen. In der hektischen Anfangsphase hätte Turbine nach zehn Minuten sogar in Führung gehen müssen, als Münchens Torhüterin Tinja-Riikka Korpela einen Rückpass unsauber verarbeitete, Lisa Evans an den Ball kam, beim Abschluss aber zu zögerlich agierte. Viktoria Schnaderbeck blockte den Schuss der Schottin in höchster Not vor der Torlinie.

Viel Kampf, unkontrollierte Angriffsbemühungen und die Angst davor, einen Fehler zu machen, bestimmten in der Folge die Szenerie. Eine spielerische Linie war auf beiden Seiten nicht zu erkennen. Die Münchnerinnen befreiten sich aber zunehmend aus der Umklammerung der Gäste. Ihre erste Möglichkeit resultierte aus einer unglücklichen Abwehraktion von Tabea Kemme, sodass Gina Lewandowski frei zum Schuss kam und Turbine-Torhüterin Fei Wang zu einer Rettungstat zwang (24.). Ein ziellos von Melanie Behringer nach vorne geschlagener Ball klatschte mit dem Pausenpfiff noch auf die Oberkante der Latte. Wang war von der Bogenlampe etwas überrascht.

Nach dem Seitenwechsel blieb der Spielaufbau auf beiden Seiten unstrukturiert. Potsdams Stürmerin Genoveva Anonma, die zuletzt gegen Wolfsburg per Freistoß getroffen hatte, agierte völlig überdreht und verzettelte sich vielfach bei ihren Aktionen. Eine ihrer wenigen guten Aktionen war ein Schuss aus 21 Metern, der knapp über den Querbalken flog (60.). Wenige Minuten später betätigte sich die Afrikanerin als Torverhinderin: Bei einem Schuss der eingewechselten Natasa Andonova stand Anonma im Weg und verhinderte die 1:0-Führung für Turbine.

Der Treffer des Tages fiel kurz danach auf der anderen Seite – weil Turbines Abwehr inkonsequent handelte. Vivianne Miedema konnte im Potsdamer Strafraum drei Haken schlagen, ehe Inka Wesely an den Ball kam. Ihr Befreiungsschlag prallte jedoch von Dagny Brynjardsdóttir unhaltbar in den Kasten (75.). Katharina Baunach hätte zehn Minuten später sogar auf 2:0 erhöhen können, traf jedoch nur das Lattenkreuz. Turbine zeigte sich geschockt und zu keiner Reaktion mehr fähig.  

Turbine: Wang; Pedersen, Elsig, Wesely; Nagasato, Kemme, Wälti, Cramer; Evans (57. Andonova), Bremer, Anonma. Tor: 1:0 Brynjardsdóttir (75.)

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