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Potsdams Sporthallen - wie die vor drei Jahren eröffnete in der Kurfürstenstraße - sind stark frequentiert.

© Andreas Klaer

Vorschlag für Potsdamer Sportstättensituation: Transparent, einfach, gehaltvoll

In Potsdam sind Sportstätten rar. Daher müssen die vorhandenen Hallen und Plätze bestmöglich genutzt werden. Ein Internetportal kann bei der Vergabe von Trainingszeiten helfen, wie andere Städte zeigen.

Von Tobias Gutsche

Der Bedarf wird immer größer, doch die Kapazitäten sind zu gering: Etliche Potsdamer Sportvereine hadern mit den unzureichenden Trainingsmöglichkeiten in der Stadt – zuweilen aber auch mit dem Prozess der Beantragung und Vergabe von Nutzungszeiten in den kommunalen Sportstätten. Die CDU-Fraktion möchte nun, dass die Verteilung der knappen Ressourcen mittels eines öffentlich zugänglichen Internetportals optimiert wird. Einfacher und transparenter soll es werden.

Bei der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wurde der entsprechende Antrag in den Fachausschuss überwiesen. Nach der Prüfung sollen konkrete Vorschläge zur Umsetzung im zweiten Quartal des nächsten Jahres vorgestellt werden. 2021 wird als möglicher Starttermin genannt.

Die Vergabe von Trainingszeiten erfolgt auf Antrag der Vereine an den Fachbereich Bildung und Sport der Stadtverwaltung. Hierfür sind Kriterien formuliert. Unter anderem wird nach baulichen Voraussetzungen, sportartspezifischen Ausstattungen, Leistungsorientierung, Altersstruktur der Teilnehmer im Zusammenhang mit den Tageszeiten, Umfang der Nutzung und Wohnortnähe entschieden. In Abstimmung mit dem Stadtsportbund Potsdam (SSB) war eine sogenannte Matrix als Bewertungsgrundlage erstellt worden. „Derzeit kann leider nur ein Teil aller Nutzerwünsche erfüllt werden“, sagt Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage. Eine genaue Statistik über Zusagen und Absagen liege nicht vor. Gerade in den Wintermonaten wird es jetzt wieder eng, wenn viele Fußballteams in die Hallen ausweichen. „Wir wissen, dass die Lage nicht einfach ist. Aber es wird seitens der Stadtverantwortlichen versucht, möglich zu machen, was unter den momentanen Bedingungen möglich ist“, sagt Felix Eichler vom SSB.

Blick nach Schwerin, Münster und Hannover

Jene Sportvereinigung ist die mitgliederstärkste der Stadt- und Kreissportbünde in Brandenburg. Laut aktueller Zählung sind im Potsdamer SSB 32 702 Personen – rund ein Drittel Kinder und Jugendliche – registriert. Das ist ein Anstieg allein seit 2010 um etwa 36 Prozent. „Es braucht daher dringend mehr Sportstätten, um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten“, betont Eichler.

Laut Homann stehen dem organisierten Potsdamer Sport derzeit 49 Hallen unterschiedlicher Größe in der Regel zwischen 16 und 22 Uhr, an Wochenenden ab 6 Uhr, zur Verfügung – und außerdem 26 wettkampftaugliche Sportfreianlagen. Bei den Hallen werde sich die Situation zeitnah durch die geplanten Schulbau- und Schulturnhallenbaumaßnahmen deutlich entspannen, sagt die Stadtsprecherin. Bis zum Jahr 2025 sollen etwa 30 neue Hallenfelder entstehen. Bei den Sportfreianlagen, also den Fußballplätzen, ist die Lage weitaus problematischer. Nach derzeitigem Stand würden künftig etwa zehn neue Großspielfelder benötigt, so Homann. Mittelfristig seien einige Standorte in Planung beziehungsweise konzeptioneller Vorplanung: Lerchensteig, Waldstadt Süd, Krampnitz, Kulturbodendeponie, Fahrland, Groß Glienicke.

Perspektivisch braucht Potsdam laut Stadtverwaltung zehn neue Fußballplätze. 
Perspektivisch braucht Potsdam laut Stadtverwaltung zehn neue Fußballplätze. 

© Sebastian Gabsch

Aber so lange ein Mangel besteht – in Hallen und auf Plätzen – scheint es besonders wichtig zu sein, die vorhandenen Kapazitäten möglichst clever auszuschöpfen. Das per Antrag ins Gespräch gebrachte Online-Tool könnte das leisten. „Obwohl bestimmte Teile des Vergabeprozesses auch heute schon digital erfolgen können, ließe sich die Effektivität und die Aktualität der Veröffentlichung mit dem Einsatz einer entsprechenden Software verbessern“, heißt es aus dem Rathaus. Und auch der SSB zeigt sich interessiert: „Wir sind offen für alles, das hilft“, so Eichler.

Die CDU-Fraktion führte in ihrem Antrag gleich drei Praxisbeispiele an. In Schwerin, Münster und Hannover wird seit wenigen Jahren ein umfangreicher Online-Überblick zu den Sportstätten der jeweiligen Städte ermöglicht. Welche Halle oder welcher Platz ist wann durch wen in Benutzung? Wo gibt es noch unbelegte Zeiten? Und aus dem System heraus lassen sich Buchungsanfragen stellen. Diese werden dann aber nicht automatisiert bearbeitet, sondern die Fachbereichsmitarbeiter entscheiden anhand ihrer Kriterien über die Vergabe, wie die drei Stadtverwaltungen auf PNN-Nachfrage erklärten. Unisono berichten sie auch von einer positiven Resonanz – vor allem hinsichtlich der Transparenz.

Informationen über das städtische Sportangebot

Besonders ausgereift scheint das Online-Portal in Schwerin zu sein. Täglich wird dort der Belegungsplan aktualisiert, sodass kurzfristig ersichtlich ist, wenn eine Trainingszeit mal zurückgegeben wird. Andere Nutzer können diese dann übernehmen. Potsdams Stadtsprecherin Homann verweist zwar auch darauf, dass über die Internetseite der Stadt die hiesigen Pläne einzusehen sind. Allerdings ernüchtert der Blick darauf: Die Gesamtübersicht zu den Hallen ist auf dem Stand vom 13. Dezember 2017.

In Schwerin schwören sie derweil auf ihr System und bestätigen die Vorteile, die auch im Potsdamer CDU-Antrag angekündigt werden. Neben der Transparenz ist es die Entlastung der Sachbearbeiter bei der Antragsentgegennahme sowie der Vereinsehrenamtlichen bei der Antragsstellung. Und: Über das Portal in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern können Interessierte gezielt nach Sportarten oder Angeboten in ihren Stadtteilen suchen, Links leiten dann weiter zu den Internetseiten der Vereine. Dies fördert den einfachen Zugang in die Sportwelt und damit letztlich auch die sportliche Aktivität der Bevölkerung.

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