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Potsdamer aus Leidenschaft. Michael Merten geht nach seiner Entlassung beim SC Potsdam neue Wege und wird künftig wohl in Rumänien als Trainer tätig sein.

© Olaf Möldner

Volleyball: Den Schalter umgelegt

Volleyballtrainer Michael Merten wurde nach seinem Abschied vom SC Potsdam rumänischer Meister

Potsdamer Innenstadt, Sonnenschein, 23 Grad. Michael Merten ist bestens gelaunt und wirkt entspannt, als er ein belebtes Innenstadt-Restaurant betritt. Er hat viel zu erzählen – davon, was er seit seinem noch nicht einmal drei Monate zurückliegenden Aus als Cheftrainer der Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam erlebt hat. Merten war zwischenzeitlich für sieben Wochen in Rumänien, in Siebenbürgen genauer gesagt, und hat dort die Männer des CS Remat Zalau zum Gewinn des rumänischen Meistertitels geführt. „Es war eine an Eindrücken sehr reiche Zeit. Ich habe dort sehr gute Arbeitsbedingungen vorgefunden und bin gerade am Überlegen, ob ich auch in der kommenden Saison bei diesem interessanten Verein tätig sein will. Ein neues Vertragsangebot liegt mir vor.“

Zalau, nie gehört? Merten klärt auf. Die Stadt liegt nahe der rumänisch-ungarischen Grenze, hat 60 000 Einwohner und beherbergt einen der drei rumänischen Top-Klubs im Männerbereich. Tomis Constanta und Dinamo Bukarest sind die beiden anderen. Die Situation in der dortigen Liga entspricht in etwa der in Deutschland, wo nach dem VfB Friedrichshafen, dem SCC Berlin und Generali Haching auch erst einmal eine Lei- stungslücke klafft. Vom Niveau her bewegt sich sein Team mit Volleyballern aus fünf Nationen im Bereich von Bundesligisten wie Gotha, Moers oder CV Mitteldeutschland, den der gebürtige Münchner vor einiger Zeit auch einmal trainierte. Die drei Ungarn Andras Geiger (ehemals SG Eltmann und VfB Friedrichshafen), Peter Nagy (Friedrichshafen) und Szabolcs Nemeth (Moeser SC) waren schon in der deutschen Bundesliga am Ball. „Sie bestimmen in Zalau das Niveau maßgeblich mit“, wertet der 42-Jährige, der ganz kurzfristig über seinen nunmehr in Österreich tätigen Trainerkollegen Michael Warm (einst SCC Berlin) Kontakt nach Rumänien aufgenommen hatte, wenig später von Berlin via Budapest nach Cluj flog und ohne langes Nachdenken noch am Abend seiner Ankunft das Mannschaftstraining des neuen rumänischen Meisters übernahm. „Es war in gewissem Sinne ein Schalter-Umlegen. Mir hat das nach dem Ende als Trainer in Potsdam auch gutgetan. Ich arbeite sehr gern als Trainer und bin immer offen für Neues.“

Mitte vergangener Woche erst kehrte er hierher zurück. Seine ehemaligen Spielerinnen sah Michael Merten gleich am Tag seiner Ankunft. Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten war groß. Merten sagt auch heute noch, dass er ein hohes Maß an emotionaler Nähe zum Team des hiesigen Frauen-Bundesligisten empfindet. „Ich habe mich sehr gefreut, als am vorletzten Spieltag feststand, dass es reicht. Ausdrücklich auch für Volker Knedel als Trainer“, sagte Merten zur Sicherung des Bundesliga-Klassenerhaltes.

Über seine Demission beim SC Potsdam und den persönlichen Umgang damit mag er nicht mehr als nötig preisgeben. Michael Merten will die Entwicklungen des vergangenen Februar auf sich beruhen lassen und nach vorne schauen. Als sich im Februar 2010 die Vereinigung deutscher Volleyballtrainer in Berlin zu ihrer Gründungsversammlung traf, fand sie in Merten gleich einen veritablen Vorsitzenden – was auch viel über sein Renommee in der Branche sagt. „Als ich 1993 meine A-Trainerlizenz erwarb, war mir klar, das der Job eines Profitrainers im Volleyball immer wieder für positive und negative Überraschungen gut ist. Ich habe das verinnerlicht, auch wenn es manchmal schwerfällt, manche der gängigen Mechanismen als solche zu akzeptieren.“

Es ist möglich, dass Michael Merten in zwei Wochen nach Rumänien zurückreisen wird. Erst einmal, um sich Spiele anzuschauen, wie er sagt. Seinen Lebensmittelpunkt möchte er jedoch in Potsdam behalten und sieht sich auch deshalb für den Moment erst einmal einer ergebnisoffenen Situation gegenüber.

Thomas Gantz

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