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Alberto Salomoni hat sein letztes Spiel als Cheftrainer der Potsdamer Bundesliga-Volleyballerinnen bestritten. Nach fünf Jahren im Amt hört er nun auf.

© G. Pohl

Volleyball beim SC Potsdam: „Als Alpha-Tier brauche ich die Möglichkeit zur Gestaltung“

Alberto Salomoni war fünf Jahre lang Cheftrainer des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. Nun gibt er sein Amt ab. Im PNN-Interview spricht der Italiener über seine Zeit als SCP-Chefcoach, die Gründe des Abgangs und seine Zukunft, die vielleicht sogar weiterhin in Potsdam liegt.

Von Tobias Gutsche

Herr Salomoni, Ihre letzte Saison als Cheftrainer des SC Potsdam ist mit dem Aus im Meisterschaftsviertelfinale zu Ende gegangen. Inwiefern können Sie sich mit diesem Abschluss abfinden?

Das vorgegebene Ziel war natürlich anders. Wir wollten unter die Top 4 und das haben wir nicht geschafft. Nach der holprigen Hauptrunde konnten wir in den anschließenden Pre-Play-offs und Play-offs zumindest einen guten Eindruck hinterlassen. Wir haben in dieser Saison einen Spagat gemacht: Phasenweise waren wir sehr, sehr gut und phasenweise schwach. Für den erhofften nächsten Schritt der Entwicklung hat das so nicht gereicht.

Wie schätzen Sie Ihre gesamten fünf Jahre in Potsdam ein?

Meine Arbeit müssen andere beurteilen. Ich kann nur mein Gefühl wiedergeben. Meiner Ansicht nach hinterlasse ich jetzt einen Verein, der inzwischen einen hohen Stellenwert im deutschen Frauen-Volleyball hat. Als ich 2011 kam, war der SC Potsdam vom Abstieg bedroht. Heute wird er in der ganzen Liga mit Respekt angesehen. Diesen Fortschritt erreicht zu haben, macht mich stolz.

Gibt es Momente, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung bleiben?

Das zweite und dritte Jahr war für mich ganz klar die schönste Zeit, weil wir da die Stadt mit Volleyball erobert haben. In der Saison 2012/13 haben wir als Underdog den späteren Meister Schwerin beinahe im Viertelfinale rausgeworfen und ein unglaublich emotionales Heimspiel in fünf Sätzen vor über 2200 Zuschauern in der ausverkauften MBS-Arena gespielt. 2013/14 war ebenfalls eine besondere Saison – da hatten wir vom Potenzial her eine der besten Mannschaften in der Liga. Großes Verletzungspech hat uns aber die Möglichkeit zur Leistungsexplosion genommen.

Welches Potenzial für die Zukunft sehen Sie beim SCP?

Potsdam ist ein Volleyball-Standort, wo man viel erreichen kann. Allerdings müssen sich – meiner Meinung nach – dafür noch einige Dinge verbessern.

Die da wären?

Das größte Problem hier in Potsdam und Umgebung ist die Mentalität. Man erinnert sich zu viel an vergangene Zeiten und ist dabei dem Neuen gegenüber skeptisch. Es war für mich eine große Herausforderung, gegen solche Widerstände anzukämpfen. Man sollte offener für Visionen sein, denn nur wer dynamisch ist, kann wettbewerbsfähig sein. Die Zeiten entwickeln sich wahnsinnig schnell. Verbesserungsbedarf sehe ich noch in den Strukturen, was Zusammenarbeit zwischen SCP, dem Olympiastützpunkt, dem Land Brandenburg und den Volleyballverbänden angeht. Auch in Sachen Verpflichtung von Spielerinnen wird der Club noch einiges leisten müssen, wenn er künftig an der Spitze mithalten möchte. Dafür sind ganz einfach noch mehr starke ausländische Spielerinnen nötig, weil es leider nicht genügend gute deutsche Spielerinnen gibt – da besteht Konsens zwischen allen namhaften Volleyballtrainern in Deutschland. Gute Ausländerinnen zu holen, ist für den SCP aber schwer, weil hier keine Europapokalteilnahme und auch nicht das ganz große Gehalt geboten werden kann.

Was hat Sie dazu bewogen, den Cheftrainerposten beim SCP abzugeben?

Erstens: In letzter Zeit habe ich viel Kritik einstecken müssen. Diese Unzufriedenheit des Umfelds hat mich sehr traurig gemacht, weil ich dabei den Blick dafür vermisse, wo der SCP eigentlich herkommt. Das Bewusstsein dafür sollte wieder geschärft werden, was vielleicht auch hilft, den Rückgang der Zuschauerzahlen zu stoppen. Und zweitens, was noch wichtiger für meine Entscheidung war: Ich habe das Gefühl, dass ich in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr so stark bei der Ausrichtung des Vereins mitwirken konnte wie noch zuvor. Um mit vollem Herzblut dabei sein zu können, brauche ich – als Alpha-Tier – die Möglichkeit zur Gestaltung. Ich bin dann auch nicht der Typ, der an seinem Platz klebt, sondern ich weiß genau, wann der Zeitpunkt gekommen ist, die Koffer zu packen.  

Und wo werden die Koffer wieder ausgepackt? Wie sieht Ihre persönliche Zukunftsplanung aus?

Ich werde erst dann Konkretes dazu äußern, wenn die Unterschrift auf dem Vertrag trocken ist. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich für die nächste Periode nicht bei einem deutschen Bundesligisten im Frauenbereich tätig sein werde. In Deutschland führe ich nur Gespräche mit dem SC Potsdam hinsichtlich Jugendarbeit, wo allerdings noch viel geklärt werden muss. Außerdem stehe ich durch meinen Manager im Kontakt mit Vereinen im Ausland. Ich werde sehen, was von alldem am besten zu mir passt.

Das Interview führte Tobias Gutsche.

ZUR PERSON: Alberto Salomoni (49) übernahm 2011 das Amt als Cheftrainer beim Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. Den Posten gibt der Italiener nun ab. 

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