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Grundverschiedene Stimmungslagen. VfL-Kapitän Robert Weiß (l.) schaute enttäuscht aus der Wäsche, Werders Spielführer Florian Schugardt hatte hingegen allen Grund zum Jubeln.

© Julius Frick, Sylvia Göres

VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder: Schlappe gegen Hamburg, Sieg für die Historie

Eine solche Bilanz hat es in der aktuellen Saison der 3. Handball-Liga Nord noch nicht gegeben: Der VfL Potsdam war erstmalig klar unterlegen und der HV Grün-Weiß Werder war wiederum erstmalig Gewinner.

Von Tobias Gutsche

In der 3. Handballliga Nord waren der VfL Potsdam und HV Grün-Weiß Werder am Wochenende in Heimspielen gefordert. Die Stimmungslage war nach den Partien grundverschieden – und so zuvor auch noch nicht in der aktuellen Saison dagewesen: Beim VfL herrschte ganz große Enttäuschung, bei den Grün-Weißen ganz großer Jubel.

VfL Potsdam

Dieses Gefühl war für die Mannschaft des VfL Potsdam im Spieljahr 2016/17 bislang unbekannt. Sie hatte zwar schon viermal verloren, doch stets nur mit einem Tor Differenz, war somit quasi ebenbürtig. Ganz anders sah es nun am gestrigen Sonntag aus, als die Potsdamer bei ihrer fünften Niederlage vollkommen unterlegen auf der Platte agierten. Sie kassierten daheim eine herbe 28:37 (11:21)-Schlappe gegen den HSV Hamburg, der somit seinen dritten Tabellenrang im Duell mit dem jetzt fünftplatzierten VfL behauptete.

Bei dieser klaren Angelegenheit kam Potsdams Trainer Jens Deffke nicht umhin, schonungslos zu resümieren: „Wir haben heute deutlich unsere Grenzen aufgezeigt bekommen.“ Die Schere zwischen den beiden Kontrahenten tat sich Mitte der ersten Halbzeit auf. 5:5 stand es Ende der 13. Minute. Dann zog der Club von der Alster, der 2013 noch Champions-League-Sieger geworden war, binnen viereinhalb Minuten auf 11:5 davon. Die VfL-Abwehr: löchrig. Der VfL-Angriff: fehlerbehaftet. „Bei uns hat gar nichts gepasst, beim HSV hingegen alles“, sagte Jens Deffke. „Hamburg hat sich in einen Rausch gespielt.“ Eine Offensivwelle nach der anderen – sei es durch geradlinige Tempogegenstöße oder gute Kombinationen – schwappte über die Adler hinweg. Auf bis zu 13 Tore Vorsprung enteilten die von ihrem lautstarken Anhang gefeierten Gäste zwischenzeitlich.

Zum Schluss betrieben die Hausherren dann vor 846 Zuschauern immerhin noch ein wenig Schadensbegrenzung, indem sie auf neun Tore Rückstand verkürzten. Fünf Treffer gelangen ihnen dabei in den letzten fünf Minuten. Das wurde sogar finanziell honoriert. Zum ersten Mal überhaupt gab es mit der „Computer Manufaktur“ einen sogenannten „Crunchtime-Sponsor“, der pro Treffer des Heimteams in der finalen Phase der Partie 50 Euro für den VfL-Nachwuchs ausschüttet. Insgesamt 250 Euro sind also zusammengekommen. Aus Potsdamer Sicht wenigstens etwas Schönes an jenem ansonsten sehr betrüblichen Sonntagnachmittag.

VfL: Twarz, Schulz – Weiß, Einenkel (2), Schwarz (4), Dierberg (1), Piske (3), Spengler (4), Deutsch (3), Trabelsi, Hempel, Gugisch (9), Winter (2), Schwark

HV Grün-Weiß Werder

Als um 20.40 Uhr am Samstag die Schlusssirene durch die Halle des Haeckel-Gymnasiums schrie, war der Sieg für die Historie amtlich: Zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte hatte der HV Grün-Weiß Werder eine Drittligapartie gewonnen. Und das beim 13. Versuch. Der Premierenerfolg gelang mit 34:28 (16:15) gegen den SC Magdeburg II und sorgte prompt für Bewegung im Tabellenkeller. Die Werderaner stockten nämlich ihr Punktekonto auf 5:21 auf und schoben sich so an Magdeburg (4:22) vorbei auf den 14. – respektive drittletzten – Platz.

„Es ist großartig, dass wir es jetzt endlich geschafft haben, mal einen Sieg einzufahren. Ich bin froh, dass es auch nicht eng am Ende war. Dadurch konnten wir alle die letzten zwei Minuten ordentlich genießen“, sagte Trainer Silvio Krause, während die Werderaner Fans oben auf der Tribüne „Oh, wie ist das schön – so was haben wir lange nicht gesehen“ sangen. Fast exakt sieben Monate lang nicht, um genau zu sein. Der bis dato letzte Pflichtspielerfolg für Grün-Weiß datierte vom 7. Mai dieses Jahres, dem Abschlussspieltag der vorigen Oberligasaison. Nun durfte also eine Ligaetage höher gejubelt werden.

Gegen die äußerst junge Ausbildungsmannschaft des Magdeburger Bundesligisten tat sich der Aufsteiger vor 199 Zuschauern in der ausverkauften Halle zunächst jedoch schwer. „Aber wir haben uns dann gesteigert und wieder durch eine gute kämpferische Leistung überzeugt“, urteilte Kapitän Florian Schugardt, der mit großem Einsatzwillen sowie sieben Toren voranging.

Schugardt & Co. profitierten aber auch von einem taktischen Zug des SCM. Mehrfach nahmen die Gäste den Torhüter vom Feld, um dafür bei ihren Angriffen einen zusätzlichen Feldspieler einbinden zu können. Das Ganze wurde zum Bumerang. In diesen Situationen traf Werder nach Ballgewinn etliche Male aus großer Distanz ins verwaiste gegnerische Gehäuse. „Das hat es uns einfacher gemacht. So mussten wir uns nicht für jedes Tor aufreiben, um in gute Abschlusspositionen zu kommen“, erklärte Coach Krause, dessen Team den Hochgenuss eines Drittligaerfolgs nächsten Samstag wieder auskosten möchte. Dann ist der SV Beckdorf in Werder zu Gast. Der Tabellenletzte, der bislang nur zwei Pluspunkte zu verzeichnen hat. 

Werder: Göres (1), Petsch – Lemaitre, Schugardt (7), Borrmann, Drescher, Huntz (9), Bruck (4), Nehls (1), Boede (5), Schönebeck (2), Jürschke, Pastor, Wirt (5)

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