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Partnerschaftlich. Zur Saisoneröffnung traf der VfL Potsdam mit Marek Kovacech (r.) auf die Berliner Füchse um Kevin Struck. Beide Vereine arbeiten eng zusammen. In der Liga startet der VfL gegen die Füchse II. Foto: Julius Frick

© Julius Frick

VfL Potsdam startet in Drittligasaison: Dreijahresplan für das Ziel zweite Liga

Der VfL Potsdam startet in die neue Saison der 3. Liga Nord. Brandenburgs Handball-Aushängeschild der Männer hat den Aufstieg als klare Perspektive. Auf die Jagd danach machen sich die Adler zusammen mit ihren befreundeten Füchsen aus Berlin.

Häufig zeigen WhatsApp-Pofilbilder Strände, Meer, Berge oder Sonnenuntergänge. Daniel Deutsch zeigt von sich eine Pose, die alles andere als Harmonie ausdrückt. Sie zeigt den Cheftrainer des Handball-Drittligisten VfL Potsdam in Rage: schreiend, die eine Hand zur Faust geballt, die andere fragend geöffnet, im Hintergrund das Spielfeld der MBS-Arena. Es ist nicht zu sagen, ob es eine Jubelpose oder ein Wutausbruch ist. Beides ist möglich, denn in der vergangenen Spielzeit, der Premierensaison des 36-Jährigen als Trainer, durchlitt Deutsch das Wechselbad der Emotionen nach zunächst sieben sieglosen Spielen und einer dann folgenden sensationellen Serie, die am Ende mit dem fünften Platz der Adler endete. Das Profilbild von Daniel Deutsch ist durchaus als Botschaft zu verstehen: „Ich will erfolgreich sein“, sagt er.

Füchse-Förderer sollen auch den VfL unterstützen

Den Worten werden ab morgigen Samstag Taten folgen. Dann beginnt für die VfL-Handballer die neue Saison – mit einem Gastspiel bei den Talenten der Füchse Berlin (Beginn: 19 Uhr). Es ist gleich zum Start ein Aufeinandertreffen der besonderen Art, denn den VfL und den Hauptstadtverein verbindet seit Jahren eine enge Kooperation, die künftig noch intensiver gestaltet werden soll. So haben es Füchse-Manager Bob Hanning und Alexander Haase als sportlicher Leiter des VfL jüngst angekündigt. Beide verfolgen die gleiche, klare Strategie: die Stärkung der Hauptstadtregion als Hotspot des deutschen Handballs, an dem Talente gefunden, ausgebildet und bestenfalls zu nationalem oder gar internationalem Format entwickelt werden. „Wir haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass das funktioniert“, sagt Hanning.

Neu ist, dass sich künftig die Füchse auch wirtschaftlich beim VfL engagieren wollen, um dort die Strukturen weiter zu professionalisieren und ein sportlich attraktives Umfeld für Talente mit Perspektivpotenzial zu schaffen. Konkret heißt das: Die Füchse Berlin wollen Hanning zufolge mithilfe ihrer Partner den VfL beim Sprung in die 2. Bundesliga unterstützen. „Innerhalb der nächsten drei Jahre“, so Hanning, soll das geschafft werden. Dafür soll es einen noch engeren Austausch von jungen, talentierten Spielern geben – und zwar in beiden Richtungen sowohl für den Trainings- als auch für den Spielbetrieb. Aktuelles Beispiel ist Kreisläufer Rolando Urios. „Ein Spieler dieser Qualität ist nicht selbstverständlich für die dritte Liga“, weiß Deutsch zu schätzen. Ihm ist bewusst, dass jungen Handballern mit einer guten Perspektive und Ambitionen die Anforderungen der dritten Liga nicht genügt, um ihr Potenzial zu entwickeln. „Da macht es Sinn, dass sie in der zweiten Liga spielen“, sagt er. Um Füchse-Talenten genau diese Möglichkeit zu bieten, ohne sie aus dem Umfeld und den Blick zu verlieren, intensivieren die Vereine ihre Zusammenarbeit. Für Deutsch hat das den attraktiven Nebeneffekt, seinen eigenen Hunger auf Erfolg mit guten Spielern und einer klaren Entwicklungsstrategie des VfL zu stillen.

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Die Basis für eine erfolgreiche Saison ist zum einen mit dem aktuellen Kader gelegt, bei dem VfL-Sportchef Alexander Haase „ein so gutes Gefühl wie lange nicht mehr“ hat. Zum anderen sieht Deutsch die Erfahrungen der vergangenen Saison – auch die der Niederlagenserie – als hilfreich an. „Daran sind wir gewachsen, jetzt wissen wir, wie es geht“, sagte VfL-Keeper Fabian Pellegrini bereits Ende der vergangenen Spielzeit. Genau diesen Eindruck hat Deutsch auch. „Der personelle Umbruch war in diesem Sommer nicht so groß, viele Spieler kennen mich und wissen, welche Vorstellungen ich habe, sodass inzwischen viel von ihnen zurückkommt“, sagt er. Daher resümiert er bereits für die knapp achtwöchige Vorbereitung eine „kontinuierliche Verbesserung“. Vieles, was im Training und in den Testspielen von seinen Spielern gezeigt wurde, habe ihm gefallen. Beim DHB-Pokalspiel vorige Woche beim Zweitligisten Wilhelmshavener HV habe seine Mannschaft lange Zeit mit- und dagegengehalten, ehe sie sich letztlich 30:34 geschlagen geben musste. Dabei habe Deutsch mit Wohlwollen gesehen, „dass wir auch nach dem Rückstand nicht auseinandergefallen sind, vielmehr weiter gute Sachen gemacht haben“.

Gleichwohl weiß Deutsch als langjähriger Spieler selbst nur all zu gut, dass der Saisonauftakt immer eine Wundertüte ist. „Du kannst eine super Vorbereitung spielen und die ersten zwei Ligaspiele verlieren. Oder in der Vorbereitung läuft so gut wie nix zusammen und man gewinnt dann zum Saisonstart“, illustriert er ein „gewisses Restrisiko“. Ganz gleich, wie das Gastspiel bei den Füchsen ausgeht – es ist quasi der Beginn eines Drei-Jahresplanes, an dessen Ende der Zweitliga-Aufstieg stehen soll. Dafür wird die kommende Saison eine gute Standortbestimmung, denn Deutsch schätzt die Nordstaffel der dritten Liga stärker ein als in der vergangenen Spielzeit. „Es gibt jetzt nicht mehr den HSV Hamburg als Dominator, sondern einige Vereine, die ihre Ambitionen auch mit ordentlichem finanziellen Aufwand unterstreichen“, meint Deutsch. Er nennt Rostock, Schwerin, Zweitliga-Absteiger Hildesheim oder auch den märkischen Rivalen Oranienburger HC: „Die Liga ist in der Breite wesentlich stärker", sagt Deutsch und verheißt eine spannende Saison – Fotomotive für ein neues Profilbild inklusive. 

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