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Ab durch die Mitte. Gegen Japan fand der VfL vor allem über die Kreisposition zum Erfolg. Im Duell mit den körperlich deutlich robusteren Füchsen war das kein probates Mittel mehr.

© Julius Frick

VfL Potsdam, Japan und die Füchse Berlin: Gegen wendige Flitzer und massive Baumstämme

Beim Blitzturnier mit Japans Nationalteam und den Füchsen Berlin waren die Handballer des VfL Potsdam ganz unterschiedlich gefordert. Überrascht waren viele Zuschauer vom Niveau der Japaner, deren Trainer-Ikone Dagur Sigurdsson nicht nur bewies, dass er vom Geschehen auf der Platte Ahnung hat.

Von Tobias Gutsche

Die Veranstaltung war voll nach dem Geschmack von Daniel Deutsch. Zur Saisoneröffnung hatte der Handball-Drittligist VfL Potsdam am Freitag ein Blitzturnier mit der japanischen Nationalmannschaft und den am Ende siegreichen Füchsen Berlin bestritten. 1317 Zuschauer erlebten in der MBS-Arena einen unterhaltsamen Abend. „Für unseren Verein war das eine super Werbung“, sagte VfL-Cheftrainer Deutsch. „Und für uns als Team eine großartig lehrreiche Erfahrung.“

Denn in den beiden jeweils 30 Minuten langen Duellen wurden die Potsdamer vor völlig unterschiedliche Herausforderungen gestellt. Zunächst ging es gegen Japan. Ein Handball-Entwicklungsland, in dem sich dank des in Potsdam lautstark gefeierten Trainers Dagur Sigurdsson schon einiges auf der Platte bewegt hat. Die Männer aus Fernost überraschten mit technisch gutem, ordentlich strukturiertem sowie vor allem schnellem Spiel. Immerzu rissen die wendigen Flitzer Lücken in die VfL-Abwehr, durch die sie dann erfolgreich den Torabschluss fanden. Mit 17:12 siegte das Team von Sigurdsson, dem Ex-Trainer der Füchse und deutschen Auswahl. Offensive Akzente ihrerseits setzten die Hausherren meist über Kreisläufer Christian Schwarz. Seine 1,95 Meter bei rund 100 Kilogramm konnten die zwar nicht schmächtigen, aber eben auch nicht gerade stämmigen Asiaten kaum stoppen. 

"Trainingsmoral und Teamchemie stimmen"

Mit ganz anderen Kalibern sah sich Schwarz beim abschließenden Match gegen die Füchse konfrontiert, die zuvor 17:13 gegen das auch dabei gut aufgelegte Japan gewonnen hatten. Als der Potsdamer für den ersten Angriff am Kreis stand, schaute er ungläubig um sich - und hinauf. Die Männer des Europapokalsiegers hatten eine beeindruckende körperliche Präsenz, sodass Schwarz neben diesen massiven Baumstämmen fast schon wie ein zartes Pflänzchen wirkte. Dementsprechend war er auch nicht mehr Fixpunkt der Offensive. Stattdessen mussten die Adler andere Flugrouten wählen. Sie suchten den Weg gen Füchse-Kasten vorrangig mit Würfen aus dem Rückraum, wobei diesmal die Neuzugänge Marek Kovaceh und Vincente Poveda führend agierten. Am Ende hieß es 20:11 für den Erstligisten. 

„Beide Partien haben wir am Anfang ganz ordentlich gespielt“, urteilte VfL-Coach Daniel Deutsch. „Aber mit zunehmender Dauer sind wir jeweils zu unkontrolliert geworden. Da müssen wir besser bei unserer Linie bleiben.“ Dennoch attestierte er seinen Spielern gute Auftritte. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Trainingsmoral und Teamchemie stimmen“, sagte er. „Jetzt geht es darum, auf anspruchsvollem Niveau die Sicherheit untereinander zu entwickeln und Wettkampfhärte zu sammeln.“

Rang fünf beim Turnier in Oranienburg

Ein Prozess der am Freitagabend in eigener Halle startete und dann gleich am Wochenende in Oranienburg fortgesetzt wurde. Dorthin hatte der Oranienburger HC zu seinem Vorbereitungsturnier geladen. Sieben Drittligisten und ein Vertreter aus der Oberliga waren dabei. Der VfL landete nach Siegen gegen die Stiere Schwerin und den SC Magdeburg II sowie Niederlagen im Duell mit den Füchsen Berlin II und dem HSV Hannover auf Rang fünf. „Ergebnisse sind gerade nicht entscheidend“, sagte Deutsch bereits am Freitag. „Das sind die Spiele, in denen wir uns jetzt finden müssen.“ Weitere Tests folgen diese Woche gegen zwei Mannschaften aus der 3. Liga Ost während eines Trainingslagers im hessischen Groß-Bieberau. Auch das DHB-Pokalmatch am 18. August in Wilhelmshaven sei für Deutsch noch ein Spiel in Vorbereitung auf die eine Woche später beginnende Ligasaison. Richtig los geht's dann auswärts bei den Füchsen II, die zurück in der Drittklassigkeit sind.

Perspektivisch möchte der Berliner Verein seine eigene Nachwuchstruppe dort etablieren und seinen Kooperationspartner vom Luftschiffhafen noch eine Etage höher sehen. Ein lückenloses Entwicklungsfeld für Handballtalente in der hiesigen Region soll entstehen. Die enge Zusammenarbeit mit dem VfL sei „der Versuch, Potsdam gemeinsam in die zweite Liga zu schieben“, betonte daher Füchse-Manager Bob Hanning nochmal am Freitag beim Blitzturnier. Dieses wurde mit einer Feier in der Kanuscheune abgerundet. Dabei bewies Dagur Sigurdsson, dass er nicht nur Ahnung hat vom Geschehen auf der Platte, sondern auch an den Platten. Der isländische Musikliebhaber gab den DJ.

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