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Kapitän der Adler. Yannik Münchberger ist beim VfL Potsdam Regisseur im Rückraum. Der 21-Jährige ist „heiß“ auf das Derby gegen Oranienburg, verbindet mit dem Brandenburg-Kracher jedoch auch den niederschmetterndsten Moment seiner Karriere.

© Julius Frick

VfL Potsdam gegen Oranienburger HC: Rivalen auf Augenhöhe

Wer ist das beste Brandenburger Männer-Handballteam? Im Drittliga-Derby zwischen dem VfL Potsdam und Oranienburger HC wird die Vormachtstellung ausgespielt. Für das Duell braucht es beim VfL keine Motivationskünste, aber eine gute Aufarbeitung.

Von Tobias Gutsche

Dieses Spiel ist wie ein Paukenschlag. Laut, intensiv, markerschütternd. Wenn Brandenburgs beste Handball-Männerteams VfL Potsdam und Oranienburger HC aufeinandertreffen, dann ist das „mehr als nur ein Duell um zwei Punkte“, sagt VfL-Spielmacher Yannik Münchberger. Es gehe um die Vormachtposition in der Mark. „Außenstehende können sich das vielleicht nicht vorstellen. Aber für uns ist es von riesiger Bedeutung, wer die direkten Vergleiche gewinnt. Daher kämpfen wir mit 110 Prozent.“ Am Sonntag ist es nun wieder soweit. Um 17 Uhr empfängt der VfL den OHC in der MBS-Arena und bietet das zum Derby passende Rahmenprogramm. Der „Drumklub“ aus dem Potsdamer Waschhaus wird seine Trommelkünste präsentieren. Es donnert auf der Handballplatte.

Durch viele gemeinsame Jahre in der 3. Liga Nord ist die Rivalität zwischen den märkischen Top-Teams gewachsen. Und durch persönliche Geschichten. Nicht selten spielten in Oranienburg Akteure, die einst schon beim VfL waren. Aktuell beispielsweise Tobias Frank und Yannick Schindel. Auch an der Seitenlinie gibt es solche Verbindungen. OHC-Cheftrainer Christian Pahl gehörte zu den Potsdamer Recken aus Zweitligazeiten und hat seit dieser Saison mit Silvio Krause einen Assistenten, der bei den Adlern das Handball-Abc erlernte. Nach zuletzt zehn erfolgreichen Jahren in Diensten von Grün-Weiß Werder stellt sich Krause seit der aktuellen Saison der neuen Herausforderung in Oberhavel.

Niederlage in Schwerin trotz zwischenzeitlicher Vier-Tore-Führung

Für ein Derby müsse man keinen Spieler motivieren, sagte Daniel Deutsch einmal. Doch mit ihnen etwas aufarbeiten muss der VfL-Trainer dieser Tage. Und zwar die bittere 21:22 (13:11)-Auswärtsniederlage gegen die Mecklenburger Stiere Schwerin vom vergangenen Mittwoch. Vier Tore hatten die Gäste bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit geführt und die Stiere – auch dank einer starken Leistung des Schweizer Torwarts Fabian Pellegrini – bei den Hörnern gepackt. „Wir hatten sie an einem Punkt, da waren sie völlig von der Rolle“, meint Yannik Münchberger. Umso enttäuschender sei es, diesen Vorteil weggegeben zu haben. „Durch zu viele einfache Fehler haben wir uns selbst geschadet. Am Ende waren wir platt und im Kopf fest.“ Es setzte im siebten Saisonspiel die dritte Niederlage.

Diese Bilanz ist durchwachsen. Trotzdem hält der ambitionierte Potsdamer Klub als Tabellensiebter den Anschluss zu den als Ziel ausgegebenen Top 3. Denn die Liga ist sehr ausgeglichen. Bereits zum aktuell frühen Zeitpunkt der Saison ist keine Mannschaft mehr ohne Pleite – bis auf Rostock und Hildesheim verloren alle mindestens zweimal. „Das ist verrückt“, sagt Münchberger. „Das Niveau liegt dieses Jahr richtig eng beisammen. Deshalb sind wir aber gegen Oranienburg jetzt auch extrem gefordert.“ Ein Sieg muss her, um weiter oben dran zu bleiben.

Für den OHC sieht es gleichsam nicht anders aus. Wie Potsdam haben die Pahl-Schützlinge acht Pluspunkte, bei bisher einem Spiel weniger aber nur zwei Niederlagen. Deshalb liegen sie vor den Landeshauptstädtern auf dem fünften Rang. Der derzeitige Stand spiegelt die jüngere Vergangenheit wider: VfL und OHC sind auf Augenhöhe. Die beiden zurückliegenden Spielzeiten schlossen sie jeweils als Tabellennachbarn auf den Plätzen sechs und sieben beziehungsweise vier und fünf ab. Voriges Jahr hatte Potsdam die Nase knapp vorn. Im Direktvergleich steht es pari – beide siegten je sechsmal. „Innerhalb eines Landes die Konkurrenz zu spüren, ist gut“, sagt Yannik Münchberger. „Das belebt doch das Geschäft.“

Stets über 1000 Zuschauer beim Derby in der Potsdamer Arena

Der 21-Jährige indes ist das belebende Element beim Potsdamer Team. Gegen Schwerin stach der Rückraumakteur wieder mit acht Treffern hervor und warf sich damit ordentlich in Stimmung für das Derby. „Ich bin heiß drauf“, betont Münchberger, der mit dem Brandenburg-Kracher auch den niederschmetterndsten Moment seiner Karriere verknüpft. Vor fast genau zwei Jahren hatte er sich im Heimspiel gegen Oranienburg einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. „Das war meine erste große Verletzung. Eine harte Zeit.“ Auf dem Weg zurück zu alter Stärke half ihm auch eine Entscheidung von Coach Daniel Deutsch. Zur vergangenen Saison ernannte er Münchberger als Kapitän. „Das war eine große Wertschätzung für mich. Ich bin ja gerade erst aus der Verletzungszeit gekommen. Das hat mich angespornt“, erklärt der Mann mit der Trikotnummer 10. Er zahlte das Vertrauen zurück, überzeugte in der Führungsrolle. Allerdings bremste ihn ein Außenmeniskusriss im bereits vorbelasteten Knie wieder aus. Davon hat sich Münchberger mittlerweile erholt und glänzt wieder mit cleveren Spielideen und guten Abschlüssen.

Sie sollen ihm auch am Sonntag erneut von der Hand gehen. Beim Derby. Dem Spiel der Spiele des Brandenburger Männer-Handballs. Jener Partie, die stets über 1000 Zuschauer in die Potsdamer MBS-Arena lockte. Für dieses Match kann wahrhaft kräftig auf die Pauke gehauen werden.

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