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Emotionsgeladen. Torwart Fabian Pellegrini war mit 16 abgewehrten Würfen ein Erfolgsgarant der Potsdamer Adler.

© Julius Frick

VfL Potsdam gegen Oranienburger HC: Erneut Derbysieger

Wie schon im Hinspiel entschied der VfL Potsdam nun auch das zweite Brandenburger Derby dieser Saison in der 3. Handball-Liga Nord für sich. Die Potsdamer beendeten mit dem Auswärtserfolg gegen den Oranienburger HC eine Durststrecke in Oberhavel. 

Oranienburg - Zehn Minuten vor Schluss hatten die Handballer des VfL Potsdam auf ihre Art die Hand am Lautstärkeregler in der Oranienburger MBS-Arena. Das „Volume“ nahm mehr und mehr ab, bis fast nichts mehr zu hören war in der mit 965 Zuschauern ausverkauften Halle. „Wenn es auswärts leise ist, hast du es richtig gemacht“, meinte Daniel Deutsch, Trainer des VfL Potsdam. Und das hatte seine Mannschaft am Samstagabend geschafft: Es war ruhig geworden in der „schönsten MBS-Arena“ des Landes, als die der Hallensprecher die Spielstätte gepriesen hatte und damit das Derby um eine Komponente erweitert hatte: Bekanntermaßen steht auch in Potsdam eine MBS-Arena. 

VfL hat "es mehr gelebt, mehr Emotionen reingebracht"

Die verbalen Muskelspiele nutzten nichts. 29:25 (13:11) gewann der VfL beim märkischen Drittliga-Kontrahenten, dem Oranienburger HC. Zum zweiten Mal in dieser Saison feierten sich die VfL-Spieler als Derbysieger und „Nummer Eins“ im Land. Zum ersten Mal seit 2013 taten sie das direkt vor den Augen des Oranienburger Heimpublikums.

Das musste bei aller Verbundenheit zu ihrem Team anerkennen, dass der Sieg der Gäste verdient war. Stellvertretend übernahm das OHC-Coach Christian Pahl. „Die“, so würdigte er den Auftritt der Potsdamer, „haben es mehr gelebt, sie haben mehr Emotionen reingebracht.“ In der Tat: Als VfL-Kreisläufer Christian Schwarz nach Ertönen der Halbzeitsirene schreiend die Faust ballte, weil sich die Potsdamer Abwehr erfolgreich gegen den letzten Oranienburger Angriff gestemmt und somit einen Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause rettete, war das eine emotionale Kampfansage für den zweiten Durchgang und an den Gegner. 

In Halbzeit zwei landete fast jeder VfL-Wurf im Tor

Doch es war mehr als nur ein Sieg durch Leidenschaft und Emotionen. Der VfL präsentierte sich als geschlossenes Team, in dem jeder Verantwortung übernahm. Als Robin Huntz, das Arbeitstier in der VfL-Abwehr schlechthin, nach 13 Minuten bereits seine zweite Zeitstrafe bekam und ihm frühzeitig die Rote Karte drohte, übernahm Matti Spengler den offensiven Part in der 5:1-Deckungsvariante – und bekam dafür ein Lob von Deutsch: „Wir haben es die ganze Woche mit Robin trainiert und Matti es gedanklich mitgemacht und nun super umgesetzt.“ Ohnehin erwies sich die 5:1-Abwehrformation als richtige Taktik, „mit der wir dem Gegner immer wieder Probleme bereitet haben“, so Deutsch.

Erst eine Viertelstunde vor Schluss traute sich Deutsch, seinen Abwehrchef Huntz wieder auf die Platte zu schicken. Erfolgreich verteidigte und sicherte der VfL zu diesem Zeitpunkt einen Vier-Tore-Vorsprung, den er sich früh in der zweiten Halbzeit erspielt hatte. Der OHC hatte nur einmal zwischen der 13. und 16. Minute beim zwischenzeitlichen 6:4 den Vorteil einer Führung auf seiner Seite. Ansonsten sahen sich die Gastgeber ständig unter Zugzwang, was sich mit zunehmenden Spielverlauf zur reinen Nervensache entwickeln sollte. Denn während dem VfL nach dem Seitenwechsel vor dem gegnerischen Tor nahezu alles gelang – 16 von 22 Versuchen zappelten im Netz –, „haben wir die klarsten Bälle verworfen“, haderte OHC-Coach Pahl. Die mangelnde Ausbeute war aber nicht nur das Ergebnis fehlender Treffsicherheit, sondern auch der konsequenten Potsdamer Abwehrarbeit geschuldet – und eines überragenden Fabian Pellegrini im VfL-Tor. Der 22-Jährige entschärfte reihenweise „Big Points“ der Oranienburger. Der Schweizer wehrte 16 Würfe ab.

Potsdam rückt ganz nah an Tabellensechsten Oranienburg heran

Pellegrini war einer der Unterschiede in diesem Derby. Doch es gab noch mehr auf der Potsdamer Haben-Seite. Es war kein großes Leistungsgefälle bei den Adlern zu erkennen. Klar, die elf Treffer von Kapitän Yannik Münchberger glänzen noch einmal besonders hervor. Aber auch Phil-Lukas Winter hatte eine hundertprozentige Trefferquote, traf viermal, ebenso Caspar Jacques, der sich in der zweiten Halbzeit mit drei Toren bei drei Versuchen über Linksaußen nahtlos einfügte. Egal, ob Christian Schwarz oder Rolando Urios Gonzales am Kreis im Einsatz waren, auf beide war Verlass. Und als es in der Halle noch einmal laut wurde, die Zuschauer versuchten, den OHC noch einmal heiß zu machen, war es Dominik Steinbuch, der cool blieb und den Ball zum 23:19 ins Tor donnerte und zum permanenten Vier-Tore-Vorsprung beitrug. „Mannschaftlich waren heute Stärke, Verantwortung und Erfolg breit verteilt“, freute sich Deutsch.

Für die tabellarische Momentaufnahme bleibt der OHC aktuell die Brandenburger Nummer Eins. Die Oberhavelländer stehen auf dem sechsten Platz der Nordstaffel, der VfL rückte bis auf einen Punkt heran, hat aber ein Spiel weniger bestritten. Das wird am Samstag nachgeholt, wenn die abstiegsgefährdete HSG Ostsee nach Potsdam kommt.

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