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Er war der Hauptdarsteller des gestrigen Krimis. Levi Schwark war der entscheidende Akteur des VfL Potsdam beim knappen Sieg gegen den HSV Hannover. Sieben Treffer steuerte der Matchwinner bei. 

© Sylvia Görres

VfL-Handballer mit erstem Saisonsieg: Geisterstunde am Nachmittag

Der Drittligist VfL Potsdam erinnert beim 30:29-Sieg gegen den HSV Hannover an alter Wirkungsstätte an vergangene Handball-Zeiten.

Irgendwo in den Katakomben der alten Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee muss ein Geist wandeln. Jener Spirit, der in der Vergangenheit dabei war, als die Handballer des 1. VfL Potsdam hier legendäre Schlachten schlugen und vier Aufstiege feierten. Am gestrigen Sonntag zog es die aktuelle Drittliga-Mannschaft zurück zur alten Wirkungsstätte, weil die MBS-Arena als eigentliche Spielstätte belegt war. Ob irgendjemand die alten Geister im Laufe des Spiels beschworen hat, wird wohl nie überliefert werden. Aber der knappe und nervenaufreibende 30:29 (12:15)-Sieg des VfL gegen den HSV Hannover erinnerte sehr an vergangene Zeiten.

„Die Halle gefällt mir. Die hat Charme“, sagte Fabian Pellegrini nach Spielschluss. Der VfL-Torhüter spielte zum ersten Mal in der Heinrich-Mann-Allee und konnte am Ende der 60 Minuten gut verstehen, warum in der Potsdamer Handball-Familie recht nostalgisch von der Halle gesprochen wird. „Das ist schon eine besondere Stimmung, die hier entstehen kann“, meinte der Schweizer. Oh ja, stimmungsvoll war es am gestrigen Nachmittag, denn die Adler boten den 300 Zuschauern einen spannenden Krimi, der erst kurz vor Schluss seine Auflösung fand. Kurz vor dem Abspann raffte sich Matti Spengler zu einem letzten Willens- und Kraftakt auf und warf den Ball aus einem derart spitzen Winkel ins gegnerische Tor, dass er später noch immer nicht wusste, „wie der reingegangen ist“.

Ein Treffer wie ein Synonym

Der Treffer war wie ein Synonym für die Moral des VfL, bei dem jedem Akteur anzumerken war, dass im dritten Spiel der Saison nach einem Unentschieden und einer Niederlage der erste Sieg gelingen sollte. Als Trainer Daniel Deutsch kurz vor Anbruch der Schlussminute eine Auszeit nahm, „haben wir uns gesagt, dass das die geilsten Spiele sind, die man im letzten Moment noch dreht“, verriet Pellegrini später den Inhalt der letzten Aussprache. Da stand es 27:27.

Wille und Moral bis zur letzten Sekunde waren notwendig, weil die Gäste aus Niedersachsen es so forderten. „Sie waren das ganze Spiel über die bessere Mannschaft“, musste VfL-Coach Deutsch zugeben. „Solide, wenig Fehler und gut in den Eins-zu-Eins-Situationen“, lobte er die Spielweise des Gegners. In der Tat waren dessen Angriffe strukturierter und durchdachter als die des VfL. „Die haben wirklich stark und routiniert gespielt“, lobte auch Matti Spengler die Gäste. Die schafften es immer wieder mit einem Zwei- oder Drei-Tore-Vorsprung, den VfL nur reagieren zu lassen und das Spiel zu lenken. Den Potsdamern gelang es nicht, die Regieführung für dieses Spiel zu übernehmen. 

Levi Schwark macht den Unterschied

Doch sie hatten den Hauptdarsteller dieser Nachmittagsvorführung in ihren Reihen: Levi Schwark. „Der hat den Unterschied gemacht“, hob Daniel Deutsch hervor. Zunächst war es der Potsdamer Rückraumspieler, der mit drei Toren in Folge nach dem Seitenwechsel den Pausenrückstand egalisierte und seine Mannschaft wieder zurück ins Spiel brachte. Doch verpasste es der VfL, dieses Momentum zu nutzen und der Partie eine Wende zu geben. Dreimal hätte er in Führung gehen können, dreimal vermasselte er die sich bietenden Konterchancen durch Fehlpässe. Die ungenutzten Möglichkeiten „haben psychisch einen Knacks verursacht“, musste Deutsch beobachten. Und so waren es wiederum die Gäste, die auf zwei Tore enteilten und den stärkeren Eindruck machten. Schließlich war es erneut Levi Schwark, der im richtigen Moment das Risiko zum Abschluss nicht scheute und mit seinem siebten Treffer zum 26:26 seine Kollegen zum Schlussakkord trieb. Seinem Vorbild folgten Casper Jaques (5 Treffer) und Kapitän Yannik Münchberger (6) und schließlich Matti Spengler (6), deren Tore das Spiel im letzten Moment noch drehten. Selten sah man die VfL-Spieler so erleichtert ihren Siegestanz tanzen wie gestern Nachmittag in der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee. Den dort wandelnden Geistern allerdings dürfte das sehr vertraut gewesen sein.

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