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Da ist alles drin. „Ich krieg mit Früchten, Obst, Gemüse und Nüssen alles, was ich brauch“, sagt Frank Spade.

© P. Könnicke

Sport: Vegan ist im Rennen

Frank Spade isst seit 30 Jahren kein Fleisch. Am Laufen hat ihn das nie gehindert. Mit 65 will er beim Marathon starten

Was draufsteht, ist auch drin, sagt Frank Spade, wenn er Mitläufer überholt und diese ihm fragend hinterherschauen wegen seines schwarz-grünen Trikots mit dem Aufdruck „Vegan Runners“. „Vegan?“, mag manch einer denken, „da kann doch nicht viel drinstecken.“ „Und ob“, sagt Spade, „ich krieg mit veganer Ernährung alles, was ich brauch.“

Fleischlose Ernährung ist hip. In Presseshops füllt gleich ein halbes Dutzend Zeitschriften mit vegetarischen und veganen Rezepten die Regale. Aktuelle Ausgaben beschäftigen sich mit dem Thema „Vegan & Sport“ und dem möglichen Zusammenhang zwischen sportlicher Leistung und vegetarischer Ernährung. Für Frank Spade ist die Frage längst beantwortet: „Natürlich bin ich fitter, weil ich mich vegan ernähre“, sagt der 63-jährige Potsdamer. Genauso denken seine Mitstreiter der „Vegan Runners Berlin-Brandenburg“. Die Laufbewegung der Vegan Runners hat in England ihren Ursprung und gibt es inzwischen auf der ganzen Welt. Die deutsche Sektion wurde vor sieben Jahren von der Berlinerin Andrea Hayn gegründet, im Mailverteiler stehen inzwischen 110 Adressen, zum harten, laufenden Kern gehören 25 Frauen und Männer, darunter eine Potsdamer Gruppe.

Es gibt zahlreiche prominente Beispiele für Sportler, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, und dabei einen engen Zusammenhang zwischen höherer Leistungsfähigkeit durch ein besseres Regenerationsvermögen betonen. Der Triathlet Dave Scott gehört dazu, der – als Vegetarier – sechsmal Ironman-Weltmeister wurde und selbst mit über 40 Jahren noch zur absoluten Weltspitze gehörte. Der derzeit wohl populärste Athlet in der veganen Sportszene ist Matt Frazier. In seinem Bestseller „No Meat Athlete“ beschreibt der US-Amerikaner seinen Wandel vom Fastfood-Junkie zum Veganer und vom Couch-Potato zum Ultramarathoner.

Frank Spade war nie ein internationaler Spitzenläufer, gleichwohl: Die 25 Kilometer lief er im Alter von 35 Jahren unter beachtlichen 90 Minuten. Dass er ein Ausdauertyp war, habe er schon in der Schule gemerkt, später habe er bei der Bundeswehr seine Feldwebel mit seiner guten Kondition beeindrucken können. Während seiner Armeezeit bekam er auch erstmals eine Ahnung, welchen Einfluss eine gesunde Ernährung auf seinen Körper haben kann. Nach einer Blinddarm-Entzündung empfahl ihm der Stabsarzt, beim Essen auf alles zu verzichten, was den Heilungsprozess verzögert. „Und ich dachte mir, dass ich das dann wohl auch tun sollte, wenn ich gesund bleiben will“, sagt Spade. Also begann er sich mit gesunder bis hin zu vegetarischer Ernährung zu beschäftigen. „An der Uni habe ich mein eigenes Müsli gemixt und sogar verkauft“, erzählt er.

Die ersten Gedanken über die ethische Komponente seines Speiseplans machte sich Frank Spade während seiner Hochzeitsreise nach Israel. Da habe er zum ersten Mal eine Hühner-Legebatterie gesehen. „Dabei war das Tierleid das eine“, sagte er. Aber sein ausgeprägtes humanistisches Weltbild habe ihn auch fragen lassen, was mit den Menschen passiert, die in solchen Zucht- und Mastanstalten arbeiten und die Tiere schlachten. „Wie verroht und abgestumpft müssen die sein?“

Wegen eines Jobs zog der Informationswissenschaftler in die USA, arbeitete dort zunächst für eine Nachrichten-Agentur, später als Geschäftsführer in einem Kindergarten, dann als IT-Manager für einen Naturkost-Supermarkt. Bei all den Wechseln blieb die Einstellung für eine Ernährung ohne Fleisch. „Seit 30 Jahren lebe ich vegan“, sagt Spade. Dabei verheimlicht er nicht, dass er mit der bekanntesten Mangelerscheinung, die bei veganer Ernährung auftreten kann und von Kritikern immer wieder angeführt wird, kurze Zeit Probleme hatte: dem Mangel an Vitamin B12, das nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten ist. Das Defizit habe er durch eine Zahncreme, in der das wichtige Vitamin enthalten ist, ausgleichen können.

Und am Laufen habe ihn seine vegane Lebensweise nie gehindert. „Ich bin immer weitergelaufen, egal wo ich war. Und gesund geblieben bin ich auch“, sagt Spade. Derzeit sei sein wöchentliches Laufpensum nicht allzu hoch, „30 bis 40 Kilometer“, sagt er. Im kommenden Jahr soll es wieder etwas mehr werden, weil er ein größeres Ziel vorbereiten möchte. „Mit 65 will ich Marathon laufen“, sagt Spade. Es wäre sein erster.

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