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Umbau beim SV Babelsberg 03: Neue Führung, alte Finanzsorgen und der Versuch, den Kultverein als Marke zu etablieren

Der Potsdamer Drittligist darbt, wenn es ums Geld geht. Die neue Vereinsspitze sucht nach Finanziers – auch über ein umstrittenes Anlagekonzept.

Beim jüngsten Wechsel an der Spitze des SV Babelsberg 03, bei den vorangegangenen Konflikten und bei der desaströsen Außendarstellung ging es nicht einfach nur um Personen. Nicht nur um den neuen, als Retter gefeierten Präsidenten Dieter Wiedemann; nicht einfach nur um den von den Fans angefeindeten und abgelösten Geschäftsführer Klaus Brüggemann. Es ging und geht bei dem Fußball-Drittligisten viel um Symbolik, um das Image als linker und doch abstiegsbedrohter Verein – und bei all dem immer um die Finanzen und die Frage, wie umgehen mit Sponsoren, Geld- und Kreditgebern. Ausverkauf der Vereinskultur, nur um Geldgebern den roten Teppich auszurollen, oder eine Neuaufstellung des Vereins auch als Unternehmen, das auch attraktiv sein muss für die Finanziers?

Brüggemann, der jetzt gegen seinen Rausschmiss juristisch vorgeht und für den es noch keinen Ersatz gibt, stand für Letzteres. Als er im Herbst 2011 nach Babelsberg als Geschäftsführer kam, gab es die Hoffnung, dass das einstige Präsidiumsmitglied von Hertha BSC Sachverstand und neue Sponsoren in den – damals gerade dank eines Zuschusses der Stadt Potsdam von 700 000 Euro vor der Insolvenz geretteten – Vereins einbringt. Von Beginn an wehte dem Unternehmer auch Argwohn entgegen, vor allem sorgten sich Fans vor einer zunehmenden Kapitalisierung des Vereins. Was blieb bei der Akquise neuer Geldgeber, war ein Deal mit der Deutschen Kreditbank (DKB). Die Bank hat dem Verein mehrfach aus der Patsche geholfen. Sie rettete ihn 2011 mit einer Bürgschaft über 1,4 Millionen Euro die Drittliga-Lizenz und ist der finanzkräftigste Geldgeber. Von der Bürgschaft kamen 500 000 Euro zum Einsatz. Die Fans blieben misstrauisch. Befeuert wurde das von Filmparkchef Friedhelm Schatz nach seinem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender im Dezember. Er beklagte weitreichende Eingriffe der Geldgeber in die Vereinsgeschicke. Grund war die Umwandlung eines Kredits für die laufende Saison in Genussscheine, eine Anleihe, die die Bank am Verein hält und die diesem zusätzliches Eigenkapital von 1,3 Millionen Euro beschert. Abhängig vom sportlichen und somit wirtschaftlichen Erfolg würde die Bank am Ende der Laufzeit 2017 ihre Beteiligung plus Zinsen zurückbekommen. Finanzexperten bezeichneten diese Anlageform als unüblich, der DFB nennt sie eine nicht gängige Praxis für die Dritte Liga.

Nun sucht der Verein nach einer Lösung für die kommende Saison. Nach Planungsstand Ende Februar klafft eine Lücke von knapp 1,3 Millionen Euro im Etat. Die Auflagen des Deutschen Fußball Bundes (DFB) für die Drittligalizenz müssen bis Anfang Mai erbracht sein. Allein 1,22 Millionen Euro kommen von Unterstützern, womit sich der Sponsorenetat verdoppeln würde. Hinter den Kulissen laufen Gespräche mit der DKB und neuen Sponsoren. Bislang ist der Potsdamer Stadtversorger EWP Hauptsponsor. „Wir stehen zum SV Babelsberg“, sagt EWP-Sprecher Stefan Klotz. Völlig unklar ist, wo plötzlich so viel Geld von den Sponsoren herkommen soll, wenn es doch in den vergangenen Jahren nicht geklappt hat. Die Geschäftsbilanz für 2012 weist fehlende Sponsoreneinnahmen von 1,27 Millionen Euro aus. Eine Idee für die Lösung des Problems gibt es: den SVB als Kultverein vermarkten, so wie es St. Pauli oder der 1. FC Union Berlin geschafft haben. Damit will die Vereinsspitze um Wiedemann den SVB in den nächsten Jahren ins Plus bringen und greift dazu auch auf Brüggemanns Finanzierungsmodell zurück – Genussscheine der DKB, aber auch von anderen. Wie Brüggemann noch Ende Februar andeutete, könnten damit auch „Fußballinteressierte aus Potsdam Flagge zeigen und sich in einem Unterstützerklub engagieren“. Das wäre eine Art Klubanleihe für finanzstarke Gönner, um den Verein mit Eigenkapital zu versorgen.

Auf der Einnahmeseite kann der Verein noch mehr tun, etwa bei den Eintrittsgeldern. Bei den Zuschauerzahlen zu den Heimspielen spielt der SVB im Vergleich zu anderen Drittligisten wie auch sportlich am unteren Ende. Bei den Fernsehgeldern kann der Verein nicht viel machen, außer sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Geschraubt werden soll auch bei den Einnahmen aus Fanartikeln oder der Drittnutzung des Stadions. Auch Ausgaben stehen auf dem Prüfstand, Personalverstärkungen könnten verschoben werden. Die Stadt Potsdam hat ihren Anteil an den Kosten für die Bewirtschaftung des Karli von 150 000 auf 305 000 Euro erhöht. Nach dem Rettungszuschuss von 700 000 Euro im Jahr 2011, die 245 000 Euro für die Reparatur des Flutlichts und die 120 000 Euro im Frühjahr 2012 für einen neuen Rasen ist die Bereitschaft im Rathaus für neue Hilfsgelder äußerst gering.

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