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UJKC Potsdam: Klarer Sieg und große Ehre

Die Judoka des UJKC Potsdam haben einen spektakulären Bundesliga-Kampfabend gegen Holle gewonnen und sich damit vorzeitig für das Meisterschaftsviertelfinale qualifiziert. Erfolgstrainer Axel Kirchner erhielt indes eine Auszeichnung, die liebevoll „Bahnschranke“ genannt wird.

Von Tobias Gutsche

Der Bundesliga-Kampfabend zwischen dem UJKC Potsdam und dem Verein „Judo in Holle“ ging schnell vorbei. Außergewöhnlich schnell. Alle 14 Einzelduelle wurden am vergangenen Samstag in der MBS-Arena vor Ablauf der fünfminütigen Kampfzeit beendet. „Das habe ich so noch nicht miterlebt. Echt sportlich“, sagte UJKC-Trainer Mario Schendel nach der Blitz-Veranstaltung am Luftschiffhafen, die den rund 450 Zuschauern viel Spektakuläres und einen klaren Heimsieg zu bieten hatte.

Mit 9:5 (4:3) setzten sich die Potsdamer dank der Punktgewinne von Robert Kopiske (Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm), Tim Gramkow (bis 81) und Jan Gosiewski (bis 73/alle je zwei Siege) sowie Paul Schwisow (bis 60), Faruch Bulekulov (über 100) und Yanislav Gerchev (bis 60) durch. Damit haben sie sich bereits für das Viertelfinale der deutschen Meisterschaft qualifiziert und nehmen nun als weiteres Zwischenziel den Sprung von Nordstaffel-Tabellenplatz drei auf zwei ins Visier. Dafür müsste das UJKC-Team am letzten Hauptrunden-Kampftag in drei Wochen besser abschneiden als der bisher punktgleiche Zweitplatzierte aus Witten. „Das sollte machbar sein, denn wir treten dann beim Schlusslicht Bottrop an und Witten muss zum Spitzenreiter nach Hamburg“, erklärte Schendel, der seit 2012 gemeinsam mit Yvonne Bönisch für den Erwachsenenbereich am Potsdamer Judo-Stützpunkt verantwortlich ist, während sich der frühere Cheftrainer Axel Kirchner nunmehr ausschließlich – und sehr erfolgreich – der Jugendarbeit widmet.

Sechster Dan: Ein Ritterschlag für Axel Kirchner

Jener Axel Kirchner hat über die vergangenen fast drei Jahrzehnte hinweg den Judosport in der brandenburgischen Landeshauptstadt maßgeblich geprägt, baute professionelle, gut funktionierende Strukturen auf und formte absolute Top-Athleten. Er sei „Mister UJKC“, sagte Vereinspräsident Helmar Hentschke am Samstag, als er dem Coach vor Beginn des Bundesliga-Fights gegen Holle eine große Auszeichnung überreichte. Kirchner erhielt den sogenannten sechsten Dan. Dies ist eine Meisterstufe, die anders als die fünf vorhergehenden Grade nicht durch eine Prüfung erlangt, sondern nur als Anerkennung für herausragende Leistungen verliehen werden kann. Ein Ritterschlag. Hierzulande nimmt ihn der Ehrenrat des Deutschen Judo-Bundes vor.

Neben einer Urkunde zeugt auch ein besonderes Accessoire von dieser Ehrerbietung. Nach den verschiedenfarbigen Gürteln in den Schülergraden sowie dem schwarzen Gürtel der Meisterstufen eins bis fünf, dürfen Träger des sechsten Dan sich einen Taillenschmuck umschlingen, der aus roten und weißen Abschnitten besteht. Liebevoll auch die „Bahnschranke“ genannt. UJKC-Präsident Hentschke forderte von Kirchner: „Bei aller Bescheidenheit, die du an den Tag legst – bitte mache ihn doch dann auch mal um!“

"Nicht nur mein Gürtel, sondern der des gesamten Vereins"

So unangenehm, wie dem 54-Jährigen bereits sichtlich der offizielle Auszeichnungsakt in der MBS-Arena war, wird es für ihn auch sein, dieser Bitte nachzukommen. Axel Kirchner ist schließlich keiner, der gerne im Mittelpunkt steht, der prahlt oder sich über derartige Statussymbole profilieren muss. Vielmehr ist er ein ehrlicher Arbeiter, dessen Antrieb der Erfolg ist – und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. „Ich habe in meiner bisherigen Karriere bestimmt über 50 deutsche Meistertitel und mehr als 20 Medaillengewinne bei Europa- und Weltmeisterschaften der Erwachsenen und des Nachwuchses als Trainer geholt. Das ist das eine, was für mich zählt. Mir ist es andererseits aber zudem immer wichtig, dass ich aus meinen Sportlern gute Menschen mache, sie zu starken Persönlichkeiten erziehe“, sagte der Lehrertrainer der Sportschule.

Und er versprach dann auch, den neuen Gürtel „ab und an mal“ zu tragen. „Das mache ich aber ganz gewiss nicht für mich, sondern weil ich diese Ehrung als Zeichen der Würdigung für den UJKC Potsdam verstehe und das unseren Sportlern gegenüber zeigen möchte. Ohne ihr Engagement, das ihrer Eltern, der Vorstandsvertreter und ohne die hervorragenden Bedingungen mit der Sportschule wäre meine Arbeit doch auch gar nicht so möglich gewesen. Daher ist das nicht nur mein Gürtel, sondern der des gesamten Vereins“, meinte Axel Kirchner, der inzwischen der vierte Potsdamer Sechste-Dan-Träger ist.

Kirchner ist der vierte Potsdamer Sechste-Dan-Träger

Zuvor erlangten diesen elitären Grad, der nur noch von den weltweit äußerst selten vergebenen Danstufen sieben bis zehn übertroffen wird, bereits Erhard Buchholz, Begründer des Judosports in Potsdam und ehemaliger Präsident des nationalen Judo-Verbandes, der vierfache Europameister Torsten Reißmann und Yvonne Bönisch. Die aktuelle UJKC-Cheftrainerin hatte 2004 in Athen Historisches geleistet, indem sie als erste und bislang auch einzige deutsche Frau olympisches Judo-Gold gewann – ihr damaliger Erfolgstrainer: Axel Kirchner.

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