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Derzeit außer Gefecht. Lisa Schmitz laboriert an einem Muskelfaserriss.

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam und die Nationalmannschaft: Casting im Kasten

Fußballtorhüterin Lisa Schmitz steckt in einem doppelten Kampf. Einerseits um ihr Comeback nach Muskelfaserriss, zum anderen um ein WM-Ticket. Und ihr Verein Turbine Potsdam muss im DFB-Pokal auswärts gegen den MSV Duisburg bestehen.

Potsdam - Ein Alles-oder-nichts-Duell steht dem Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam bevor. Am morgigen Samstag tritt das Brandenburger Team zum Achtelfinale des DFB-Pokals beim Ligakontrahenten MSV Duisburg an und kämpft um das Weiterkommen (Beginn: 14 Uhr). Zuletzt ruhte das Pflichtspielgeschehen für Turbine wegen der Länderspielpause, in der aber zahlreiche Potsdamerinnen mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren. Unter anderem auch Torhüterin Lisa Schmitz. Allerdings wurde sie sowohl beim 5:2 des deutschen Teams gegen Italien als auch beim torlosen Remis gegen Spanien nicht eingesetzt.

Vier Keeperinnen ringen um zwei freie Plätze bei der WM

Sie saß auf der Tribüne. Ein ungewohnter Ort für Lisa Schmitz, an dem sie sich nun aber bereits seit einigen Wochen immer wieder befindet. Potsdams Nummer eins zwischen den Pfosten ist weiterhin wegen eines beim Länderspiel gegen Österreich Anfang Oktober erlittenen Muskelfaserrisses außer Gefecht. Seitdem muss die gebürtige Kölnerin zuschauen, wenn die Kolleginnen kicken – im Team von Turbine-Coach Matthias Rudolph ebenso wie bei der Nationalelf, die bis diese Woche von Horst Hrubesch betreut wurde. Trotz der Blessur hatte Hrubesch Schmitz in den Kader für die vergangenen beiden Partien berufen. Außerdem holte er Merle Frohms (SC Freiburg), Carina Schlüter (SC Sand) und die in Potsdam noch bestens bekannte Ann-Kathrin Berger (Birmingham City) in sein Aufgebot.

Vier Torhüterinnen also, die hinter der unbestritten ersten, aber derzeit verletzten Nationaltorhüterin Almuth Schult vom VfL Wolfsburg um die zwei weiteren Plätze für die Weltmeisterschaft 2019 ringen. Alle Kandidatinnen verfügen über nur unwesentliche Länderspielpraxis. Am erfahrensten sind Lisa Schmitz (26 Jahre) mit zwei und nun auch Frohms (23) mit drei Einsätzen, nachdem die Freiburger Keeperin gegen Italien und Spanien durchspielte und glänzte. Schlüter (22) spielte erst eine Halbzeit. Ann-Kathrin Berger (28), die von 2011 bis 2014 bei Turbine unter Vertrag stand, ist noch gänzlich ohne Frauenländerspiel. Dass sie nun aber überhaupt Berücksichtigung gefunden hat, ist für Berger bereits ein Erfolg. Vor einem Jahr wurde bei ihr Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, den sie besiegte.

Im Nationalteam muss Schmitz nun jemand anderen überzeugen

Gute Karten für ein WM-Ticket dürfte Lisa Schmitz dank kontinuierlich starker Leistungen im Verein haben. An diese muss sie nach der Verletzungspause anknüpfen. „Jetzt habe ich Blut geleckt“, meint die Turbine-Torhüterin nach ihren ersten Einsätzen im Nationaldress. Debütiert hatte sie im Juni beim 3:2-Sieg in Kanada. „Mein Ziel ist es, bei der WM dabei zu sein. Mal gucken, wie die neue Bundestrainerin das sieht“, sagt sie im Wissen, fortan nicht mehr Horst Hrubesch überzeugen zu müssen. Sondern Martina Voss-Tecklenburg, die unlängst mit der Schweiz die WM-Qualifikation in den Playoffs verpasst hat und nun Ende dieses Monats den Posten beim Deutschen Fußball-Bund übernimmt. „Ich werde Gas geben“, kündigt Schmitz in Richtung Voss-Tecklenburg an.

Bis zur Winterpause hofft Lisa Schmitz nun noch auf einige Einsätze mit Turbine. Dann gilt es, sich topfit für die Rückrunde zu machen, an deren Ende die erhoffte Reise zum Championat nach Frankreich folgen soll. Auf dem Weg dahin wird das erste Länderspiel des WM-Jahres am 6. April in Schweden ein nächster Prüfstein sein. Das Torhüterinnen-Casting ist in vollem Gange.

Rainer Hennies

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