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Zaungast Anna Sarholz. Die Torhüterin kletterte nach Spielschluss auf das Absperrgitter der Osttribüne und bedankte sich bei den Fans, ihren Freunden und der Familie für die Unterstützung.

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam gegen USV Jena: Ein Heimsieg zum Abschied

Ende der Bundesliga-Saison für Turbine Potsdam: Die Mannschaft gewinnt 3:1 gegen Jena und feiert vier Spielerinnen ausgiebig - mit Tränen. Denn sie verlassen nun den Verein.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Eine halbe Stunde nach dem Abpfiff trottete Anna Sarholz die Treppenstufen der Osttribüne hinab und kehrte zurück auf den Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions. In ihren Händen hielt sie zahlreiche kleine Präsente, die sie zuvor von Fans, Freunden und ihrer Familie eingesammelt hatte. Es waren Geschenke zum Abschied. Denn mit dem 3:1 (1:1)-Heimsieg gegen den FF USV Jena endete am 10. Mai nicht nur die Bundesligasaison für die Fußballerinnen des 1. FFC Turbine, sondern auch die Zeit von Anna Sarholz bei dem Potsdamer Klub.

„Meine Gefühle kann ich kaum in Worte fassen“, sagte die Torhüterin, die nach ihrer Einwechslung zu Beginn der zweiten Halbzeit frenetisch gefeiert wurde. Von allen Turbine-Anhängern. Aber vor allem von ihren Verwandten und Bekannten auf der Osttribüne, die mehrere ihr gewidmete Plakate in dem überdachten Stehplatzbereich aufgehängt hatten. Auf dem größten war ein leuchtend gelbes Trikot mit der Nummer eins und ihrem Namen zu sehen sowie der Schriftzug: „Egal welcher Verein, wir werden immer bei dir sein“. Diese Unterstützung sei überwältigend gewesen, erklärte die gebürtige Kölnerin, die nach neun Jahren bei Turbine keinen neuen Vertrag erhalten hat. Wie sie ihre Karriere fortsetzt? „Es ist immer noch nichts spruchreif.“ Und solange das der Fall ist, wird die Champions-League-Siegerin von 2010 weiter den Mantel des Schweigens darum hüllen.

Bei Turbine erwachsen geworden

Wohin die Reise der drei weiteren langjährigen Turbine-Spielerinnen führt, die am Sonntag verabschiedet wurden, ist indes vollständig geklärt. Genoveva Anonma (seit 2011 in Potsdam) wird beim US-Team Portland Thornes stürmen – gegen ihren Ex-Klub Jena zeigte die Angreiferin aus Äquatorialguinea am Sonntag noch mal ihre Torjägerin-Qualität und egalisierte in der 36. Minute die Gästeführung (Susann Utes/18.). Lisa Evans (seit 2012) schließt sich dem neuen Deutschen Meister FC Bayern München an. Und Natasa Andonova (seit 2010) wechselt nach Schweden, zum Serienmeister FC Rosengard. „Tschüss zu sagen, fällt mir sehr schwer. Ich kam mit 16 Jahren hierher, bin bei Turbine erwachsen geworden und habe mich immer wohl gefühlt“, war bei Natasa Andonova besonders viel Wehmut zu hören.

Lisa Evans schlug hingegen andere Töne an. Sehr selbstkritische. „Ich habe in dieser Saison keine guten Leistungen gebracht. Daher möchte ich einen Neuanfang wagen.“ Angesprochen auf ihre drei Jahre in Potsdam wurden jedoch auch bei der Schottin die Augen feucht. „Es war eine tolle Zeit. Das Stadion, die Fans und auch Herr Schröder waren etwas Besonderes.“ Herr Schröder, Vorname Bernd und seines Zeichens Turbine-Cheftrainer, bedankte sich bei den vier verdienten Spielerinnen auf seine Art. Er gab ihnen am letzten Spieltag reichlich Einsatzzeit. „Das ist unser Stil“, meinte der Coach des Tabellenvierten, dessen Elf durch die Treffer von Jennifer Zietz (48./Foulelfmeter) und Amela Krso (87./Tor-Premiere im Turbine-Trikot) den 3:1-Endstand vor 1 618 Zuschauern herstellte.

Verabschiedung von langjährigen Publikumslieblingen

Doch das Resultat war nicht mehr als eine Randnotiz. Im Mittelpunkt stand stattdessen die Verabschiedung des Quartetts aus langjährigen Publikumslieblingen. Entsprechend emotional wurde es nach Spielschluss. Sprechchöre schallten von den Rängen über den Platz, tränenreiche Umarmungen gab es von den Mitspielerinnen und den Trainern.  

Turbine: Wang (46. Sarholz); Zietz, Wesely; Rauch (Nagasato), Kemme, Wälti, Cramer; Evans, Anonma, Andonova (73. Krso). Tore: 0:1 Utes (18.), 1:1 Anonma (36.), 2:1 Zietz (48./Foulelfmeter), 3:1 Krso (87.)

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