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Kopfsache. Direkt nach dem 0:2 versuchte Abwehrchefin Johanna Elsig (4.v.l.), das Turbine-Team aufzuwecken.

© Jan Kuppert

Turbine Potsdam gegen SGS Essen: Erst naiv, dann aktiv

Nach einem frühen 0:2-Rückstand holten die Fußballerinnen von Turbine Potsdam im Bundesliga-Heimspiel gegen die SGS Essen noch ein Unentschieden. Während der Partie und in der Halbzeitpause gab es klare Worte. Am Ende wurde Platz drei kämpferisch verteidigt.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Dass sich Fußballmannschaften auf dem Platz in einem Kreis versammeln, um sich für ein Spiel einzuschwören, ist gängige Praxis – vor dem Anpfiff. So macht es auch Turbine Potsdam. Beim Bundesliga-Heimspiel am Samstag sah sich Johanna Elsig jedoch genötigt, mitten in der Partie eine solche Teamsitzung einzuberufen. Nach zwölf Spielminuten gegen die SGS Essen lag Turbine bereits 0:2 zurück. Unmittelbar nach dem zweiten Treffer machte die Abwehrchefin eine Ansage, wollte ihre Kolleginnen aufwecken. „Im Kopf waren wir gedanklich zu langsam. Ich habe gesagt, wir müssen alle aufmerksamer sein“, erklärte Elsig später.

Eine sofortige Wirkung hatte das jedoch nicht. Potsdam spielte weiterhin desaströs. Erst in der zweiten Halbzeit sei eine „tolle Reaktion“ erfolgt, meinte Turbine-Trainer Matthias Rudolph, der in der Pause „an die Ehre der Spielerinnen appelliert“ habe. Letztlich holte die Rudolph-Elf noch ein 2:2-Unentschieden. 

Fast so viele Gegentore wie in zwölf vorhergehenden Partien

Den dritten Tabellenrang inklusive zwei Punkten Vorsprung auf die viertplatzierten Essenerinnen verteidigte Turbine damit, doch die in der Winterpause noch ausgerufene Attacke Richtung Top 2 ist jäh verpufft. Zu dürftig ist dafür die Ausbeute der ersten drei Partien des Jahres 2019: ein mühevolles 3:2 in Sand, nur ein 3:3 nach zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung in Frankfurt und nun wieder bloß ein Remis. Problem war vor allem das Abwehrverhalten. Die sieben Gegentore sind lediglich zwei weniger als in den vorhergehenden zwölf Saisonmatches zusammen. „Wir müssen uns das alles selber zuschreiben“, betonte Johanna Elsig frustriert am Samstag.

Vor 1231 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion starteten die Gastgeberinnen erschreckend schwach. Danica Joelle Wu (5. Minute) und Lea Schüller (12.) nutzten die phlegmatische Verteidigung von Turbine rasch aus. Auch nach Elsigs Kreis-Predigt blieben auf Potsdamer Seite gewonnene Zweikämpfe und angekommene Pässe Raritäten wie Wasserstellen in der Wüste. „Das war einfach nur schlecht“, urteilte Elsig. Coach Rudolph kreidete „jegliche fehlende Aggressivität“ an sowie, dass sich sein Team im Spielaufbau „völlig naiv“ angestellt habe. Die deutlich agileren und viel besser strukturierten Gäste hatten noch gute Chancen auf eine höhere Führung. Stattdessen kam aber Turbine drei Minuten vor der Halbzeitpause durch Viktoria Schwalm zum schmeichelhaften Anschlusstreffer.

"Hiobsbotschaften" sorgten für eine "schwierige Woche"

Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich Potsdam dann weitaus aktiver, ließ Essen kaum noch zur Entfaltung kommen. Das Ausgleichstor von Lara Prasnikar war Lohn. „Vielleicht mit ein bisschen mehr Glück hätte das Pendel sogar noch für uns ausschlagen können“, sagte Matthias Rudolph mit Blick auf weitere gute Torchancen. Zugleich hatte aber auch die SGS eine Riesenmöglichkeit auf das 3:2 in der Nachspielzeit. Insofern waren sich alle Beteiligten einig: Die Punkteteilung ging absolut in Ordnung.

Matthias Rudolph attestierte seiner Truppe für das Comeback, „dass der Charakter stimmt“. Er verwies zugleich darauf, dass die Woche aufgrund der „Hiobsbotschaften“ schwer gewesen sei. Gemeint waren die angekündigten Abgänge der Leistungsträgerinnen Svenja Huth (zum VfL Wolfsburg) und Felicitas Rauch (Ziel offen) nach der aktuellen Saison. Die seit 2012 für Turbine kickende Johanna Elsig hat derweil ihren Vertrag nochmals verlängert. Ihr stehen also noch mehr Ligaspiele im „Karli“ als Potsdamerin bevor. Für Huth und Rauch sind es vorerst nur noch drei. Die Fans erwarten dann vom Heimteam vollen Einsatz von Beginn an – und Siege. Es geht gegen die derzeit drei Letztplatzierten der Tabelle aus Duisburg, Bremen und Mönchengladbach.

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