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Gefühlte Niederlage. Potsdams Sarah Zadrazil und Luca Marie Graf (v.l.) waren nach dem späten Ausgleichstor bedient. 

© Jan Huppert

Turbine Potsdam gegen 1. FFC Frankfurt: Verschenkter Sieg im Klassiker

Trotz zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung spielt Turbine Potsdam nur unentschieden gegen den 1. FFC Frankfurt. Die erträumte Europapokal-Qualifikation ist nun für den Brandenburger Frauenfußball-Bundesligisten in weite Ferne gerückt.

Frankfurt am Main - Sie haben eine 1:0- und 3:1-Führung herausgespielt, schlussendlich reichte es aber trotzdem nicht zum Sieg: Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam mussten sich am Sonntag beim Bundesliga-Auswärtsspiel gegen den 1. FFC Frankfurt mit einem 3:3 (2:1)-Unentschieden abfinden. „Wenn man 3:1 führt und eventuell vorne noch mal ranschnuppern möchte, muss man das nach Hause bringen“, ärgerte sich Turbine-Trainer Matthias Rudolph über zwei verlorene Punkte im Kampf um die Champions-League-Qualifikation.

Sieben Punkte Rückstand auf Wolfsburg und München

Die Europapokal-Teilnahme ist für Turbine erst einmal in weite Ferne gerückt. Als Tabellendritter beträgt Potsdams Rückstand zu den Spitzenteams VfL Wolfsburg und Bayern München jetzt jeweils sieben Zähler, weil die Münchnerinnen am Sonntag dem amtierenden Deutschen Meister aus Niedersachsen die erste Saisonniederlage zugefügt haben (4:2). „Wir haben noch das direkte Duell mit Bayern – und die müssen auch erst mal alle Spiele gewinnen“, wollte Turbine-Spielerin Anna Gasper den Traum von der Königsklasse aber noch nicht begraben.

Vor 1780 Zuschauern hatte Turbine von Beginn an optisch mehr vom Klassiker des deutschen Frauenfußballs. „Wir haben 35 Minuten eine richtig gute Partie abgeliefert“, befand Rudolph denn auch nach der Partie. Die Führung seiner Mannschaft kam dank gütiger Mithilfe einer Ex-Potsdamerin zustande. In der 12. Minute stürzte Frankfurts Torhüterin Bryane Heaberlin derart unorthodox aus ihrem Kasten, dass Rahel Kiwic einen Freistoß von Svenja Huth problemlos an ihr vorbei ins Tor köpfen konnte. Für die Antwort brauchte Frankfurt nur drei Minuten. Marith Prießen traf mutterseelenallein ebenfalls per Kopf zum Ausgleich. In der Folgezeit übernahm aber Turbine wieder die Kontrolle über das Geschehen und kam durch einen von Felicitas Rauch sicher verwandelten Handelfmeter zur erneuten Führung (27.). Der einzige Makel aus Sicht von Turbine-Coach Rudolph zur Pause: „Wir hätten vielleicht noch ein oder zwei Tore mehr machen müssen.“

Svenja Huth hadert mit der rustikalen Härte gegen sie

In der zweiten Halbzeit spielten die Potsdamerinnen dann nicht mehr so souverän auf. „Nachdem wir die erste Halbzeit Frankfurt komplett im Griff hatten, haben wir ein bisschen die Aggressivität verloren“, meinte Torfrau Lisa Schmitz. Dass 3:1 kam daher durchaus überraschend. Viktoria Schwalm hatte das Spielgerät dabei nicht einmal richtig getroffen, aber der Ball prallte aus zehn Metern erst an den Körper von FFC-Torhüterin Heaberlin, dann an den linken Pfosten, bevor er ins Tor hoppelte (68.). Die Entscheidung war das allerdings nicht. Frankfurts Geraldine Reuteler sorgte schon vier Minuten später für den Anschlusstreffer und neue Hoffnungen auf Seiten des Deutschen Rekordmeisters. Diese wollte Turbine gleich wieder im Keim ersticken, agierte offensiver als zuvor. Und nach rustikaler Zweikampfführung im Strafraum von Laura Störzel gegen Svenja Huth, forderte die Potsdamerin einen erneuten Elfmeter – der Pfiff blieb aber aus (81.). „So können auch Verletzungen entstehen, das geht für mich gar nicht“, haderte Huth, die schon Ende der ersten Halbzeit nach einer nicht geahndeten Grätsche gegen sie einige Minuten behandelt werden musste.

Nachdem es nicht mit dem 4:2 klappte, passierte das, was aus Turbine-Sicht nicht passieren sollte: Eine glänzend freigespielte Shekiera Martinez schob Torhüterin Lisa Schmitz den Ball durch die Beine zum kaum mehr für möglich gehaltenen Ausgleich (86.). Niko Arnautis, Coach des Tabellensiebten vom Main, meinte zum Spiel: „Das war Werbung für den Frauenfußball.“ Matthias Rudolph zeigte sich naturgemäß weniger begeistert. Hinsichtlich der eigenen Ambition für eine Aufholjagd Richtung Top 2 der Liga war der Auftritt in Frankfurt keine gute Reklame.

Alexander Schlögel

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