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Immer auf der Hut musste Turbine-Abwehrspielerin Johanna Elsig (r.) vor der VfL-Angreiferein Pernille Harder sein.

© J. Kuppert

Turbine Potsdam: Den Big Point verpasst

Nun hat es auch Turbine Potsdam erwischt. Als einziges bis dato in dieser Bundesligasaison noch ungeschlagenes Team verloren die Potsdamer Fußballerinnen ihr Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg - und zugleich den Anschluss an die Spitze der Tabelle.

Es war ein Tor mit vielfacher Wirkung. Die 0:1 (0:0)-Niederlage des 1. FFC Turbine gegen den VfL Wolfsburg bedeutete für die Potsdamerinnen nicht nur die erste Saisonniederlage in der ersten Frauen-Fußballbundesliga. Durch den verpassten Big Point gegen den Tabellenführer beträgt der Rückstand auf Platz zwei, der zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt, für Turbine nun sieben Punkte, auf die Spitze sind es gar zehn Zähler. Sollte jemand kühne Träume von der Meisterschaft gehegt haben, sind diese seit Ostersonntag ausgeträumt. Die Chance auf eine Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison „ist rechnerisch noch möglich“, wie die Turbine-Fans mit Blick auf die Tabelle auf ihren Smartphone-Displays nach Spielschluss feststellten.

Den Unterschied zwischen Wolfsburg als Spitzenmannschaft der Liga und Turbine als Herausforderer sahen die 1366 Zuschauer und Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch am nass-kalten Ostersonntag im Karl-Liebknecht-Stadion in der zweiten Halbzeit. Peu à peu hatten da die Gäste den Druck erhöht, die Regie übernommen und das Geschehen in die Potsdamer Hälfte verlagert. Mehr gewonnene Zweikämpfe, vermehrt Freistöße und Ecken waren Indizien für das zunehmende Wolfsburger Übergewicht. Vor allem bei Ecken hatten die Potsdamer Mühe, konsequent zu klären. So auch in der 65. Minuten, als nach einer Ecke Alexandra Popps Schuss noch abgewehrt wurde, Caroline Hansen aber im zweiten Versuch den Ball unhaltbar für Turbine-Torfrau Lisa Schmitz aus 18 Metern flach ins linke Eck platzierte.

Wolfsburg routiniert und selbstbewusst

Das eine Tor genügte dem amtierenden deutschen Meister, um den Unterschied deutlich zu machen. Wolfsburg spielte fortan routiniert und selbstbewusst. „Es ist uns gut gelungen, Druck und Tempo hochzuhalten und immer wieder die Bälle in die Tiefe zu spielen“, lobte VfL-Trainer Stephan Lerch.

Bei Turbine indes war der Faden gerissen, technische Fehler und ungenaue Abspiele häuften sich. „Wir hatten nicht mehr die Kontrolle im Mittelfeld“, musste Trainer Matthias Rudolph konstatieren. Dem Turbine-Coach blieb die erste Halbzeit zur Zuversicht. „Da waren wir richtig gut, darauf müssen wir aufbauen“, meinte Rudolph.

Turbines Rahel Kiwic köpft an die Latte

In der Tat investierten seine Spielerinnen im ersten Durchgang viel in die Balleroberung. Synonym dafür: Svenja Huth. Die Torjägerin schuftete weit weg von der Wolfsburger Gefahrenzone, ackerte in Zweikämpfen im Mittelfeld und hatte dann meist lange Wege vor sich. Heiße Strafraumszenen im kalten Schneeregen gab es kaum. Nur einmal musste sich VfL-Torhüterin Almuth Schult richtig strecken, als nach einer Flanke von Felicitas Rauch plötzlich Nina Ehegötz völlig frei zur Volleyabnahme kam – mit den Fingerspitzen verhinderte Schult die Potsdamer Führung. Und mit dem Pausenpfiff war es auf der Gegenseite Lisa Schmitz im Turbine-Tor, die einen Distanzschutz der agilen Ella McLeod stark parierte.

Mit einem Latten-Kopfball von Potsdams Rahel Kiwic (52.) und im direkten Gegenzug mit einer Flanke von Anna Blässe, die am Pfosten landet, erwärmte der Beginn der zweiten Halbzeit. Dass danach nur der VfL Wolfsburg zu einer Leistungssteigerung fähig war, immer wieder Abschlüsse und Torgefahr kreierte, Turbine indes kaum noch vors gegnerische Tor kam, spiegelte den höheren Reifegrad und die bessere spielerische Klasse der Gäste wieder. Und ihre Routine: Knapp drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit beorderte Turbine-Trainer Rudolph seine groß gewachsene und kopfballstarke Abwehrspielerin Rahel Kiwic nach vorn. Wirkung hatte das nicht, denn der VfL ließ Turbine drei Minuten lang gar nicht aus der eigenen Hälfte. Erst in der Nachspielzeit kam Potsdam noch zu einem Freistoß und einer Ecke – Kiwic aber nicht an den Ball.

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