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Turbine Potsdam: Auf Titeljagd am anderen Ende der Welt

Papua-Neuguinea ist vom 13. November bis 3. Dezember Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen. Zur deutschen Delegation gehören zwei Potsdamerinnen: Betreuerin Sabine Seidel und Turbine-Torhüterin Vanessa Fischer.

Am anderen Ende der Welt befinden sich derzeitig zwei Potsdamer Turbinen. Teambetreuerin Sabine Seidel und Torhüterin Vanessa Fischer gehören zur Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der vom 13. November bis 3. Dezember stattfindenden Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen in Papua-Neuguinea. Vergangenen Sonntag war Treffpunkt in Frankfurt am Main. Von dort ging es im Großraumflugzeug A380 zunächst nach Singapur und dann mit dem nächsten Flieger weiter in die papuanische Hauptstadt Port Moresby.

Dort kam der deutsche Tross am gestrigen Dienstag an. In Papua-Neuguinea – dem Inselstaat nördlich von Australien, der 2015 zum WM-Gastgeber gemacht wurde, nachdem Südafrika abgesprungen war – treten die DFB-Juniorinnen als Titelverteidiger an und duellieren sich in ihrer Gruppe zunächst mit Venezuela (14. November), dann mit Mexiko (17. November) und Südkorea (21. November). Im Falle des Viertelfinaleinzugs geht es je nach Gruppenplatzierung anschließend entweder gegen den Ersten oder Zweiten aus der Staffel mit Frankreich, den USA, Ghana und Neuseeland.

Seidel ist schon seit vielen Jahren Zeugwartin beim DFB

Für Sabine Seidel ist es nicht die erste WM-Teilnahme in der Funktion als Zeugwartin. Die 60-Jährige war 2004 in Thailand erstmals bei Welttitelkämpfen der Juniorinnen dabei. Damals holte die deutsche U19-Elf Gold durch einen 2:0-Finalsieg über China. Aus der Talentschmiede von Turbine Potsdam standen Anja Mittag, Peggy Kutznik-Nietgen, Karolin Thomas und Carolin Schiewe im Kader. Wie die gebürtige Bautzenerin Sabine Seidel, die als Spielerin mit Turbine fünf DDR-Bestenermittlungen gewann und später als Trainerin der B-Juniorinnen fünfmal deutsche Meisterin wurde, zu dem Job kam, sich in der Nachwuchsnationalelf um die Ausrüstung der Kickerinnen zu kümmern? „Als mich Margit Stoppa vom DFB 2002 beim Schulfußball-Kongress in Potsdam fragte, ob ich nicht jemanden für diesen Posten kenne, habe ich mich gleich bereit erklärt – und 14 Tage später war ich dabei“, erklärt sie.

Seitdem ging es fast um die ganze Welt. Nach der U19-WM in Thailand kamen unter anderem die U20-WM 2006 in Russland (Viertelfinale), 2008 in Chile (Bronze), 2010 in Deutschland (Gold), 2012 in Japan (Silber) und 2014 in Kanada (Gold), die jeweils den Europameisterschaften dieser Jahre gefolgt waren. So passt es geradezu gut, dass nun ein ozeanisches Ziel an der Reihe ist. 

Für Vanessa Fischer ist es die erste WM-Teilnahme

Vanessa Fischer ist als Reservekeeperin nach Papua-Neuguinea, das für seine frühere Geschichte als Land der Menschenfresser-Stämme bekannt und heute von großer Kriminalität geprägt ist, gereist. Neben der 18-jährigen Potsdamerin stehen noch Carina Schlüter vom SC Sand und Lena Pauels von Werder Bremen für die Torwartinposition im Aufgebot. Seit dem U15-Altersbereich gehört Vanessa Fischer bereits zum Nationalkader, feierte im Sommer 2014 mit dem Gewinn des Nordic Cups – dies ist quasi die inoffizielle U16-Europameisterschaft – ihren bislang größten internationalen Erfolg und schnupperte 2014 mit der U17 ebenso EM-Luft wie dieses Jahr mit der U19. Was ihr bislang aber noch fehlt, sind die Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft und ein Einsatz in der U20. Ersteres erfüllt sich zumindest schon mal mit dem Trip nach Papua-Neuguinea, ob dort auch noch das Häkchen hinter den zweiten Aspekt gesetzt werden kann, wird sich wiederum zeigen.

Vor dem Turnier formuliert der Titelverteidiger aus Deutschland öffentlich keine hohen Ambitionen. „Unser Ziel ist es, ein Team aufzustellen, das schwer zu schlagen ist“, gibt sich Trainerin Maren Meinert vorsichtig, nachdem die Generalprobe im schwedischen Uddevalla Mitte September mit 0:1 verloren ging und das 2:2-Testspielunentschieden wenige Tage zuvor in Düsseldorf gegen Frankreich ebenfalls nicht zufriedenstellend war. Bei der WM soll es nun aber besser laufen, wozu Vanessa Fischer – sei es nur mit guten Trainingsleistungen oder eben auch im Spiel – ihren Beitrag leisten möchte.

Fischer soll perspektivisch zu Turbines Nummer eins werden

Der fußballerische Weg der 1,82 Meter großen Torhüterin begann 2004 in ihrer Heimatstadt Frankfurt (Oder). Fünf Jahre später wurde Sabine Seidel, damals brandenburgische Verbandstrainerin, erstmals auf sie aufmerksam. Seidel lud die Nachwuchskeeperin zur Sichtung beim „Tag der offenen Tür“ in die Potsdamer Sportschule ein. Auf die Eliteschule des Fußballs wechselte Fischer dann zur achten Klasse im Sommer 2011.

Seitdem nahm sie eine gute sportliche Entwicklung, empfahl sich durch starke Auftritte im Jugendbereich für höhere Aufgaben. Zweimal durfte die seit geraumer Zeit bei Turbines erster Frauenmannschaft mittrainierende Vanessa Fischer bereits in der 1. Bundesliga zwischen den Pfosten stehen, zudem fünfmal im DFB-Pokal. Hauptsächlich erhält die Sportschülerin, die vor wenigen Monaten ihren Vertrag beim Potsdamer Traditionsverein bis Ende Juni 2019 verlängert hatte, aber Spielpraxis in der Zweitliga-Truppe. Über diese Erfahrungen soll sie weiterlernen und reifen, um perspektivisch eine heiße Kandidatin für die Rolle als Nummer eins in der Turbine-Towartinhierarchie zu werden. 

Rainer Hennies

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