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Turbine Potsdam: Am Wendepunkt?

Turbine Potsdam tritt am Sonntag bei der TSG 1899 Hoffenheim an. Durch großen Einsatzwillen wollen die Potsdamerinnen nach vier sieg- und torlosen Spielen in Folge den Bann brechen und das herbeigesehnte Positiverlebnis einfahren.

Von Tobias Gutsche

Mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Bundesligasaisonspielen ist die aktuelle Lage bei Turbine Potsdam ernüchternd. Aber immerhin haben die Potsdamer Fußballerinnen zuletzt die wohl wichtigste Tugend auf dem Platz beherzigt, um einen Weg aus der Krise zu finden: Sie haben gekämpft, Leidenschaft gezeigt. „Wenn wir so weitermachen, schaffen wir schon bald die Wende. Da bin ich mir sicher“, gab sich Abwehrchefin Inka Wesely nach dem 0:0 vor knapp zwei Wochen gegen Essen optimistisch. Mit großer Einsatzbereitschaft zurück zum Erfolg. Das ist die Devise. Sie soll am Sonntag (14 Uhr) beim Auswärtsspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim, die als Tabellendritter ein gutes Beispiel für die Weiterentwicklung der vermeintlich Kleinen der Liga ist, umgesetzt werden.

Die Aufgabe ist also, das herbeigesehnte Positiverlebnis in der bislang schlechtesten Bundesligasaison der Turbine-Vereinsgeschichte zu erarbeiten, es zu erzwingen. Wesely meinte: „Wir trainieren auf hohem Niveau, da läuft es gut. Dafür müssen wir uns einfach mal im Wettkampf belohnen.“ Um den Bann zu brechen, erklärten viele ihrer Kolleginnen in den vergangenen Tagen und Wochen, bedarf es jetzt neben dem unbedingten Willen womöglich nur eines einzigen Treffers ins gegnerische Tor. Denn vor allem damit tat sich der frühere Serienmeister in der bisherigen Spielzeit äußerst schwer. Ein zentrales Problem. Lediglich dreimal wurde eingenetzt und damit so selten, wie es sonst nur dem FF USV Jena gelang. In den zurückliegenden vier Ligapartien trafen die Brandenburgerinnen gar nicht.

Unsicherheit und mangelnde Abstimmung

Die Ladehemmung vornehmlich an mangelnder Qualität der Angreiferinnen festzumachen, trifft dabei nicht den Kern und ist derzeit auch nicht hilfreich. Ihre Fähigkeiten beim Torabschluss haben die Mitglieder des Turbine-Sturms schließlich in den zurückliegenden Jahren durchaus unter Beweis gestellt. Eine entscheidende Rolle, warum das Vermögen momentan nicht abgerufen wird, spielt wohl ein im fortgeschrittenen Stadium wirkender Teufelskreis: Kapitänin Lia Wälti verwies schon mehrfach auf die Kausalkette von Misserfolgen und die dadurch stetig wachsende Unsicherheit. Einige der Akteurinnen, die Cheftrainer Bernd Schröder als „hochsensibel“ bezeichnet, schaffen es nicht so leicht, nach Rückschlägen zur Tagesordnung überzugehen und unbeeindruckt am nächsten Spieltag weiterzumachen. Das Selbstvertrauen ist lädiert, der Kopf zur zwölften Gegenspielerin geworden.

Die offensive Harmlosigkeit des Tabellenvorletzten resultiert zudem daraus, dass die Rädchen in der Potsdamer Vorwärtsbewegung nicht ineinandergreifen und daher deutlich weniger Chancen kreiert werden als in den Vorjahren. Es hapert an der Abstimmung im neu formierten Team, das obendrein mit den verletzungsbedingten Ausfällen von Leistungsträgerinnen wie Johanna Elsig und Jennifer Cramer enorm zu kämpfen hat. „Der Findungsprozess dauert länger, als wir gedacht haben“, sagte Schröder, der die umfangreichen personellen Veränderungen im Sommer eingeleitet hatte, um eine Qualitätssteigerung zu erreichen und so nach zwei Jahren ohne Champions-League-Qualifikation wieder ins internationale Geschäft einzuziehen.

Wesely: "Die Team-Chemie stimmt"

Großumbauten des Kaders sind nichts Neues bei Turbine, seit Jahren herrscht ein im Ligavergleich ungewöhnlich reges Kommen und Gehen. Doch diesmal ist es eben nicht gelungen, in kurzer Zeit ein auf sportlicher Ebene harmonisierendes Gebilde zu formen. Was angesichts der eigenen hohen Ansprüche und des schweren Auftaktprogramms – mit den Partien in München und Frankfurt – besonders wichtig gewesen wäre. In der Länderspielpause war nun die Möglichkeit gegeben, weiter an den bisherigen Schwächen im System zu arbeiten. Wenngleich sich das nicht einfach gestaltete, denn mehrere Auswahl-Kickerinnen fehlten zuweilen in dieser Phase der Nachjustierung.

In Fan-Kreisen wird derweil ebenso darüber diskutiert, ob sich denn bei den vielen Turbine-Transfers in der jüngeren Vergangenheit überhaupt eine eingeschworene Einheit herausbilden könne, die es braucht, um erfolgreich zu sein. „Meiner Meinung nach“, entgegnete Inka Wesely, die seit 2010 für den Klub am Ball ist, „hatten wir in Sachen Zusammenhalt noch nie ein Problem.“ Was aber nicht heißt, dass das Wir-Gefühl nicht noch besser sein könnte. Deshalb wurde vor zwei Wochen eine teambildende Maßnahme im Potsdamer Kletterpark durchgeführt, um sich zwischenmenschlich ein weiteres Stück näherzukommen. Wesely: „Uns hat das geholfen. Ich hatte danach noch mehr das Gefühl, mich auf meine Mitspielerinnen verlassen zu können. Die Team-Chemie stimmt.“ Auch das ist ein wichtiger Faktor, um die Wende tatsächlich herbeizuführen.

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