zum Hauptinhalt

Sport: Trockengelegt

Luftschiffhafen, Brauhausberg, Stern: Die drei Potsdamer Schwimmhallen sind während der Sommerferien für Revisionsarbeiten geschlossen. Für die Leistungssportler ist das eine unbefriedigende Situation

Von Tobias Gutsche

Was haben die Potsdamer Schwimmhallen am Luftschiffhafen, am Brauhausberg und am Stern in der Sommerzeit gemeinsam? Sie sind während der Schulferien geschlossen, ihre Becken leer. Um Revisionsarbeiten durchführen zu können, werden die Bäder der Landeshauptstadt im Sommer trockengelegt – jedes Jahr. Weil dies an allen drei Standorten im gleichen Zeitraum geschieht, ergibt sich für viele Leistungssportler eine unbefriedigende Situation: Sie müssen in andere Gewässer ausweichen, was zum Teil mit großem Aufwand verbunden ist.

„Es ist ärgerlich, dass es derzeit gar keine Wasserflächen in den Hallen gibt. Alles ist dicht“, hadert zum Beispiel Schwimmer Yannick Lebherz. Der Staffel-Europameister hatte zu Beginn des Jahres mit muskulären Problemen zu kämpfen. Viel Trainingsausfall war die Folge. Diesen Rückstand wollte er nun, da sich sein Gesundheitszustand wieder verbessert hat, aufholen. Doch aus Ermangelung an Wasserzeiten ist das nicht so einfach. „Hier vor Ort kann ich nur viel an Land arbeiten oder auch mal in der Havel schwimmen“, erzählt Lebherz. Möchte er aber Bahnen ziehen, muss er nach Berlin. Der am Olympiapark ansässige Verein Wasserfreunde Spandau macht dabei seinem Namen alle Ehre und zeigt sich gastfreundlich. „Sie erlauben mir, dort zu trainieren.“ Für die Zukunft, sagt der 26-Jährige, sei es wünschenswert, wenn man die Schließzeiten besser koordinieren könnte. „Uns wäre schon geholfen, wenn wenigstens jeweils ein Becken zur Verfügung stünde.“

Ein Wunsch, der wohl kaum in Erfüllung gehen wird. Zum einen, weil die Wartungen an den Filter- und Chlorgasanlagen sowie die Reparaturen, der Wassertausch und die Grundreinigung sehr zeitaufwendig sind. Zudem sei die Nachfrage nicht groß genug, so Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz. Um die Stern- und Brauhausberg-Halle auf Vordermann zu bringen, benötigt die Stadtwerke-Tochter Bäderlandschaft Potsdam GmbH knapp sechs Wochen. Zweiter Grund: Diese Instandsetzungsarbeiten sollen nicht in der Schulzeit stattfinden, wenn der Bade- und Schwimmbetrieb auf Hochtouren läuft. Also bleibt konsequenterweise nur ein Termin übrig: die Sommerferien.

Gleiches gilt für die dem Schul-, Vereins- und Leistungssport vorbehaltene Trainingsstätte am Luftschiffhafen. Dort werde in Absprache mit den Trainern der bestmögliche Zeitpunkt für die Schließung festgelegt und die Dauer der Einschränkung „so kurz wie möglich gehalten“, wie die Sportpark GmbH mitteilt. In diesem Jahr sind die Türen seit dem 27. Juli verriegelt, am kommenden Montag öffnen sie sich wieder.

Den unvermeidbaren Leerlauf im städtischen Hallenbadbetrieb kompensierten die Fünfkämpfer des OSC Potsdam in den vergangenen Wochen wie Yannick Lebherz: Sie legten ihre Trainingskilometer im Spandauer Forumbad zurück, wo die Berliner Pentathlon-Riege ihr Zuhause hat. „Die Fahrerei hat durchaus genervt. In Vorbereitung auf die EM war das sicherlich nicht optimal. Aber so ist das halt“, meint OSC-Athletin Janine Kohlmann, die am Dienstag zum Auftakt der Kontinentalmeisterschaft im englischen Bath gemeinsam mit Alexander Nobis aus Berlin Vierte in der Mixed-Staffel wurde.

Um in einem Schwimmbecken trainieren zu können, gehen derweil auch die Potsdamer Triathleten auf Reisen. Drei- bis fünfmal pro Woche führt ihr Weg nach Brandenburg an der Havel, ins Ma rienbad. „Die Trainingszeiten dort wurden über den Olympiastützpunkt organisiert“, sagt Cheftrainer Ron Schmidt. Das Ausweichmanöver sei ein „enormer Zeitfresser“, so Schmidt. „Wenn die Sportler um 10 Uhr ins Wasser springen sollen, fahren wir um 8.30 Uhr los und sind erst gegen 13 Uhr wieder zurück in Potsdam. Da geht der ganze Vormittag drauf – und wichtige Erholungszeit gleich mit.“ 

Den Einwand, ein Triathlet könne sein Schwimmtraining doch entsprechend der Wettkampfanforderungen auch im Freiwasser absolvieren, wiegelt Ron Schmidt ab: „Wir gehen zwar auch in die Havel, brauchen aber für ein qualitativ hochwertiges Training zwingend ein Becken. Nur dort haben wir genormte Streckenlängen und vergleichbare Bedingungen, sodass beispielsweise die Intensität beim Intervalltraining gut dosiert und überprüft werden kann.“

Nach Wochen der Pendelei in andere Städte ist für die Stützpunktathleten nunmehr aber wieder Land – in diesem Fall besser gesagt: ein Becken voll Wasser – in Sicht. Ab Montag können sie wie gewohnt in einem Potsdamer Pool metern. Knapp ein Jahr lang. Bis dann erneut alle Hallen dicht sind. Tobias Gutsche

Zur Startseite