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Im Ziel. Nach 7:26:56 Stunden hatte Franz Löschke seine erste Langdistanz absolviert. Der Hamburg-Ironman war jedoch letztlich ein Duathlon, weil das Schwimmen wegen hoher Blaualgenbelastung nicht stattfand – stattdessen rannten die Aktiven doppelt.

© D. Reinhardt/dpa

Potsdams Triathlet Franz Löschke: „Ich bin gegangen wie auf Stelzen“

Der Potsdamer Triathlet Franz Löschke ist Deutscher Meister auf der Langdistanz geworden. Warum es aber kein richtiger Ironman war, wie er den Titel mit „Low Carb“ holte und wieso der 29-Jährige aus Verletzungsgründen die schmerzhafte Tortur auf sich nahm, erzählt er im Interview.

Von Tobias Gutsche

Herr Löschke, fühlen Sie sich seit Sonntag als ein Ironman?

Naja. Die Deutsche Meisterschaft in Hamburg stand ja letztlich eher nur unter dem Label „Ironman“. Weil das Wasser in der Alster eine zu hohe Blaualgenbelastung hatte, wurden die 3,8 Kilometer Schwimmen gestrichen und durch sechs Kilometer Laufen ersetzt. Anschließend ging es normal mit 180 Kilometern Radfahren und dem Marathonlauf über 42,195 Kilometer weiter.

Hat es Sie geärgert, dass es dann nur ein langer Duathlon wurde?

Überhaupt nicht, denn die Gesundheit geht einfach vor. Auch wenn es kein richtiger Ironman war, war es meine Premiere auf der Langdistanz – und mit der bin ich sehr zufrieden.

Sie haben sich den Deutschen Meistertitel geholt und sind Fünfter der internationalen Wertung geworden. 7:26:56 Stunden waren Sie unterwegs. Wie erging es Ihnen?

Insgesamt war ich überrascht, wie schnell das alles dann doch vorbeiging. Es lief soweit gut. Aber auf dem Rad ist mir ein bitteres Malheur passiert.

Und zwar?

Gleich nach sieben Kilometern ist meine Trinkflasche auf einer Kopfsteinpflasterpassage verloren gegangen. Darin war meine wesentliche Energiezufuhr für die gesamte Radstrecke – diese bin ich dann also mal eben „Low Carb“ gefahren. Denn nur die Sachen an den Verpflegungsstationen waren einfach zu wenig. Das habe ich auch weiter beim Laufen gespürt, obwohl ich beim letzten Wechsel wieder meine zusätzlichen Kohlenhydrate nehmen konnte. Ich bin froh, dass so durchgestanden zu haben.

Und der nächste Morgen? Wie hat Sie Ihr Körper da begrüßt?

Das hat echt wehgetan. Meine Waden und die Oberschenkel waren völlig zu. Ich bin gegangen wie auf Stelzen, konnte meine Beine nicht beugen. Aber das hat sich mit der Zeit wieder gelegt.

Sie waren mit internationalen Meriten ausgezeichneter Triathlet auf der olympischen Kurzdistanz, in den vergangenen beiden Jahren probierten Sie sich erfolgreich auf der Mitteldistanz aus – und nun der ganz lange Kanten. Warum?

Aus Verletzungsgründen.

Weil Sie verletzt waren, machen Sie die besonders ausdauernde Tortur statt eine kürzere Belastung?

Ja. Anfang des Jahres hatte ich eine Schambeinentzündung. Dadurch konnte ich kaum Lauftraining machen. Erst langsam steigerte ich nach viel Kräftigungsarbeit, um die körperlichen Schwachstellen zu beheben, das Pensum. Aber ich konnte natürlich noch keine hohen Geschwindigkeiten laufen. Deshalb haben mein Trainer Philipp Seipp und ich beschlossen, die Langdistanz anzugehen. Da ist das Lauftempo verhältnismäßig nicht so hoch und der Wettkampf daher momentan besser für mich zu realisieren als auf kürzeren Strecken.

Und wie geht es jetzt weiter? Haben Sie Blut geleckt und wollen sich voll auf die Langdistanz spezialisieren?

Da habe ich mich noch nicht entschieden. Lang – mittel – kurz: Alles ist möglich. Auf jeden Fall ist die lange Distanz ein Reiz für mich. Dieses Jahr – vielleicht im September in Italien – möchte ich gerne noch einen Ironman machen, einen vollwertigen dann hoffentlich.

Für Triathleten ist vor allem der Ironman auf Hawaii etwas Besonderes.

Absolut. Das ist das Größte. Gerne würde ich da auch mal teilnehmen. Aber wenn, dann möchte ich nicht nur dabei sein, sondern auch vorne mitmischen. Dafür brauche ich noch weitere Erfahrungen und eine Menge Training.

In welchem Umfang trainieren Sie denn?

Pro Woche sind es 15 bis 20 Kilometer Schwimmen, 300 bis 400 Kilometer Radfahren und 70 bis 80 Kilometer Laufen. Dieses Jahr bin ich beim Laufen durch die Einschränkungen meist nur auf 30 bis 40 Kilometer gekommen.

So ein Pensum verschlingt viel Zeit. Bleibt da überhaupt noch Kapazität für berufliche Belange?

Wenig. Ich studiere Sporttherapie an der Universität Potsdam – durch meinen Leistungssport aber eben langsam.

Wie finanzieren Sie Ihr Leben und die Karriere? Triathlon ist ja auch nicht gerade ein kostengünstiger Sport.

Ich stemme das mit Preisgeldern, Erspartem und der Hilfe von Sponsoren. Ich hoffe, dass ich jetzt durch den Gewinn der Deutschen Langdistanz-Meisterschaft noch den einen oder anderen Förderer neu hinzubekommen kann.

ZUR PERSON: Franz Löschke (29) ist ein Triathlet aus Potsdam. Der gebürtige Finsterwalder holte 2009 den Titel bei der U23-Weltmeisterschaft und wurde vier Jahre später Team-Weltmeister.

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