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Jubel nach dem Ärger. Nach den Streitereien um die Olympia-Nominierung feierte das Mix-Team mit Jonathan Zipf, Gregor Buchholz, Hanna Philippin und Laura Lindemann (v.l.n.r.) am Sonntag in Hamburg den Gewinn der Bronzemedaille nach einem packenden Weltmeisterschaftsrennen.

© DTU/ Jo Kleindl

Triathlon in Potsdam: Bronze und ein klein wenig Hoffnung

Die Potsdamerin Laura Lindemann hat beim Triathlon in Hamburg nachdrücklich bewiesen, dass sie es verdient, bei Olympia zu starten. Nachdem sie überraschend national nicht nominiert wurde, könnte ihr Weg nach Rio nun durch den Triathlon-Weltverband ermöglicht werden.

Laura Lindemann hat eine sportliche Antwort gegeben. Die 20-Jährige vom Verein Triathlon Potsdam unterstrich nach der ihr verwehrten Olympia-Nominierung beim Rennen der Weltmeisterschaftsserie in Hamburg auf kämpferische Art und Weise, dass sie zu den besten Triathletinnen der Welt – und nach Rio – gehört. Am Samstag wurde sie im Elite-Wettbewerb der Frauen über die Sprintdistanz Neunte und war damit beste Deutsche. Am gestrigen Sonntag brachte sie als Starterin bei der Mixed-Weltmeisterschaft das deutsche Team in die Spitzengruppe und gewann gemeinsam mit Hanna Philippin, Jonathan Zipf und nach starkem Schlussspurt des Ex-Potsdamers Gregor Buchholz Bronze.

„Ich denke, dass meine Leistung berechtigt, dass ich nach Rio fahre“, sagte Lindemann selbstbewusst nach ihrem Einzelrennen am Samstag. Mit einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Thomas de Mazière hatte Lindemann auf ihr Olympia-Aus für Rio reagiert. „Ich habe gestern Abend etwas gemacht, was in vielen Augen vielleicht naiv erscheinen mag – ich habe einen Brief an die Bundeskanzlerin und den Bundesinnenminister geschrieben, auch wenn es wahrscheinlich schon zu spät ist“, schrieb die zweimalige Juniorenweltmeisterin später auf Facebook. Es habe ihr geholfen, „mit dem Thema abzuschließen. Es ist ja nur Sport. Auch wenn das aktuell und in der Zukunft ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist“.

Laura Lindemann ist erste Nachrückerin für Rio-Startplatz des Weltverbandes

Mittlerweile schöpft die Deutsche Triathlon Union (DTU) jedoch neue Hoffnung, in letzter Minute doch noch neben Anne Haug zwei weitere Athleten zu den Olympischen Spielen zu schicken. „Wir haben den DOSB gebeten, jeweils eine Reservenominierung bei den Männern und bei den Frauen unter Leistungsgesichtspunkten vorzunehmen“, sagte DTU-Präsident Martin Engelhardt am Sonntag. Genährt hat die Hoffnung die Präsidentin des Weltverbandes ITU, Marisol Casado. Am Samstagabend hatte Engelhardt mit der Spanierin am Rande des Hamburg-Triathlons lange gesprochen. Sie sei nicht darüber erfreut gewesen, dass nach dem derzeitigen Stand nur ein Startplatz von Deutschland in Rio eingenommen werde, berichtete Engelhardt. „Die ITU sieht dadurch indirekt auch ihr eigenes Qualifikations-System in Frage gestellt“, meinte er.

Der DTU hatten zwei Plätze bei den Männern und drei bei den Frauen zugestanden. Deutschland gilt in der ITU als eine der wichtigsten Triathlon-Nationen. Um doch noch Plätze im Teilnehmerfeld der Olympia-Rennen zu bekommen, wurde Deutschland sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern jeweils auf Reserveposition eins gesetzt. Insgesamt treten jeweils 55 Männer und Frauen zum Kampf um die Medaillen an. Meldeschluss ist Montag Mitternacht. Dann stehen die Teilnehmerfelder fest. Sollten bis dahin noch Plätze frei werden, könnte ein Triathlet oder eine Triathletin der DTU nachrücken. Als erste Kandidaten für eine Nachnominierung gelten nach den bisherigen Saisonleistungen Steffen Justus und Laura Lindemann. Justus trainiert derzeit mit Anne Haug in der Höhe von St. Moritz. Lindemann bewies mit ihren beiden Rennen in Hamburg, dass sie derzeit nach Haug die zweitstärkste DTU-Triathletin ist. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meinte sie zu einer möglichen Nach-Benennung.

Rebecca Robisch klagte und tritt nun aus der Nationalmannschaft zurück

In die missliche Lage haben sich DTU und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) letztlich selbst gebracht. „Wir Deutsche haben es selbst verbockt unter dem Druck durch die Juristerei“, meinte Engelhardt. Die DTU hatte dem DOSB neben Anne Haug auch Anja Knapp, Laura Lindemann, Steffen Justus und Gregor Buchholz zur Nominierung vorgeschlagen. Daraufhin hatte die Saarländer Triathletin Rebecca Robisch beim Deutschen Sportschiedsgericht DIS erfolgreich geklagt, weil sie nicht auf der Vorschlagsliste der DTU gestanden hatte. Die Klage hatte Erfolg und die DTU musste kurzfristig die Liste erweitern und nahm Robisch und Hanna Philippin mit auf. Der DOSB entschied sich daraufhin – wohl auch um Rechtsstreitereien zu vermeiden – allein für die 33-jährige Anne Haug, die auch als einzige die Qualifikationskriterien erfüllt hatte. Die anderen vier deutschen Quotenplätze gab der DOSB zurück. Diese sind mittlerweile schon besetzt.

Rebecca Robisch kam in Hamburg in ihrem letzten Kurzdistanz-Rennen auf Rang 31. Die 28-Jährige erklärte noch im Zielraum ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Lasse Lührs vom Triathlon Potsdam e.V. belegte bei seinem Start im Elite-Rennen der Männer auf den 31. Platz. (mit dpa)

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