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Als Favorit am Start. Das Männer-Team des Potsdamer SV um Staffel-Europameister Yannick Lebherz gilt als heißer Anwärter auf den Sieg bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Im Essener Hauptbad schwimmen am Wochenende die besten nationalen Vereine gegeneinander.

© dpa/Hannibal Hanschke

Sport: Traum vom Titel

Die Potsdamer Schwimmer wollen zum ersten Mal die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewinnen

Von Tobias Gutsche

Die perfekte Team-Aufstellung für die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Schwimmen (DMS) hätte sich Felix Wolf auch ganz einfach durch ein Computerprogramm ausspucken lassen können. Dieses kann anhand von Bestzeiten der teilnehmenden Starter errechnen, wie man die Strecken besetzen muss, um am Ende das optimale Team-Ergebnis zu erzielen. Doch auf solche technischen Schwimmflügelchen hat der Athlet vom Potsdamer SV in Vorbereitung auf die DMS am kommenden Wochenende verzichtet. „Ich habe mir das lieber alles selbst erarbeitet“, erzählt der mehrfache Deutsche Meister über die Rückenstrecken, dessen Klub sich in der 1. Bundesliga mit elf weiteren Teams misst.

Seit November hat Wolf, der gemeinsam mit Yannick Lebherz die Mannschaftsleitung für diesen Wettkampf übernimmt, die Zeiten seiner Vereinskollegen in den Computer getippt und damit eine umfangreiche Tabelle gefüllt. „Pro Strecke habe ich ein Ranking erstellt und daraus dann die Starts besetzt.“ Er vertraut auf sein eigenes Gefühl, statt blind einer Software zu folgen. Diese habe eben auch ihre gewissen Grenzen, denn wie viel Regenerationspause ein Sportler beispielsweise zwischen seinen Starts benötigt, kann das Programm nur schwerlich verifizieren. Nach stundenlanger und akribischer Auswertung der Daten ist der 25-Jährige nun überzeugt, dass die elf PSV-Männer mit echten Titelchancen ins Hauptbad nach Essen reisen können. „Wir sind so gut aufgestellt wie noch nie. Auch die anderen Vereine haben das bereits erkannt, sodass viele uns als den großen Favoriten sehen.“

Nicht zuletzt ist dieser Respekt der Gegnerschaft mit einem Namen verbunden: Christian Diener. Der EM-Zweite, der im Frühjahr 2014 vom PSV Cottbus zum Potsdamer SV gewechselt war, schwimmt dieses Jahr zum ersten Mal für seinen neuen Klub bei der DMS. „Das kann ein wichtiger Faktor werden. Gerade auf der Kurzbahn ist er eben ein richtig starker Scorer“, erhofft sich Staffel-Europameister Yannick Lebherz eine satte Punktausbeute durch Diener.

Seit 2009 steigt das Männer-Team des PSV wieder bei Mannschaftsmeisterschaften auf die Startblöcke. Asyl fand man damals in der Berliner Landesliga, weil in Brandenburg kein DMS-Wettkampfbetrieb mehr existierte. Prompt folgte der Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord, in der die Potsdamer ebenfalls stets auf vorderen Plätzen landeten. Der Vorstoß in die Beletage des deutschen Schwimmens gelang ihnen 2013 als souveränem Zweitligameister. In Liga eins schafften die Havelstädter dann im Vorjahr gleich den Sprung auf das Treppchen, doch der Bronze-Rang fühlte sich eher wie eine kalte Dusche an. „Eigentlich wollten wir schon da gewinnen, aber am Ende war die Luft raus“, erinnert sich Felix Wolf. Nach zwei von drei Wettkampfabschnitten lag seine Truppe noch in Führung, im letzten Durchgang gluckerten die Gold-Hoffnungen jedoch ab. „Anders als die Konkurrenz hatten wir den abschließenden Abschnitt nominell am schwächsten besetzt und mussten noch zwei Teams vorbeiziehen lassen.“ Aber daraus habe man gelernt, diesmal soll die Aufteilung der Kräfte ausgewogener erfolgen. Der Traum vom ersten deutschen Mannschaftsmeistertitel der Vereinsgeschichte soll endlich in Erfüllung gehen.

Doch auch dieses Jahr sei die Leistungsdichte im Kampf um die Krone eng gestrickt, erklärt Yannick Lebherz. Seine Liste der Titelanwärter umfasst beinahe die halbe Liga. Den amtierenden Champion SG Stadtwerke München, Gastgeber SG Essen, den Vorjahreszweiten SG Neukölln und auch Aufsteiger SV Nikar Heidelberg hat er auf dem Zettel. „Mit uns sind das fünf Teams, die alle auf einem ähnlichen Niveau schwimmen.“

Potsdam zählt inzwischen – zumindest im Männerbereich – wieder zu den Top-Adressen in Schwimm-Deutschland. „Es geht voran“, findet der Vorstandsvorsitzende des PSV, Michael Prenz: „Die Medaillengewinne von Yannick und Christian bei der EM im vergangenen Jahr waren bereits Glücksmomente für uns. Ein großer Mannschaftserfolg würde dem Verein aber noch einen weiteren Schub verleihen.“ Damit würde auch seine ganz persönliche Vision Realität werden: Das bundesweit beste Männer-Team in der brandenburgischen Landeshauptstadt zu haben, war bereits beim Amtsantritt 2012 sein erklärtes Ziel.

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