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Transfer-Wirrwarr bei Turbine Potsdam: Rückzug vom Rücktritt

Abwehrspielerin Allison Scurich wechselte im Sommer vom SC Sand nach Potsdam, verkündete dann aber überraschend ihr Karriereende. Doch ohne Fußball hielt sie es nicht aus und revidierte ihre Entscheidung. Nun steht sie wieder auf dem Rasen.

Von Tobias Gutsche

Turbine und die Transfers. Das war in den vergangenen Jahren eine ganz besonders verzwickte Geschichte. Reichlich Neuzugänge gab es beim Potsdamer Frauenfußball-Bundesligisten, viele von ihnen stellten sich als diskutabel heraus. Doch das, was in diesem Sommer am Luftschiffhafen geschah, sorgte für Gesprächsstoff in noch nie dagewesener Art. Denn binnen weniger Wochen wurde ein und dieselbe Spielerin quasi zweimal verpflichtet. In Person von Allison Scurich.

Die US-Amerikanerin mit kroatischen Wurzeln väterlicherseits war wie Patricia Hanebeck und Ilaria Mauro vom SC Sand, Turbines Gegner in der kommenden Bundesligapartie am Sonntag, nach Potsdam gewechselt. Sie trainierte im Juli die ersten Einheiten fleißig mit, um dann überraschend mitzuteilen, ihre sportliche Laufbahn zu beenden. Der Verein akzeptierte den Schritt. „Was mich genau dazu bewogen hat, kann ich gar nicht so richtig erklären“, sagt die Abwehrspielerin. „Ich war aus dem Heimaturlaub zurückgekommen und fing an, über alles nachzudenken. Schließlich bin ich ja auch schon 29 Jahre alt. Ich glaubte in diesem Moment, es wäre für meine Zukunft besser, nicht mehr Fußball zu spielen.“

"Ich habe einen Fehler gemacht"

Doch diese „spontane Entscheidung“, wie sie es nennt, kristallisierte sich schon bald als „schlechte Entscheidung“ heraus. „Ich habe den Fußball vermisst und gemerkt, dass ich einen Fehler gemacht habe“, erzählt die 1,78 Meter große Allison Scurich, die in ihrer Jugend- und Collegezeit auch ambitioniert Basketball spielte. „Aber der Fußball war schon immer meine größte Leidenschaft.“

Und die hatte sie nun aufgegeben. Nicht aber den Kontakt zu Turbine und Trainer Bernd Schröder. Weil der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Defensivchefin Johanna Elsig personelle Probleme in der Abwehrabteilung bekam, war für beide Seiten schnell klar, dass man die Zusammenarbeit auf ein Neues starten wolle. Nach dem nur etwa sechs Wochen währenden Karriereaus machte die seit 2009 in Deutschland lebende studierte Sportmanagerin schließlich einen Rückzug vom Rücktritt, stieg wieder ins Turbine-Training ein.

Zweimal spielte sie bereits für die Turbine-Reserve

„Ich gebe jetzt alles, um meinen Fitness-Rückstand aufzuholen“, verspricht Allison Scurich. Am Defizit der ebenso wichtigen Spielpraxis wurde bereits gearbeitet. Immerhin zwei Zweitliga-Partien bestritt die achtfache Nationalspielerin Kroatiens mit der Turbine-Reserve, stand jeweils über die gesamte Spieldauer auf dem Platz. Am vergangenen Sonntag saß sie hingegen 90 Minuten auf der Bank, was ihr dennoch große Freude bereitete. „Schließlich war das ein Spiel der ersten Mannschaft. Dort dabei zu sein, war für mich der nächste Schritt nach vorne“, urteilt sie über ihre Kaderberufung für die DFB-Pokalbegegnung gegen Holstein Kiel. „Ich hoffe, dass ich bald auch meine Chance in der ersten Elf bekomme.“

Am Sonntag gegen ihren Ex-Klub SC Sand ist dies aber sehr unwahrscheinlich, denn eine Venenentzündung in den Beinen mit Thromobosegefahr zwang die kopfballstarke und erfahrene Kickerin in dieser Woche zur Pause. „Das ist ärgerlich, weil Inka Wesely vermutlich weiterhin krankheitsbedingt ausfällt. Allison, die sich zuletzt auf einem guten Wege befunden hat und mit den Hufen scharrt, wäre daher eine Alternative gewesen. So aber leider nicht“, sagt Coach Bernd Schröder und hegt die Hoffnung, dass der Neuzugang demnächst der schwach in die Bundesligasaison gestarteten Turbine mehr Defensivstabilität verleihen kann, denn diese erlangte nur drei Punkte aus drei Spielen.

Während Allison Scurich schon jetzt „einfach froh“ sei, doch mit dem Fußball weitergemacht zu haben, würde ihre sommerliche Transferposse dann auch für den Verein ein gutes Ende nehmen. 

Turbine Potsdam gegen SC Sand, Sonntag, Anpfiff 11 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion

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