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Ein Leben für den Kanusport. Manfred Schubert war Weltklasse-Paddler sowie erfolgreicher Trainer und Funktionär.

© LKV Brandenburg/Günter Welke

Tiefe Prägung für das Paddeln: Brandenburgs Kanu-Ehrenpräsident Manfred Schubert wird 85

Als Manager eines schwierigen Umbruchs in Brandenburg und Potsdam wurde Manfred Schubert zu einer Kanu-Legende. Und auch sein Sohn ist in Potsdam bekannt. Derweil startet die internationale Wettkampfsaison.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Als Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Februar beim traditionellen Siegerbrunch des Ruder-Clubs Potsdam am Rednerpult stand, bedankte er sich artig für die Einladung. Diese sei zwar üblich für das Stadtoberhaupt, in seinem Fall aber durchaus bemerkenswert, sagte er augenzwinkernd. Schließlich ist er familiär von einem anderen Wassersport geprägt. Den mit den Kanus. Gerne tauschen Mitglieder beider Disziplinen ein paar Nickligkeiten untereinander aus, zwischen den „Rückwärtsfahrern“ (Ruderer) und „Stäbchenstechern“ (Kanuten). Seine Paddel-Prägung verdankt Mike Schubert seinem Vater, Manfred Schubert. Er ist eine Legende im Kanusport. Am heutigen Freitag wird er 85 Jahre alt.

DKV-Präsident Konietzko: "Herausragende Rolle" nach der Wende

Dass Brandenburg – vor allem mit dem KC Potsdam im OSC als Flaggschiff – ein Erfolgsgarant für den von internationalen Medaillen strotzenden Deutschen Kanu-Verband (DKV) ist, kann besonders Manfred Schubert verdankt werden. DKV-Präsident Thomas Konietzko attestiert ihm eine „herausragende Rolle“ nach der deutschen Wiedervereinigung.

Zu DDR-Zeiten war der Diplom-Sportlehrer der letzte Cheftrainer der Rennkanuten beim ASK Vorwärts Potsdam. „Die Wende war dann ein großer Umbruch“, erinnert er sich. „Unsere Strukturen im Leistungssport wurden aufgelöst. Es war dann eine schöne, aber auch schwierige Aufgabe, das System so zu gestalten, dass wir weiterhin stark sein können.“ Im Jahr 1990 verhalf Manfred Schubert zur Überführung des hiesigen Kanusports in den neu gegründeten OSC Potsdam Luftschiffhafen. An diesem Wechsel von einem Armeesportklub hin zu einem „normalen Verein“ hätte man verzweifeln können, meint Thomas Konietzko, doch Schubert habe sich „durchgebissen“ – eine beachtliche Energieleistung.

Siebenfacher Weltmeister im Kanu-Slalom

Solche hatte er einst auch mehrfach als Aktiver im Boot vollbracht. In Radebeul wuchs Manfred Schubert auf und fand seine Begeisterung für das Paddeln. Der gelernte Tischler baute mit seinem handwerklichen Geschick eigene Boote und wurde zu einem Kanu-Slalom-Fahrer von Weltklasseformat. 1957 gewann er als Mitglied des ASK Vorwärts Leipzig seinen ersten WM-Titel, dem er noch sechs weitere Gold- sowie zwölf Silber- und Bronzemedaillen folgen ließ.

Später führte ihn sein Weg über Schwedt nach Potsdam. 1990, im Jahr des Wandels, übernahm Manfred Schubert nicht nur innerhalb des OSC-Vereins Verantwortung. Der gebürtige Dresdner formte zugleich als Gründungsmitglied den Landes-Kanu-Verband Brandenburg (LKV) mit, die zuständige Dachorganisation in der Mark. 20 Jahre lang hatte er die Funktion des Vizepräsidenten für Wettkampfsport inne. Gerade in der Anfangsphase der Neustrukturierung sei ein zäher Kampf entstanden. „Wir haben versucht, die guten Elemente aus der DDR-Ära inhaltlich zu übernehmen – die Verbindung zur Sportschule, die Trainingszentren im Land“, erzählt Schubert. „Wichtiges Anliegen war, die Trainerstellen zu halten, um vor allem die Nachwuchsausbildung zu sichern.“

Immer noch vielfältig im Einsatz für den Kanusport

Auf ihr lag immer sein Hauptaugenmerk. „Das ist die Basis, die Zukunft“, betont er immer noch. Als erster deutscher Landesverband entwickelten die Brandenburger ein Nachwuchsförderkonzept, das darauf abzielte, aus gut arbeitenden Vereinen heraus die Talente in Potsdam zu zentralisieren, um das Trainingsniveau zu stärken. Heute ein viel gepriesener Ansatz. „Aber damals gab es vom Bundesverband Widerstand. Sie wollten die Entwicklung lieber nur über die Vereine selbst steuern.“ Schubert blieb mit seinen Mitstreitern aber entschlossen und überzeugt vom eigenen Konzept, das sich letztlich durchsetzte. „Die Erfolge geben uns Recht, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben“, sagt er. Brandenburg mit der Kanu-Zentrale Potsdam hat seit 1992 bislang 25 Olympiamedaillen gewonnen – 15 davon in Gold.

Aufgrund seiner Verdienste ist Manfred Schubert längst LKV-Ehrenpräsident. Weiterhin unterstützt er den Verband in beratender Funktion. Zudem engagiert er sich im Training mit der Frauengruppe des KCP-Fördervereins und gehört zur Organisationsleitung im Regattateam Brandenburg Beetzsee. Der Kanusport lässt ihn nicht los. „Und das wird er auch nie.“ Tiefer könnte die Prägung fürs Paddeln nicht sein.

+++ Zwölf Potsdamer starten in Poznan +++

Die herausragende Entwicklungsarbeit von Manfred Schubert kommt auch dieses Jahr wieder in der deutschen Kanu-Nationalmannschaft zum Ausdruck. Knapp ein Drittel des Teams stellen Sportler aus dem Leistungszentrum des KC Potsdam im OSC. Nach der innerdeutschen Selektion wartet auf die zwölf Potsdamer Paddler nun mit den beiden Weltcups die internationale Bewährungsprobe. Bis Sonntag im polnischen Poznan sowie eine Woche später in Duisburg müssen sie starke Leistungen abliefern, um sich für Einsätze bei den Europaspielen (21. bis 30. Juni in Minsk) und Weltmeisterschaften (21. bis 25. August in Szeged) zu empfehlen. Angeführt wird die KCP-Flotte von den Olympiasiegern Franziska John, Sebastian Brendel und Ronald Rauhe. Mit dabei sind aber auch große Nachwuchshoffnungen wie Ophelia Preller, Annika Loske, Martin Hiller und Tamas Gecsö.

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