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Eine Herausforderung. Das Pokal-Halbfinale war nicht nur ein fußballerischer Belastungstest.

©  Manfred Thomas

SV Babelsberg nach Pokalspiel gegen Cottbus: Standortbestimmung zum richtigen Zeitpunkt

Das Pokalspiel gegen Energie Cottbus war für den SV Babelsberg eine interessante Wegmarke für die Zukunft

Babelsberg - Am Tag danach sind die Spuren der Pokal-Schlacht fast alle weggeräumt. Die zusätzlichen Absperrgitter am Stadioneinlass sind demontiert, das Extra-Bierzelt im Gästeblock abgebaut, die Anzeigetafel auf 0:0 zurückgestellt. Ein schwarzer Rußfleck vor der Nordkurve dürfte daran erinnern, dass es am Abend zuvor äußerst hitzig zuging und reichlich Pyrotechnik das Halbfinalspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus umnebelte. Und in den Köpfen der Nulldrei-Spieler ist nach der 0:2 (0:1)-Niederlage geblieben, dass sie dem Favoriten und Drittligisten bis zum Schluss Paroli bieten konnten. „Einen Klassenunterschied habe ich nicht gemerkt“, resümierte SVB-Flügelflitzer Maximilian Zimmer.

Und nun, nach dem Saison-Highlight? Tristesse im Regionalliga-Alltag? Cem Efe schüttelt den Kopf. „Wir haben eine Vision im Kopf und dafür wollen und müssen wir uns sportlich weiterentwickeln“, sagt der SVB-Coach. Es sei nicht nur Aufgabe, für einen guten Tabellenplatz zu sorgen, sondern jedes Spiel als Chance zu begreifen, um Fortschritte zu machen. Und die dringlichste Aufgabe, deren Erfüllung zugleich ein Fortschritt wäre, ergibt sich aus der aktuellen Misere: „Tore schießen und gewinnen“, formuliert Nulldrei-Spielmacher Bilal Cubukcu die Zielstellung für die sechs ausstehenden Regionalligaspiele, von denen das nächste am Sonntag bei der U23 des 1. FC Union Berlin stattfindet (13.30 Uhr).

Über 5000 Zuschauer sahen ein leidenschaftliches Spiel

Das Spiel gegen Energie Cottbus war eine Standortbestimmung, sagt SVB-Präsident Archibald Horlitz. Nicht nur aus sportlicher Sicht. Da hat die gegenwärtige Mannschaft von Cem Efe gesehen, dass der Unterschied zu einem Drittligisten, wie ihn gegenwärtig Cottbus präsentiert, klein gehalten werden kann, wenn Einstellung und Leidenschaft stimmen und ans spielerische Limit gegangen wird. In einem Pokalspiel, das zusätzlich Energien freisetzt, ist das möglich, auf Dauer in einem Liga-Alltag reicht das nicht. Dennoch: „Babelsberg hat gute Fußballer, die Situationen, in denen man nicht eng genug steht, zu nutzen wissen“, lobte Energie-Trainer Stefan Krämer das Kurzpass- und Kombinationsspiel des SVB. Er habe seine Mannschaft wie auf ein Drittliga-Spiel vorbereitet und war, nachdem Nulldrei in der zweiten Halbzeit das Geschehen bestimmte, „heilfroh, als für uns das 2:0 fiel“. Der Unterschied an diesem Abend: „Eine kleine Chance reicht und sie machen ihre Tore“, so Efe über Cottbus.

Auch jenseits des Spielfeldes war die Begegnung der zwei besten Brandenburger Fußballklubs ein Belastungstest für den SVB. 5251 Zuschauer pilgerten ins Karl-Liebknecht-Stadion, von den Getränkeständen wurde laut Horlitz ein Rekordumsatz seit dem Wechsel des Caterers vor zwei Jahren vermeldet. Die Ordnungskräfte kamen, nicht zuletzt wegen der Gefahr durch das permanente Abfeuern von Pyrotechnik, „an ihre Leistungsgrenze“, so Horlitz. Und trotz dieser hitzigen Umstände bemühten sich die Vereinsrepräsentanten, gute Gastgeber zu sein – unter anderem für den Lord Major von Sansibar Town, der seinen gegenwärtigen Besuch in der Partnerstadt Potsdam mit einen Abstecher ins Karli verband. „Ich denke, wir haben das anständig gemeistert“, resümiert Horlitz.

Große Pläne: Der Verein strebt nach oben

Das erste Pokalheimspiel seit sechs Jahren war für den SVB eine interessante Wegmarke. „Wir haben ja einen geheimen Masterplan“, verrät Horlitz. Man liege gegenwärtig im selbst auferlegten Zeitraster. „Im vergangenen Jahr“, so Horlitz, „ging es um das sportliche und wirtschaftliche Überleben.“ Das laufende Jahr diene der Konsolidierung. Sportlich ist der aktuelle Mittelfeldplatz auch das angestrebte Saisonziel. Der Trikot-Sponsor im Pokal-Halbfinale, Mega Top Solar, ist ein Indiz für neues finanzielles Engagement beim SVB. Der nächste Schritt wird folgen: „Es wird nach Saisonschluss einige Spieler geben, die den Verein verlassen“, kündigt Horlitz an. Zum Teil von sich aus, zum Teil, weil es den fußballerischen Ansprüchen nicht mehr genügen wird. „Im nächsten Jahr peilen wir einen Platz unter den Top-Fünf an“, sagt der SVB-Chef. Was dann kommt, lässt er offen. Aber: „Wir wollen künftig Spieler entwickeln, die grundsätzlich in der Lage sein können, in der dritten Liga zu spielen.“ So gesehen kam der Vergleich mit Energie Cottbus im Halbfinale um den Landespokal zwar eine Runde zu früh, als Standortbestimmung aber zum richtigen Zeitpunkt.

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