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SV Babelsberg in Not: „Das ist wirklich bitter für die Jungs“

Coach Dietmar Demuth zur Lage beim SVB

Herr Demuth, dem SV Babelsberg 03 droht der Zwangsabstieg.

Ja das ist richtig. Am Montagabend habe ich in einem persönlichen Gespräch mit dem Vereinspräsidenten Rainer Speer davon erfahren.

Ihre Mannschaft hat ein ganzes Jahr gegen den Abstieg gekämpft, den Landespokal gewonnen und nun das?

Das ist umso bitterer. Wie haben sportlich die beste Saison abgeliefert, die Babelsberg je gesehen hat. Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viel Zuspruch bekommen. Die Mannschaft hat allen Widrigkeiten zum Trotz gezeigt, dass sie gewillt ist, hier dritte Liga zu spielen. Das ist wirklich bitter für die Jungs.

Wie geht es weiter, sogar die Auflösung des Vereins steht im Raum?

Wie es weiter geht, weiß hier momentan keiner. Ich werde jetzt als erstes den Spielern, die ich für die kommende Saison unter Vertrag nehmen wollte, mitteilen, dass sie nicht mehr hierherkommen brauchen. Und den Spielern, die hier Verträge haben, werde ich nahelegen, sich einen neuen Verein zu suchen. Sie sollen schnellstmöglich die Freigabe erhalten.

Gibt es denn noch Möglichkeiten, den Verein zu retten? Im Internet haben Fans vorgeschlagen, Spenden zu sammeln.

Was wollen sie denn spenden, wenn 1,4 Millionen Euro fehlen? Wenn dann geht das nur wie in Dresden, dass die Stadt eine Bürgschaft übernimmt.

Wurde denn mit der Stadt Potsdam schon über solche Möglichkeiten gesprochen?

Nein.

Gibt es Überlegungen, den Vorstand umzubauen?

Der frühere Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen ist ja schon zurückgetreten. Rainer Speer wird sich das sicherlich auch nicht mehr antun und andere auch. Davon gehe ich mal aus.

Wie geht es für Sie weiter?

Das weiß ich noch nicht. Für mich ist das erstmal eine große Lehre. Man ist enttäuscht, das ist ganz klar.

Das ist Ihnen auch noch nicht passiert?

Nein, in der Form noch nicht. Man hat immer was von den anderen Vereinen mitbekommen, wie die kämpfen und jetzt ist man selbst betroffen, das ist schon hart. Man hat ja auch eine gewisse Fürsorgepflicht den Spielern gegenüber, die hier sportlich eine riesen Saison gespielt haben.

Wenn man es nüchtern betrachtet: War die dritte Liga finanziell eine Nummer zu groß für den SVB?

Eigentlich nicht. Wir sind mit dem kleinsten Etat der Liga losgezogen, wir haben gespart, hier und dort. Die Spieler haben nicht überdimensional verdient, wenn man sieht, dass sie woanders das doppelte hätten verdienen können. Man muss der Mannschaft hoch anrechnen, was sie hier für Leistungen abgeliefert hat. Wenn man dann in einer Stadt wie Potsdam das nicht wuppen kann, ist das traurig.

Das Interview führte Tobias Reichelt.

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