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Frauenfußball im „Karli“. Die gemeinsame Nutzung des Karl-Liebknecht-Stadions durch den SV Babelsberg 03 und den FFC Turbine Potsdam ist immer wieder ein Streitpunkt zwischen beiden Vereinen. Ansonsten versteht man sich sehr gut.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg - Die Serie: Zankapfel: Der heilige Rasen

Zwischen dem SV Babelsberg 03 und Turbine Potsdam gibt es Querelen, wenn es um die Stadionnutzung geht – ansonsten verstehen sich beide Vereine aber gut.

Der heilige Rasen. Er wurde zum bedeutenden Zankapfel zwischen den beiden Nutzern des Karl-Liebknecht-Stadions. Das Verhältnis zwischen den beiden wohl bekanntesten Fußball-Vereinen Potsdams, SV Babelsberg 03 und 1. FFC Turbine Potsdam, hat gelitten. Öffentliche Beschuldigungen, Stellungnahmen, Gegendarstellungen, Empörung, Streit, ja sogar Platzsperren prägten den Kontakt der zwei Vereine in der letzten Zeit. Verbaler Schlagabtausch inklusive.

Dabei, sagt Mathias Morack, Geschäftsführer des Frauenfußball-Bundesligisten 1.FFC Turbine Potsdam, sei das Verhältnis „durchaus gut, wenn auch derzeit ausbaufähig“. Die Unruhe der vergangenen Monate beim Stadion-Eigentümer SV Babelsberg 03 habe natürlich auch die Kommunikation zwischen Nulldrei und Turbine belastet. „Da fehlte vor allem Kontinuität bei den handelnden Personen.“ Getroffene Absprachen konnten in einigen Fällen schon deshalb nicht eingehalten werden, weil die verhandelnden Personen aus der SVB-Führung nicht mehr auf ihren Posten waren, die Nachfolger allerdings auch nicht unterrichtet wurden. „So kam es zu Unstimmigkeiten, die dann auch noch nach außen getragen wurden“, bedauert Morack. „Da wünschen wir uns – auch aus eigenem Interesse – dass wieder Ruhe in den SVB und vor allem dessen Führung kommt.“

Morack kennt beide Vereine aus der Innensicht. Als Aktiver spielte er zwischen 1983 und 1986 beim SVB-Vorgängerverein BSG Motor Babelsberg, seit 2006 ist der gelernte Sportfachwirt bei Turbine im Management tätig. „Ich hoffe, dass diese Unstimmigkeiten nun der Vergangenheit angehören“, setzt er einen Vorschuss an Vertrauen in die neue SVB-Führung. Immerhin: „Es ist gut, wenn jemand klare Worte für den Zustand des Vereins findet“, sagt er in Richtung des Notvorstands Archibald Horlitz. Es sei wichtig, dass beim SVB endlich wieder mit einer Stimme nach außen gesprochen werde. „Natürlich muss diskutiert werden, das passiert bei uns auch, aber interne Dinge müssen intern geklärt werden.“

Die Liste der Zwistigkeiten in den vergangenen Monaten hat sich gefüllt. Das „Karli“ wurde 2002 per Erbpachtvertrag an den SV Babelsberg 03 übertragen. Für Turbine gilt ein Vertrag, wonach das Stadion bis 2042 für Punktspiele kostenlos genutzt werden kann. Bei der Sanierung des Stadions im Jahr 2009 bemängelte Turbine fehlendes Mitspracherecht, Babelsberg pochte auf seinen Status als Hausherr. Als die finanzielle Lage des Drittligisten SVB – wieder einmal – prekär wurde, forderte man vom Frauenfußball-Bundesligisten Zahlungen für die Nutzung des Geländes. Dann sollte sich Turbine an der Reparatur der Flutlichtmasten beteiligen – wozu der Frauenfußballverein zwar bereit war, jedoch nur unter Vorlage der tatsächlich entstandenen Kosten. Dazu kam das Rasen-Debakel: Im April 2012 sperrte die UEFA das Stadion für ein Champions- League-Spiel wegen unzumutbarer Spielbedingungen. Die Stadt sprang ein und finanzierte einen neuen Rasen. Im Februar war es dann der damalige SVB-Geschäftsführer, der den Platz für Turbine sperrte – einen Tag vor dem Spiel. All das sorgte für böses Blut und böse Worte zwischen den Vereinen. Aus Turbine-Sicht habe man sich nicht nur stets vertragskonform verhalten, es seien auch freiwillige Zusatzleistungen – auch finanzieller Art – erbracht worden, betont Morack. „Auch das gehört zur Wahrheit", so der Turbine-Geschäftsführer.

Dabei läuft es unter den Spielern der Frauen- und Männerteams reibungslos. „Man besucht sich gegenseitig zu Heimspielen, fiebert mit und feuert an“, weiß der Turbine-Geschäftsführer zu berichten. Und auch im alltäglichen Spielbetrieb habe es „bis auf Kleinigkeiten nie Probleme gegeben“, betont er.

Das sieht auch Björn Laars nicht anders. Der 38-Jährige spielte mit zweijähriger Unterbrechung von 2000 bis 2010 für den SV Babelsberg 03, war nach dem Ende seiner sportlichen Karriere Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des FFC Turbine Potsdam und ist inzwischen Geschäftsstellenleiter des SVB 03. Ein Mann also, der beide Seiten kennt. „Natürlich gibt es hier und da Querelen“, sagt er. „Der Erbbaupachtvertrag wurde damals einfach nicht richtig geregelt. Das ist aber auch das einzige Problem.“ Zwischen den Spielerinnen und Spielern, aber auch zwischen der Vereinsspitze sei die Lage sehr entspannt. Laars und Turbine-Coach Bernd Schröder kennen sich schon ewig, mit Turbines Co-Trainer Jens Heinrich verbindet ihn eine Freundschaft. Vor anderthalb Jahren gab es zur Eröffnung des neu gestalteten „Karli“ ein gemeinsames Stadionfest. „Das hat Spaß gemacht und viele Fans von beiden Vereinen angezogen“, erzählt Björn Laars. „Da sollten wir wieder hinkommen und mal wieder ein paar gemeinsame Sachen machen. Die Überlegungen sind schon da.“

Eine Idee, die auch Roland Schröder unterstützt. Von 2003 bis 2012 war er im SVB-Vorstand unter anderem für die Mitgliederbetreuung zuständig und erinnert sich noch gern an die Stadtmeisterschaften, die bis Anfang der 2000er-Jahre zwischen Turbine und dem SVB mehrmals ausgetragen wurden. „Die Leute wollen guten Frauen- und Männerfußball sehen“, sagt er. „Das ist eine Sache mit Synergieeffekten. Und da sollten wir auch wieder hin.“

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