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SV Babelsberg 03 und seine Fans: Luckenwalde als Trauma in den Köpfen

Der umstrittene Polizeieinsatz gegen Anhänger des SV Babelsberg 03 vor einem Jahr im Landespokalfinale von Luckenwalde wirkt bei den Betroffenen weiterhin nach. Nun wird in Babelsberg die "Traumatisierung von Fußballfans" zu einem Veranstaltungsthema gemacht.

368 Tage ist es mittlerweile her, dass es nach dem Fußball-Landespokalsieg des SV Babelsberg 03 im Luckenwalder Werner-Seelenbinder-Stadion zum umstrittenen und immer noch viel diskutierten Polizeieinsatz gegen Nulldrei-Fans kam. Vergessen wurden die Negativereignisse beim SVB nicht. „Die Bilder von entsetzten Gesichtern, auf dem Boden liegenden Menschen und Hilferufen aus allen Richtungen kommen in diesen Tagen bei vielen wieder hoch“, sagt Max Hennig vom Fanbeirat Babelsberg, der zusammen mit dem Fanprojekt Babelsberg und Verein am heutigen Mittwoch zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Traumatisierungen im Fußball“ einlädt. Beginn ist um 19 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion.

Gäste sind Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte, der Psychologe und Traumaexperte Germar Wochatz aus Potsdam sowie Sozialarbeiter Bastian Schlinck, der bis vor Kurzem noch im Fanprojekt Babelsberg arbeitete. „Wir wissen von einigen Fans, dass sie sich in psychologischer Behandlung befinden. Leider wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig über das sensible Thema der Traumatisierung gesprochen. Wir wollen den Betroffenen helfen und gemeinsam einen Schritt heraus aus der Marginalisierung machen“, so Hennig.

Vorfälle haben "in vielerlei Hinsicht Narben hinterlassen"

Die Veranstaltung ist gleichzeitig Teil der fortgesetzten Aufarbeitung der Geschehnisse in Luckenwalde. Neben dem Fanbeirat sehen es auch der Vorstand des SVB und das Fanprojekt Babelsberg als ihre Aufgabe an, Ansätze zur Wahrnehmung, Verarbeitung und Verhinderung von Traumatisierungen im Fußball zu entwickeln. „Auch wir Gremienmitglieder sowie unsere Ordner haben in Luckenwalde Dinge mitansehen und erleben müssen, die in vieler Hinsicht Narben hinterlassen haben“, sagt der Nulldrei-Sicherheitsbeauftragte Christian Lippold. Sozialarbeiterin Desiree Steinhäußer vom Babelsberger Fanprojekt erklärt, dass ihre Einrichtung „von Beginn an die konstruktive Aufarbeitung begleitet hat und den Fans in ihrem Engagement zur Seite stand“.

Der Polizeieinsatz, selbst Thema im Innenausschuss des Landtages, war jüngst wieder in den Fokus gerückt, als Mitte Mai beide Vereine zum ersten Mal seit der „Schande von Luckenwalde“, wie es in der SVB-Fanszene heißt, wieder im Werner-Seelenbinder-Stadion gegeneinander spielten. „Wir nehmen den Jahrestag zum Anlass, um auf die Traumatisierung von Fußballfans durch willkürliche und exzessive Polizeigewalt hinzuweisen. Wir wollen dabei auch über Handlungsoptionen für Sicherheitskonzepte diskutieren“, sagt Hennig. 

Matthias Schütt

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